Mein Opa, sein Holzbein und der Große Krieg Was der Erste Weltkrieg mit uns zu tun hat

Autor*in
Nützel, Nikolaus
ISBN
978-3-8458-2273-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
arsEdition
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Der Autor behandelt im Sachbuch neben seiner Familiengeschichte ausführlich die Hintergründe und Abläufe des ersten Weltkrieges im Hinblick auf die Bedeutung des großen Krieges für heutige Generationen.

Beurteilungstext

Das Buch ist in etliche Kapitel gegliedert, die dem Leser einen geordneten Einblick in die Geschichte des ersten Weltkrieges ermöglichen sollen. Der Titel der einzelnen Kapitel ist leider in einigen Fällen nicht hilfreich zur Erkennung des nachfolgenden Themas.
Der Autor versucht das umfangreiche Thema mit seinen vielen Facetten aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Er geht dabei weniger chronologisch vor, sondern vermittelt ihm wichtige Kernpunkte, die Ursachen und Verlauf des Krieges ausmachten. Oft springt er zeitlich zwischen erstem und zweitem Weltkrieg oder zwischen Weltkriegen und Gegenwart hin und her. Nützel probiert anhand aktueller politischer Geschehnisse die damalige Sicht auf den Krieg zu verstehen und verständlich zu machen. Außerdem möchte der Autor die Geschichte seiner eigenen Familie in die geschichtlichen Entwicklungen einbinden, was an mancher Stelle sehr gut funktioniert, wirkt in einer anderen Passage gekünstelt oder sogar unpassend. Vielleicht hätte der Autor den Fokus des Buches komplett auf seine Großeltern richten müssen und sich auf deren Erfahrungen in dieser Epoche beschränken müssen. Ein chronologischer Verlauf mit Verzicht auf den zweiten Weltkrieg und nachfolgende geschichtliche Auseinandersetzungen wäre möglicherweise begreiflicher gewesen. Denn junge Leser sind über die europäische Geschichte nach dem ersten Weltkrieg mitunter nur geringfügig informiert und können daher solche geschichtlichen Verknüpfungen nicht nachvollziehen.
Dem Autor gelingt es, mit einfachen Worten und einfacher Ausdrucksweise den Inhalt deutlich zu vermitteln. Auch die simple Syntax ermöglicht einen ungehinderten Lesefluss. Die Wortwahl ist häufig weniger sachlich und emotional. Damit rückt der Autor sicherlich näher an den Leser heran. Für ein Sachbuch scheint es häufig unpassend. Einige Ausdrücke, wie „als mein Großvater jung war“, wiederholen sich ständig, obwohl an dieser Stelle kein Zusammenhang zwischen den Ereignissen und dem Großvater besteht. Sie sollen lediglich eine Brücke zwischen der Weltgeschichte und der Familien schlagen, was aber eher verkrampft erscheint. Der Autor wendet häufig das Stilmittel der Frage an, um den Leser zum Nachdenken zu bewegen. Auch hier wiederholen sich Fragestellungen immer wieder, was nicht unbedingt nötig wäre. Die gestellten Fragen sind wirklich gut, um junge Menschen zu bemühen darüber nachzusinnen, wie sie in unterschiedlichen Situationen handeln würden. Dieses Ergebnis macht der Autor jedoch damit zunichte, dass er die Fragen prompt mit einer für ihn richtigen Antwort beantwortet. Nützel packt das Buch voll mit Interpretationen, Vorurteilen und seiner eigenen Meinung. Er lässt wenig Spielraum für eigene Gedanken. Gerade junge Leute, die mit dem Thema Krieg kaum in Berührung gekommen sind, sollten die Möglichkeit bekommen, sich anhand von Fakten ein eigenes Bild zu machen. Der Leser sollte allein entscheiden dürfen, welche Episode er als „witzig“, „geil“ oder „ranzig“ einstuft. Die politische Gesinnung des Autors ist gewiss keine schlechte, sollte in einem Sachbuch für Jugendliche aber einen deutlich geringeren Stellenwert haben. Zusätzlich lässt sich in Frage stellen, ob ein so schauderhaftes Zitat aus dem Buch „Im Westen nichts Neues“ übernommen werden muss. Dieses kann wahrscheinlich wie kein anderes die Gräuel dieses Krieges vermitteln. Ob ein zwölfjähriges Kind damit umgehen kann, ist nicht sicher.
Die Illustrationen sind ein wichtiger Bestandteil des Buches. Gezeigt werden vor allem Fotos, die den Leser in die damalige Zeit zurückversetzen. Außerdem sind Karten abgebildet, mithilfe derer sich der Verlauf des Krieges besser verstehen lässt.
Als zusätzliche Hilfsmittel zur Veranschaulichung dienen Zeittafel, Landkarten und Begriffserklärung am Ende des Buches. Aus der Zeittafel erschließt sich die Abfolge der politischen und kriegerischen Ereignisse. Die Landkarten bilden den Verlauf der Grenzen vor und nach dem Krieg, sowie den Frontverlauf ab. Wesentliche Fachbegriffe werden nochmals erläutert, jedoch nicht ausführlicher als sie im Text schon erklärt wurden.
Der Autor legt ein als Sachbuch gedachtes Werk vor, welches von seiner Familiengeschichte beherrscht wird und von unsachlichen Interpretationen durchzogen ist. Trotz allem ist das Buch reich an geschichtlichen Informationen, die den Leser weiterbilden. Der Wunsch nach Frieden wird herausgearbeitet, was einer der wohl wichtigsten Wünsche der Menschheit sein sollte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 29.06.2018

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