E-Mails aus Afrika

Autor*in
Heuck, Sigrid
ISBN
978-3-522-17950-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als Lilli von ihrem Vater Hanno erfährt, dass er zu Forschungszwecken für einige Monate nach Afrika reisen muss, bricht für sie die Welt zusammen. Da ihre Mutter vor wenigen Jahren gestorben ist, hat sie nur noch Oma, die sich um sie kümmert. Aber dank der Möglichkeit e-mails zu verschicken, ist sie fast immer informiert, was der Vater macht.

Beurteilungstext

Auch wenn der Vater Lilli immer wieder in seinen Mails versichert, dass er sie vermisst und viel an sie denkt, ist die Situation für das zehnjährige Mädchen, das seine ersten Wochen und Monate in der neuen Schule, dem Goethegymnasium, bewältigen muss, alles andere als leicht. Oma sorgt zwar für ihr Wohl, aber auch sie unternimmt einiges, damit ihr, die ihren Job Lilli und Hanno zuliebe aufgegeben hat, das Hausfrauendasein nicht zu langweilig wird. Sehr ausführlich erzählt der Vater über seine Unternehmungen im fernen Gambia, seinen Forschungen über die Mücken, die die Flussblindheit übertragen, doch für die Nöte und Sorgen Lillis zeigt er recht wenig Interesse, bleibt diesbezüglich eher in Allgemeinfloskeln hängen. Lilli dagegen interessiert sich sehr für die Menschen, mit denen ihr Vater Kontakt hat, sie nimmt Anteil an dem Schicksal eines Mädchens, dessen Augenlicht zum Glück gerettet werden kann, und initiiert sogar eine Stoffsammelaktion, damit die Mutter der kleinen Almesi, Puppen nähen und verkaufen kann. Ihre Mails geben ihre Ängste und Sorgen wieder, ihre Probleme, sich in der neuen Klasse zurecht zu finden. Als sie sich mit Aki, dessen Vater aus Mali stammt und dessen Mutter Deutsche ist, näher befreundet, werden die beiden von den anderen Schülern ausgegrenzt. Besonders Aki ist die Zielscheibe von Hänseleien, Gewalttaten und Mobbingaktionen. Ein eher erschreckendes Bild wird von den Lehrern gezeichnet. Als Aki von einem Mitschüler verprügelt wird, verarztet ihn zwar die Klassenlehrerin und der Mitschüler bekommt einen Klassenbucheintrag - mehr passiert aber nicht. Dass damit die ‚mobbenden' Mitschüler Oberhand gewonnen haben, ist eindeutig. Das geht sogar so weit, dass dem Wunsch einer Mutter, ihren Jungen nicht neben Aki sitzen zu lassen, Rechnung getragen wird. Zum Glück von Aki setzt sich Lilli neben ihn, was aber die Situation für beide nicht vereinfacht. Den Höhepunkt der Gemeinheiten bildet die bewusste Irreführung von Lilli und Aki bei einer Waldaktion, bei der ihnen ein falscher Treffpunkt mitgeteilt wird. Die beiden Kinder warten lange Zeit in dem ihnen unbekannten Wald, bis sie durch Zufall ein Förster findet, der sich auf die Suche nach den inzwischen Vermissten begeben hat. Dass hier nun dringender Handlungsbedarf besteht, müsste wohl auch dem Vater klar sein. Warum er sich nicht mit der Oma oder der Schule in Verbindung setzt, wird nicht thematisiert. Er scheint sich mehr für seine Forschungserfolge zu interessieren. Lilli und Aki meistern die Situation mit Hilfe eines Referats über die Flussblindheit und können dabei auch die Mitschüler für eine Stoffsammelaktion gewinnen. Das Eis scheint gebrochen, Lilli findet Anschluss bei den anderen Mädchen, auch Aki wird nun von den Jungen in der Klasse akzeptiert. Aber nicht nur in der Schule gibt es ein Happy End, auch im Privaten: Hanno bringt seine Kollegin Ana Kumani aus Gambia mit nach Deutschland, wo sie ihre Forschungen auswerten wollen. Lilli ahnt es schon, als der Vater sie fragt, ob sie einverstanden sei, wenn er Ana heiraten würde. Sie gibt sich völlig gelassen, die trotzige Reaktion, die der Leser zu Beginn des Buches erlebt hat, scheint völlig vergessen.
Das Buch vermittelt in interessant gestalteter Form Informationen über die Flussblindheit, ad der weltweit Millionen von Menschen erkrankt sind. In dieser Hinsicht ist das Buch empfehlenswert. Die Art und Weise, wie in der Geschichte die Erwachsenen ihren Verantwortlichkeiten nachkommen und sich für die Belange der ihnen anvertrauten Kinder, das gilt sowohl für den Vater, die Oma als auch die Lehrer, einsetzen, ist alles andere als akzeptabel. Hier wünschte ich mir mehr Verständnis und Anteilnahme, eine engere Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule. Dieser Aspekt sollte, wenn das Buch als Klassenlektüre gelesen werden würde, unbedingt angesprochen werden, auch die Mobbingaktionen der Mitschüler gegenüber einem Kind mit Migrationshintergrund. Insofern ließen sich viele verschiedene Aspekte an dem Buch erarbeiten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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