Lulu in der Mitte
- Autor*in
- Friemel, Micha
- ISBN
- 978-3-446-26612-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Gleich, Jacky
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- München
- Jahr
- 2020
- Preis
- 14,00 €
- Bewertung
Teaser
Lulu ist ein Sandwichkind. Sie ist unauffällig, eben anders als ihr großer, erfinderischer Bruder Kaspar oder ihre entzückende kleine Schwester Leonor. Dennoch ist auch sie etwas Besonderes. Dieses Bilderbuch, welches mit wenig Text, dafür aber mit tollen Zeichnungen daherkommt, ist hervorragend geeignet, um ruhige und eher introvertierte Kinder gefühlvoll abzuholen um ihnen aufzuzeigen, weshalb auch sie goldrichtig sind.
Beurteilungstext
Diese Erzählung ist besonders für Kinder mit größeren und kleineren Geschwistern geeignet, die vielleicht noch nicht so genau wissen, warum gerade auch sie etwas ganz Besonderes sind. Auf 14 Doppelseiten im Querformat ist zu jedem kurzen Text, der den etwas chaotischen Tagesablauf einer fünfköpfigen Familie erzählt, eine mit viel Witz und zugleich liebevoll illustrierte Szene zu sehen. In jeder dieser etwas karikativ überspitzt anmutenden Alltagsgeschichten haben Kinder einige Details zu entdecken, die es aber auch zu hinterfragen gilt. Auf diese Weise kann ein wunderbarer Austausch zwischen Kindern und Vorlesendem entstehen.
Der Text, welcher sich im oberen Drittel, etwas abseits der Bilder befindet, ist in großer Schriftgröße in schwarzer Farbe auf weißem Hintergrund gedruckt und dadurch auch für Leseanfänger sehr gut geeignet. Die schlichten Illustrationen wirken, als wären sie recht grob mit Buntstiften gemalt worden, was gerade für Kinder, die selbst noch nicht allzu gut ausmalen oder gar zeichnen können, besonders ansprechend wirken könnte. Es wurde in einem gleichbleibenden Farbschema gearbeitet, welches sich hauptsächlich aus den komplementären Farben orange und blau zusammensetzt.
Die Bilder sind mit vielen, aber nicht zu aufdringlichen Details ausgestattet, die zum Entdecken einladen, sodass es auch beim wiederholten Lesen und Vorlesen nicht langweilig wird. Die Gesichtsausdrücke der Figuren auf den Bildern sind so deutlich gestaltet, dass Kinder auch ohne den dazugehörigen Text die Gefühle gut deuten können und sich so das Geschehen selbst erschließen können. Dazu kommt der interessante Blickwinkel, der die Räume der Wohnung im Querschnitt zeigt. Dadurch wird ein Effekt des Dabeiseins erzeugt.
Dieses Bilderbuch wird dadurch so empfehlenswert, weil die Protagonistin Lulu sich von einem eher unzufriedenen und missmutigen Kind zu einem fröhlichen Mädchen entwickelt, welches sich selbst akzeptiert und seinen Platz in der Familie zu schätzen lernt. Der benannte Plot wirkt zu dem sehr realistisch, so dass es gut vorstellbar ist, dass die dargestellten Konflikte in vielen Familien vorkommen können.
Aufgrund der linearen Erzählweise ist das Dargestellte besonders verständlich und ansprechend für junge Kinder. Außerhalb der eigenen Familie kann das Bilderbuch gut im Kindergarten besprochen werden. Ein Einstieg könnte leicht durch Fragen wie: „Was heißt eigentlich in der Mitte?“ oder „Bin ich auch in der Mitte?“ erfolgen, um die metaphorische Bedeutung zu entschlüsseln.
Gleichzeitig weist die Geschichte neben dem pädagogischen Auftrag keinen aufdringlichen erzieherischen Charakter auf, stattdessen wird die Botschaft dem Kind eher nebenbei und leicht versteckt vermittelt, sodass es diese entziffern und auf sich selbst übertragen muss. Insofern könnte die Geschichte auch noch für die unteren Klassenstufen der Grundschule interessant sein.
(Victoria Adam, Niedersachsen)