Blutsbrüder

Autor*in
Wildenhain, Michael
ISBN
978-3-473-35219-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
252
Verlag
Ravensburger
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Ravensburg
Jahr
2011
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Darius und Hakan gehören zu einer Antifa-Gruppe von Gymnasiasten aus Berlin-Neukölln, die bei ihrer Plakataktion geggen die Faschos fast von diesen erwischt werden. Auch deshalb will Hakan lieber in ihrem Kiez die türkischen und arabischen Kids von Übergriffen und Beleidigungen der Deutschen abhalten. Aber die Gruppe lehnt ab und zerfällt. Doch zwischen Hakan und Emre, dem türkischen Rivalen, kommt es zu einem Kampf -fast - auf Leben und Tod, den Darius durch den Einsatz einer Pistolen beendet.

Beurteilungstext

Wahrscheinlich bin ich die falsche Rezensentin für dieses Buch, denn ich kenne solche Verhältnisse nicht, wie sie Wildenhain in diesem Buch beschreibt, dessen Entstehung durch ein Stipendium durch ein Autorenstipendium der Stiftung Preußische Seehandlung gefördert wurde. Aber Wildenhain hat sich in mehreren Bücher immer wieder mit der Gewalt unter Jugendlichen auseinandergesetzt. 1958 in Berlin geboren, studierte er Informatik und Philosophie, engagierte sich in der Hausbesetzerszene und in antirassistischen Initiativen und als Fußballtrainer für Jugendliche.
In diesem Buch erzählt er aus der Perspektive von Darius, der mit seinem arbeitslosen und schlagenden Alkoholiker-Vater zusammen lebt, aber den Weg aufs Gymnasium geschafft hat und die Tage zählt bis zu seinem 18. Geburtstag, an dem er zu Hause ausziehen wird.
In einem Wechseln von Gegenwartserzählung und Rückblicken entwickelt der Autor die Geschichte der Freundschaft zwischen den beiden Jungen in einer Umwelt, die in den Familie wie auf der Straße und auf dem Schulhof von Gewalt und körperlicher Auseinandersetzung geprägt ist. Vor allem die Kämpfe zwischen den türkischen Jungen und Hakan, dessen Vater Türke ist, der aber bei seiner deutschen Mutter lebt und sich - auch demonstrativ - als Deutscher versteht. Das wird ihm von der türkischen Clique übelgenommen wie auch seine Parteinahme zugunsten von Darius, als beide elfjährig sind. Von da an unternehmen sie vieles zusammen, werden “Blutsbrüder”, kommen in dieselbe Klasse, werden unzertrennlich, reden sogar - selten - über ihre Familien, verlieben sich in dasselbe Mädchen, wobei Hakan Alina gewinnt, die junge politisch bewußte Polin mit Türkisch-Kenntnissen, die zum Angriffspunkt für die türkische Clique um Emre wird. Immer wieder wird die Anmache schon der kleineren Türken gegenüber v.a. deutschen Mädchen und Frauen thematisiert, wie ekelhaft und beleidigend, ja auch bedrohend sie sein kann. Wildenhain zitiert dabei ohne Scheu die Lieblingsausdrücke, so wie es ihm auch in den Dialogen sehr gut gelingt, eine realitätsgetreue Schilderung zu geben. Dagegen wirkt sein erzählender Text an manchen Stellen steif, fast gesteltzt, zu sehr abgesetzt von der Situation dieser Jugendlichen.
Darius nimmt wieder Kontakt auf zu Rike, obwohl er von ihre Zusammenhang mit den Faschos weiß, und erlebt seine erste Liebesbeziehung mit ihr in der Wohnung, in der er nach seinem Auszug aus der Wohnung des Vaters unterkommt.. Diese zerbricht, als er sich entscheidet, Hakan in seinem Kampf gegen Emre zu helfen.
Der erste Kampf zwischen Hakan und Emre endet unentschieden, aber beide sind wild entschlossen, den Kampf fortzusetzen. dabei tauchen bei der zweiten Verabredung gegen Emres Willen seine “Unterstützer “auf, bewaffnet und bereit, den Kampf für Emre zu entscheiden. Nur das Eingreifen Hakans mit der Pistole seines Vaters verhindert dies, sodass die Polizei nur noch die Kontrahenten einsammeln muss.
Und dieser Schluss iritiert mich ebenso wie die unreflektierte Ablehnung von Hakans Vorschlag durch die Gruppe seiner Freunde.
Das Buch liest sich schnell, es ist spannend, mitreißend, gerade auch in den Kampfszenen auf dem verlassenen Teil des alten Friedhofs am Tempelhofer Flugfeld.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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