Oma Erbse

Autor*in
Friemel, Micha
ISBN
978-3-446-27257-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Gleich, Jacky
Seitenanzahl
32
Verlag
Hanser
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
München/Wien
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Oma liegt im Krankenhaus, sie ist schwer krank. Aber wenn die kleine Leonor mit ihrer Mama zu Besuch kommt, sollen Sorgen keinen Platz haben. Dann wird gesungen und gespielt und der Rollator wird zum Segelboot, mit dem die Piraten übers Meer fahren. Doch irgendwann müssen die Eltern mit Leonor und den Geschwistern über den Tod reden. Bei der Gartenarbeit kommen sie ins Gespräch über Würmer, den Kompost, die neue Saat. Und Leonor findet Bilder, die ihr Trost geben.

Beurteilungstext

In diesem Buch geht es um den Tod und das Abschiednehmen von einem lieben Menschen – und vom Alltag einer Familie mit drei Kindern. Als die Großmutter schwer krank wird, müssen alle lernen mit der neuen Situation klar zu kommen. Wie soll man mit den Kindern darüber sprechen? Oma freut sich, wenn sie im Krankenhaus Besuch von ihrer kleinen Enkeltochter bekommt, für kurze Zeit kann sie ihre Ängste zur Seite schieben. Lieber als übers Sterben spricht sie mit ihr über Piraten und singt Seemannslieder.

Die Mutter ist voller Sorge um Oma, die vor den Kindern nicht über den Tod reden will. ,,Was soll ich denn sagen, wenn sie stirbt?“, fragt sie ihren Mann, als der für die Familie die Pizza auf den Mittagstisch stellt. Bei der gemeinsamen Arbeit im Garten kommen die Kinder mit der Mutter ins Gespräch. Sie beobachten die Würmer auf dem Kompost, sehen wie reinlich der Maiskolben von ihnen geputzt worden ist. Mutter erklärt, dass aus den Gartenabfällen „wunderbare Erde“ für die Aussaat von „Salat, Erbsen, Karotten“ wird.

Durch diese Beobachtungen und Erklärungen findet die kleine Leonor einen Weg, sich auf den Abschied von Oma vorzubereiten. So tröstet sie sich und die Oma: ,,Wir legen dich auf den Kompost, und sobald die Würmer dich gefressen haben, machen wir Erbsen aus dir.“ Zum Glück kann die Oma in dieser Geschichte Leonors Bild aufgreifen. Vielleicht wird sie als Gemüse wieder genießbar, überlegt sie mit ihrer Enkeltochter, danach von einem Pferd gefressen und dadurch selbst zum Pferd. „Dann galoppiere ich um die Welt zu den Sternen.“ Doch vorher wollen die beiden noch unter Omas Bettdecke kuscheln und sich versichern, dass sie sich liebhaben und vermissen werden. „Wirst du für mich singen?“, fragt Oma. Leonor nickt und mit Omas ,,Ich liebe dich" endet das Buch.

Einfühlsam schildert die Autorin diesen schwierigen Abschnitt eines Familienlebens. Das Buch bietet keine einfachen Antworten auf die Frage, wie man mit Kindern über den Tod sprechen kann, und findet doch einen Weg sich damit auseinanderzusetzen. Leonors Familie findet Hilfe durch die Nähe zu der Sterbenden, sowie durch die Gemeinschaft der Familienmitglieder und die Beobachtungen in der Natur. In dieser Geschichte ist es das Kind selbst, das Bilder des Trostes findet. Die Stärke der sterbenden Großmutter besteht darin, das Bild ihrer kleinen Enkeltochter zuzulassen und zu erweitern.

Jacky Gleich illustriert das Geschehen liebevoll und mit genauer Beobachtungsgabe, sie wählt für die ausdrucksstarken Zeichnungen matte Farbtöne. Ihre Figuren lassen die Empfindungen erkennen, der körperliche Verfall der Großmutter wird mutig gezeigt. Trotz der traurigen Ereignisse sind die Bilder nicht ohne Humor: da sind das wilde Spiel mit dem Rollator, ein Familienhund als treuer, witziger Spielkamerad, das starke ‚Traumpferd‘. Am Ende des Buches ist eine fröhliche Leonor im Garten zu sehen, wie sie frisch geerntete Erbsen verspeist… und dabei vielleicht an ihre Oma denkt.

Jedem Mensch ist zu wünschen, dass er ein Bild findet, das ihm in der Zeit eines Verlustes Trost geben kann. Das wird sehr unterschiedlich sein, denn jeder Mensch, jede Beziehung ist anders. Leonor hat ihren Weg, ihre ganz eigenen Erklärungen gefunden. Mit diesem Buch lassen sich Gespräche anstoßen, wie Verbundenheit zwischen den Menschen - auch über den Tod hinaus - aufgebaut und gelebt werden kann, dabei werden vielleicht auch religiöse und philosophische Themen berührt. Als solcher Impuls ist das Buch für Kinder ab etwa vier Jahren und ihre Familien sehr zu empfehlen.


Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Dagmar Haunert; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 13.08.2022

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