Kapitän Seebärs letzte Reise

Autor*in
Herzog, Annette
ISBN
978-3-8000-5284-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bayer, Michael
Seitenanzahl
80
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2007
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
6,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jeden Tag erzählt Großvater seinem Enkel Jonas von Kapitän Seebärs Abenteuern. Als der Großvater überraschend stirbt, ist Jonas sehr wütend und traurig. Und auch der kleine Kapitän Seebär aus der unvollendet gebliebenen Geschichte treibt plötzlich ziellos mit seinem Schiff über das Meer in der Regentonne. Gemeinsam mit dem Mädchen Janina findet Jonas einen Weg, sich von seinem Großvater zu verabschieden und gleichzeitig Kapitän Seebär zu helfen.

Beurteilungstext

Der Tod eines lieben Mitmenschen kommt immer plötzlich, immer zu früh und immer unpassend. Das wissen die Erwachsenen und versuchen oft, ihre eigene Trauer und Verzweiflung mit logischen Argumenten wegzudrücken und die Sprache ihres Herzens zu ignorieren. Kinder können das nicht und wollen das auch oft nicht. Ihr Umgang mit dem Tod ist spontaner, unmittelbarer und ehrlicher. Wie Jonas fühlen sie sich im Stich gelassen, ungerecht behandelt und reagieren mit Wut, Enttäuschung und In-sich-verschließen auf den Schicksalsschlag. Da helfen auch nicht gutgemeinte Ratschläge, sich mit anderen Kindern zu vergnügen oder draußen zur Ablenkung herumzutoben - man will ja gar nicht aus dem Fokus von Selbstmitleid und Verzweiflung ausbrechen.
Das ist hier in einfachen, manchmal fast dürren Worten sehr präzise und nachfühlbar erzählt und beschrieben. Aber Herzog bleibt nicht bei den negativen Gefühlen stehen. Sie macht nicht viel Aufhebens um den Ausweg, berichtet in einer zunächst seltsamen Mischung von Realität und Fantasie vom Kampf des kleinen Kapitäns um seine “Erlösung”, die auch für Jonas die Lösung der drängendsten Probleme beinhaltet: Der Großvater verschwindet nicht grußlos “in der Versenkung” eines Grabes, sondern bricht mit dem Kapitän auf in eine Reise jenseits der Wahrnehmung, ein sinnhaftes neues Leben voller unbekannter Geschichten wartet auf ihn und ermöglicht Jonas einen sonst unmöglichen Abschied mit Wehmut, aber ohne Trauer. Doch gleichzeitig hat er mit dem Mädchen Janina eine neue Freundin gewonnen und einen erneuerten Bezug zu Großvaters ehemaligem Garten, nicht ohne allzu nostalgische Anwandlungen durch aktives “Entrümpeln” vorher selbst beendet zu haben.
Das sind ganze Kaskaden von tiefenpsychologisch verankerten Bildern und Vorgängen, die aber durch einen geradlinigen und schnörkellosen Sprachstil und bewusstes Herunterspielen leicht und dennoch intensiv eingängig sind. Anrührend muss, das zeigt sich hier einmal wieder, nicht gefühlsduselnd und tränenreich bedeuten.
Die realistisch gezeichneten Schwarzweiß-Illustrationen geben der kleinen Geschichte leichter vorstellbare Konturen und Details für die Jungleser, wären aber nicht zwingend erforderlich, um ein verständnisvolles und verständnisweckendes Büchlein zu schaffen. Die Geschichte trägt auch allein.
Etwas unpassend erscheint nur der Reihentext “frech - lustig - spannend” auf dem Cover, dieses Etikett trifft die Seele des Buches nun überhaupt nicht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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