Irgendwo -Nirgendwo - Die Geschichte einer Flucht

Autor*in
Heuck, Sigrid
ISBN
978-3-522-17671-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schütte, Niklas (Einbd.)
Seitenanzahl
395
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In einem abgelegenen Tal des Hindukusch lebt die Familie der Geschwister Bashir (ca. 13) und Dunja (ca. 10): Großvater Rassem, die Mutter Nasrin und die kleine Schwester Shirin. Der Vater, vom Regime als Spion verdächtigt, wurde gesteinigt. Angesichts eines nahenden Krieges drängt der Großvater auf Flucht aus der Heimat Afghanistan. Eine abenteuerliche Flucht beginnt, die nach vielen Monaten in England endet und die nur Bashir und Dunja überleben.

Beurteilungstext

Aus der Abgeschiedenheit eines abgelegenen Tales im Hinduskusch werden die halbwüchsigen Geschwister herausgerissen und in den lebensgefährlichen Wirbel einer abenteuerlichen Flucht geworfen, die sie über Pakistan, Sri Lanka, Indonesien, Neuseeland, Mittelamerika, Marokko, Spanien, Frankreich schließlich nach London führt, wo der Bruder ihres Vaters lebt und sie aufnimmt. Die Flucht nimmt ihnen zunächst die kleine Schwester, die den Strapazen nicht gewachsen ist; später ertrinken Mutter und Großvater vor ihren Augen. Angst, Gefahr, Hunger, Erniedrigungen sind ihre ständigen Begleiter, doch sie finden auch immer wieder Menschen, die es gut mit ihnen meinen und ihnen helfen. Großvaters Ring, in Dunjas langen Zopf eingeflochten, gibt ihnen als magischer Talisman Kraft und Mut in schier ausweglosen Situationen. Die Geschwister selbst reifen an ihren Erfahrungen.
Was sich an Not, Tod, Gefahr, Hunger, Elend hinter weihnachtlichen Spendenaufrufen verbirgt, hat die bekannte Autorin in einer Fluchtgeschichte hautnah verlebendigt. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf den beiden halbwüchsigen Kindern Bashir und Dunja, die sie auf ihrem langen, gefahrvollen Fluchtweg begleitet. Mit kraftvoller Imagination beschreibt die Autorin präzise und unsentimental die heimische Hindukusch-Berge, die Weite der Meere, die die Kinder durchmessen, die Straßen und Städte, die sie durchqueren und die fremden Landschaften, die sie (meist zu Fuß) erwandern müssen. Als Illegale ohne Pässe und meist ohne Geld können sie nur selten öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Viel Sorgfalt und Einfühlungsvermögen verwendet die Autorin auf die Charakterisierung ihrer jungen Protagonisten, wobei einerseits die traditionelle Rollenverteilung in moslemischen Familien (der Bruder ist für die Schwester verantwortlich) unterstrichen, andererseits aber auch die zunehmende Emanzipation des Mädchens, ihre notgedrungen entwickelte wachsende Gewitzheit und Cleverness heraus gearbeitet werden. Auch Nebenfiguren werden mit präzisem Zugriff porträtiert.
Mit Hilfe der lebendigen, geschmeidigen Sprache der Autorin entsteht so eine ebenso spannende wie anrührende Fluchtgeschichte ohne falsche Sentimentalität. Allerdings brauchen die jungen Leser/innen (ab ca. 12 J.) einen “langen Atem”, um über 395 Seiten den beiden Geschwistern zu folgen! Man wünscht dem Buch nicht nur zahlreiche Leser, sondern auch eine vielseitige und nachhaltige Diskussion über seine Thematik: das Elend jugendlicher Flüchtlinge weltweit.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPKim.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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