Marcolini oder wie man Günstling wird
- Autor*in
- Schneider, Karla
- ISBN
- 978-3-446-20905-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 416
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 17,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Camillo Marcolini ist Silberpage am sächsischen Herrscherhaus. Das reicht ihm aber nicht. Er will mehr und dazu ist ihm beinahe jedes Mittel recht. Als er zum Kammerpagen des künftigen Regenten befördert wird sieht er seinen ehrgeizigen Traum von Ruhm und Reichtum schon fast erfüllt. Als sich der Kurprinz als sympathisch herausstellt gerät der mit der Mutter des Prinzen vereinbarte Plan, den Prinzen um seinen Thron zu betrügen, jedoch ins Wanken.
Beurteilungstext
Das Buch handelt von einem Jungen der, am Dresdener Fürstenhof gegen Ende des 17. Jahrhunderts, zum Pagen ausgebildet wird. Selbst aus eher einfachen und ärmlichen Verhältnissen stammend möchte der junge Marcolini Ruhm und Reichtum erlangen. Diesen Wunsch stets vor Augen eignet er sich Wissen über die Geschichte, die höfische Gesellschaft und seine Mitstreiter an. Wohl ahnend, dass ihm dieses Wissen irgendwann von Vorteil sein könnte. Auf eben diesen persönlichen Vorteil ist Marcolini stets bedacht. Genauso wie die gesamte höfische Gesellschaft. Jeder versucht sich zu bereichern, auch wenn es auf Kosten anderer geht. Im Verlauf des Buches enttäuscht der Charakter des Marcolini jedoch immer mehr. Anfangs ehrgeizig, selbstgefällig und gegenüber anderen abschätzend erwartet man einen perfekt ausgetüftelten, intriganten und erfolgreichen Plan. Dazu kommt es leider nicht. Vielmehr mausert sich der als einfältig dargestellte Kurprinz zu einem cleveren und selbstbewussten künftigen Regenten. Das höfische Leben voller Intrigen und Machtspielen wird in diesem Buch detailliert und bildlich beschrieben. Wie die vermeintlich reichen Adligen sich der Völlerei hingeben während sich nur wenige Meter daneben das arbeitende Volk sein Essen mehr oder weniger dreist aneignen muss. Man bekommt einen guten Eindruck was hinter dem, nach außen so prunkvoll dargestellten höfischen Leben wirklich steckt. Der Leser ist direkt in das höfische Leben involviert. Die Sprache ist dem zeitlichen Kontext des Buches angemessen. Karla Schneider zeigt meisterlich den Unterschied zwischen der höfischen Sprache und der Sprache des einfachen Volkes. Außerdem beschreibt sie Menschen, Orte und Szenen sehr bildlich und genau. Über weite Strecken gelingt es Karla Schneider mit dem richtigen Maß an Detailliertheit den Leser direkt in die Szene hineinzuversetzen. Es gibt aber immer wieder Szenen in denen diese Ausführlichkeit übertrieben und langatmig wirkt. Da das Buch mit 416 Seiten sehr lang ist, wäre es im Interesse des Lesers, die eine oder andere allzu ausführliche Beschreibung wegzulassen. Dennoch ist das Buch ein gelungener, historischer Roman, der auch erwachsene Leser begeistern kann.