Mit heißem Herz

Autor*in
Wildenhain, Michael
ISBN
978-3-423-71234-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
208
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In einer vom Erzähler beobachteten, eher kleineren, Rangelei auf der Schultoilette wird einem “ Gelbkopf” ein Messerstich in den Arm beigebracht. Alle halten dicht. Doch die Schulleitung will weitere Eskalationen verhindern und ordnet das pädagogisch wertvolle Projekt “ Romeo und Julia” an - ein Theaterstück, das alle Betroffenen gemeinsam erarbeiten und aufführen sollen. Doch genau dies wird zum Zentrum der Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Gruppen...

Beurteilungstext

Mit seinem Roman “ Mit heissem Herz” legt Michael Wildenhain ein Buch vor, das genau die Situation beschreibt, die an Großstadtschulen vorherrscht, wo man einen hohen Anteil von Ausländern verzeichnet. Er schildert , wie ein zu Beginn doch recht unbedeutend anmutender Konflikt schon auf der Schultoilette beginnt zu eskalieren. Bernd, der dies von seinem sicheren Versteck in der Kabine beobachtet hat, und hier als ich-Erzähler agiert, ist unsicher und weiß nicht genau, wie er sich positionieren soll. Denn er hat genau gesehen und gehört, wie seine beiden Kumpel, ohne die er nicht durch das Viertel geht, in dem er wohnt, von den sogenannten “ Gelbköpfen”- ausländerfeindlich orientierten deutschen Mitschülern- provoziert wurden und dann gesehen, wie sie versucht haben, seine türkischen Freunde zu erniedrigen. Erst dann sticht Vural Mek, dem rechten Anführer, in den Oberarm. Unausgesprochen bleibt die Bedrohung, die Meks Gruppe mitgebracht hat, im Raum. Allen ist klar, dass dem noch eine offene Auseinandersetzung folgen wird. Bernds Unsicherheit bleibt. Er ist der einzige Deutsche in seinem Freundeskreis.
Die Reaktion der Schulleitung soll pädagogisch eingreifen in die spannungsgeladene Situation: die verfeindeten Gruppen sollen ein Theaterstück gemeinsam einstudieren und aufführen. Und welches Theaterstück wäre denn für diese Situation besser geeignet als Shakespeares “ Romeo und Julia”? Gespannt verfolgt der Leser nun, ob sich die Schulleitung durchzusetzen vermag und ob es gelingt, die Schüler alle in dieses Projekt einzubinden. Erstaunlich wirkt die Tatsache, dass Bernd als Regisseur zu gelingen scheint, woran der Leser seine Zweifel hatte. Und als sich Romeo alias Bernds bester Freund Bora und Julia alias Meks Freundin Xelia ineinander verlieben, beginnt man sich zu fragen, ob das denn gut geht. Von nun an spitzt sich der Konflikt immer mehr zu. Genial verarbeitet der Autor dabei grundsätzliche Handlungsstränge aus “Romeo und Julia”. Sogar komische Elemente kann er seinen jugendlichen Protagonisten abgewinnen, als sie auf Xelias Geburtstagsparty auftauchen und meinen, es wäre eine Pyjamaparty. Doch es ist ein Maskenball - genau wie im Drama. Und während im Original alles glimpflich abläuft, weil der Hausherr keine Eskalation wünscht, passiert genau das Gegenteil bei Xelia. Bernd als Erzähler ist immer noch unsicher in seinen Entscheidungen, hält jedoch zu seinem besten Freund Bora und unternimmt vieles um ihn zu schützen. Dabei hat er auch noch einen ganz persönlichen Konflikt auszufechten. Seine Gefühle für Gözde, Xelias Freundin. Auch hier muss er nachdenken und begegnet immer wieder Mek, der ihn auf seine Seite zu ziehen versucht.
Der Kulminationspunkt ist erreicht, als rechte Schläger mit Masken eine Probe stürmen und die Agierenden mit Baseballschlägern zusammen schlagen, die Kulissen zerstören und Bora in Notwehr einen Freund von Mek mit Vurals Messer niedersticht. Nun handeln die jungen Menschen, nun sind sie gezwungen Entscheidungen zu fällen, die selbst ihren Eltern schwer fallen würden. Nun muss auch Bernd agieren und es gelingt ihm, den Selbstmord Boras zu verhindern, der seine Xelia mit sich nehmen wollte und das auf offener Bühne. Gemeinsam mit seinen Freunden gelingt ihm eine Deeskalation und nun kann der Versuch unternommen werden, die Situation zu klären...
Ein beeindruckendes, spannendes Meisterwerk unserer Zeit, das durchaus seinen Weg in die Klassenzimmer finden sollte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von T-Lie.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Wildenhain, Michael

Wildenhain, Michael

Das schöne Leben und der schnelle Tod

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Alle gegen Lukas

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Leo der Held und der Traum vom Fußball

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Mit heißem Herz

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Blutsbrüder

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Mit heißem Herz

Weiterlesen