Kaiserschmarrn. Mein genialer Sommer mit Ziege

Autor*in
Leitl, Leonora
ISBN
978-3-948743-08-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Leitl, Leonora
Seitenanzahl
208
Verlag
Kunstanstifter
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Mannheim
Jahr
2022
Lesealter
10-11 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der neunjährige Arthur Wolkensteiner lernt auf einem seiner einsamen Streifzüge durch den Wald die gleichaltrige Fanny und ihren sechs Jahre alten Bruder Freddy Freudenthaler kennen und schließt Freundschaft mit den beiden. Eines Tages frisst die Ziege Seppi der Familie Freudenthaler ein Säckchen mit getrockneten, blauen Blumen, beginnt daraufhin zu sprechen und stellt sich den Kindern als Kaiser Caesar Napoleon Alexander der Größere vor. Nun müssen die drei nicht nur mit seinen großen Ansprüchen fertig werden, sondern ihn auch vor den Erwachsenen verstecken. Dann setzt sich Arthurs Vater in den Kopf, im nahe gelegenen Wald ein exklusives Baumhaus zu bauen, aber er gerät mit seinen Plänen wegen der nicht geklärten Grundstücksgrenzen mit dem Vater von Fanny und Freddy in einen heftigen Streit, der beide Familien sehr belastet. Kann das ganze Durcheinander zu einem guten Ende führen?

Beurteilungstext

In dem Jugendroman „Kaiserschmarrn“ erzählt die österreichische Autorin Leonora Leitl eine abenteuerliche, skurrile Geschichte, angereichert mit phantastischen Elementen. Um die verwendeten Ausdrücke aus dem österreichischen Sprachgebrauch verstehen zu können, gibt es am Anfang ein Glossar. Das Buch ist unterteilt in 19 Kapitel, die jeweils mit einer prägnant formulierten Überschrift versehen sind. Es umfasst 208 Seiten, ein Inhaltsverzeichnis gibt es nicht.

Schon die Gestaltung des farbenfrohen Covers und der ebenso bunt gestalteten Vor- und Nachsatzblätter zeigt, dass hier eine Illustratorin mit großem Faible für intensive, kontrastreiche Farben ihre Handschrift hinterlassen hat. So verdeutlichen die oft ganzseitigen, klar umrissenen und ausdrucksstarken Bilder auf anschauliche Weise den Inhalt des Textes.

Der neun Jahre alte Ich-Erzähler Arthur Wolkensteiner berichtet in den ersten fünf Kapiteln zunächst hauptsächlich von seiner Familie, die noch nicht lange in der unmittelbaren Nähe des Waldes in einem supermodernen Haus, dem Schachtelhaus, lebt. Der Vater ist Architekt, die Mutter Zahnärztin, und beide haben wenig Zeit für ihn. Der fünfzehnjährige Bruder Oswald, genannt Ossi, vergräbt sich hauptsächlich in seinem Zimmer oder ärgert seinen kleineren Bruder. Aber die Haushälterin Ernestine ist ein Engel. „Ossi und ich dürfen Erni zu ihr sagen und wir beide lieben sie über alles.“ (S. 14) Immer wieder gibt Arthur Einblicke in sein Gefühlsleben und seine Gedanken und bietet so den Leser*innen Identifikationsmöglichkeiten. Selbst die Angst einflößende Begegnung mit einem mysteriösen „Waldmenschen“ hält Arthur nicht davon ab, weiter allein den Wald zu erkunden. Eines Tages entdeckt er eine stabil gebaute Hütte und begegnet dort der gleichaltrigen Fanny und ihrem sechs Jahren alten Bruder Freddy. Schnell werden sie Freunde und verbringen ihre freie Zeit miteinander.

Ein erster Höhepunkt im Geschehen ergibt sich, als die Ziege Seppi der Familie Freudenthaler nach dem Genuss eines kleinen Säckchens mit getrockneten, blauen Blumen plötzlich zu sprechen anfängt und sich als Kaiser Caesar Napoleon Alexander der Größere vorstellt. Sie spricht nicht nur wie eine kaiserliche Hoheit, sie möchte auch wie eine solche behandelt und bedient werden. Weil die Kinder wegen der gefressenen Blüten ein schlechtes Gewissen haben, beschließen sie, den Kaiser vor den anderen Familienmitgliedern zu verheimlichen. So beginnt ein Versteckspiel, das für die drei immer komplizierter wird. Als dann Arthurs Vater mit ihm zusammen für sein Baumhausprojekt den Bauplatz im Wald aussuchen will, begegnen sich dort unverhofft die beiden Väter und geraten in ein sehr heftiges Wortgefecht über die völlig ungeklärten Grundstücksgrenzen. Damit steuert die Geschichte auf einen neuen Höhepunkt zu.

Im Prinzip bietet dieses Buch eine unterhaltsame Lektüre, lustig und kurzweilig in salopper Sprache erzählt. Doch besonders ab dem Beginn des Streits zwischen den Familienvätern bekommt man im Verlaufe des weiteren Geschehens das Gefühl, dass dieses Buch „überladen“ ist. Auffallend sind z.B. die vielen Gegensätze, mit denen die Autorin arbeitet: Die sehr unterschiedlichen Häuser, in denen die beiden Familien leben; Die Farben, mit denen sich die Familien umgeben: Bei Familie Freudenthaler eine „Variation bunt und bunt“ (S. 42), bei Familie Wolkensteiner eine „ausgewogene Komposition“ (S. 41). Die beiden extrem verschiedenen Väter: Hier der Schamane, der Naturmensch, dort der Architekt, kühl und berechnend.

Weiter fallen die zwar sehr sympathischen, aber doch auch recht altklugen Kinder Fanny und Freddy (Hobbyarchäologe und Superhirn) auf, die alle Fragen, die Arthur ihnen über ihren Vater stellt, souverän beantworten können, z.B.: Was ist ein Traumfänger, das dritte Auge oder der Voodoo-Zauber? Dazu kommen Frauenpower, Artenschutz, ein archäologischer Fund und anderes mehr. Schließlich nimmt die Geschichte mit dem Streit um die Grundstücksgrenzen und die damit verbundenen Versuche einer Klärung nicht nur sehr übertriebene Züge an, sondern sie gerät zum Ende hin zu einem reichlich klamaukigen Szenario, das nicht mehr glaubhaft erscheint.

Eine Sache, die als befremdlich und grenzwertig einzuordnen ist, muss auf jeden Fall noch thematisiert werden: Es wird beschrieben, dass Arthur heimlich im Handy seines Vaters dessen Tagebuchnotizen liest und abschreibt. Dies ist ein Vertrauensbruch, der absolut nicht zu akzeptieren ist. Man kann nur hoffen, dass das die Leser*innen genauso kritisch sehen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von MlMs; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 20.03.2023

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