Marcolini oder wie man Günstling wird

Schlagwörter

• Freundschaft
• Gender/Geschlecht
• Historisches

Teaser

Der kurfürstliche Hof in Dresden, Mitte des 18. Jahrhunderts: Marcolini wird Kammerpage des Prinzen Friedrich August. Geschickt behauptet er sich am Hof und gewinnt das Vertrauen des zukünftigen Thronerben.
Zwischen Pagen und Prinz entwickelt sich eine Freundschaft, die beide in ihrem Handeln und Wissen stärkt.
Wird es Marcolini gelingen, die Pläne der Mutter, die ihren Sohn enterben will, zu vereiteln?

Beurteilungstext

Der aus Italien stammende 15-jährige Silberpage Marcolini soll Kammerpage und Begleiter des gleichaltrigen, ungeliebten ältesten Prinzen Friedrich August werden. Marcolini ist nicht unbedingt erfreut darüber, denn der Prinz gilt als schwerfällig an Körper und Geist. Doch da er in der Rangordnung des Hofes aufsteigen will, kommt ihm der Posten gerade recht. Er weiß, dass der enge Kontakt zum Thronerben nur von Vorteil für ihn sein kann.
Lebendig erzählt Karla Schneider wie sich Marcolini am kurfürstlichen Hof behauptet, wie er das Vertrauen des Prinzen gewinnt und alles daran setzt, die Pläne der intriganten Mutter, die statt des ältesten, ihren jüngsten Sohn auf den Thron sehen will, zum Scheitern zu bringen. Zwischen Pagen und Prinz entsteht so etwas wie eine Freundschaft: Marcolini entdeckt im Prinzen einen nachdenklichen und wissbegierigen jungen Mann, der durchaus die Fähigkeiten eines zukünftigen Herrschers besitzt. Und Friedrich August findet unter all den Schmeichlern und Günstlingen am Hofe einen ehrlichen Gefährten, dem er vertrauen kann. Mit dessen Hilfe hat er nicht nur Laufen und Reiten geübt, sondern auch gelernt, selbstsicher Entscheidungen zu treffen.
Die Autorin gibt ihr sorgfältig in die Handlung verpacktes Wissen über Sitten, Hierarchien und Intrigen am Hof an die Leser weiter und setzt zahlreiche Nebenfiguren, die am Fürstenhof in der Mitte des 18. Jahrhunderts leben und arbeiten, in Szene, so z. B. die vier Silberpagen, den alten Kammerdiener des Prinzen, den Gassenjungen Dubski und das Mädchen, in das Marcolini verliebt ist.
Anschaulich schildert sie das rege Treiben in der sächsischen Stadt und setzt dem Glanz des kurfürstlichen Hofes das Elend in den Gassen gegenüber. Die kurfürstlichen Familie lebt zwar noch vom Prunk ihrer berühmten Vorfahren, ihr Land aber ist längst durch die vielen Kriege verarmt und leidet Not.
Vor historischem Hintergrund - Camillo Marcolini war tatsächlich Silberpage am Fürstenhof in Dresden und später sächsischer Minister - spinnt sie eine poetisch-spannende Geschichte, die die Beziehung zwischen dem kleinen Marcolini und dem ernsten Prinzen Friedrich August so einfühlsam beschreibt, dass der Leser für beide große Sympathie hegt und ihnen von Herzen wünscht, dass ihre Pläne in Erfüllung gehen.
Ein fesselndes Buch, dass die Zeit des Barock und der höfischen Intrigen aufleben lässt!