Im Tal der Götter

Autor*in
Haaf, ten
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
208
Verlag
Pattloch bei Droemer
Gattung
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Für Barnd, Sohn des Stammesführers der Falen, ist der Sommer 718 n. Chr. voller Sorgen: seine Mutter droht nach der Geburt seines Burders zu sterben; ein Fremder, der sie zu einem neuen Glauben bekehren will, bringt Zwiespalt; er darf Freundin Gelsa kaum noch sehen, weil sich die Väter nicht verstehen; eine Missernte droht. Der Nachbarstamm als auch die Franken planen, ihr Tal zu erobern. Barnd macht sich auf, um Hilfe für seine Mutter zu suchen.

Beurteilungstext

Beurteilung
Ten Haaf präsentiert einen historischen Jugendroman, der die Christanisierung Germaniens zum Kern der Handlung macht. Fiktionale und historische Elemente werden elegant verwoben, was wesentlich zur Personalisierung der geschichtlichen Ereignisse beiträgt. Ein Leser von 12 bis 14 Jahren gewinnt durch die Handlung und Perspektive des 11jährigen Barnd einen intensiven Eindruck von den gesellschaftlichen und geographisch-machtpolitischenVerhältnissen, die im frühen Mittelalter Westeuropas am Übergang zur Christianisierung herrschten.
Geschickt legt der Autor Handlungsstränge wie Schalen um einen unbedeutend wirkenden Keim, der das Plot steuert: der irische Mönch Jonas wird als unbewaffneter Fremder auf fälischem Territorium aufgegriffen und -halb als Gefangener, halb als Gast - mit Argwohn betrachtet, da er einen neuen Glauben predigt, der die Vielgötterei der Germanen ablösen soll. Da die Idee nicht viel Rückhalt findet, muss der Fremde außerhalb des Dorfes leben und tangiert die Handlung scheinbar nur periphär.
Wichtig scheint, Barnds Mutter vor dem Tod im Kindbett zu bewahren, die feindlichen Stämme abzuwehren und eine gute Ernte einzufahren, um für den Winter genügend Nahrung zu haben. Doch mit Fortgang der Handlung um Barnd, den Protagonisten, wird deutlich, dass Glaube mit allen Bereichen des Lebens untrennbar verbunden ist: nur die Götter können Barnds Mutter gesunden lassen. Den Göttern wird geopfert, um Regen zu bringen. Götter werden um Beistand im Kampf gegen Feinde gebeten und selbst der Mönch Jonas soll durch die Götter bewegt werden, abzulassen von der Verbreitung des christlichen Glaubens. Das Thema Glauben vernetzt alle Handlungsstränge auf einer sekundären Ebene, auf primärer Ebene passieren die Ereignisse hintereinander oder parallel und könnten aus irgendeiner Dorfchronik stammen, hätte es um 700 solche Aufzeichnungen gegeben.
Dadurch wird auch einem Leser ohne Vorwissen eindrücklich nahegebracht, wie anders Menschen vor knapp 1400 Jahren gelebt haben, welche Bezugspunkte von Wichtigkeit waren und dass Überleben von ganz anderen Faktoren abhing als in der heutigen westlichen Gesellschaft. Einerseits bestimmen Wissen, Technologien und Herrschaftsform wesentlich das Weltbild einer Gesellschaft, andererseits war eine Gesellschaft zur Weiterentwicklung und Bewältigung von Krisen schon immer auf tolerante, fuer Neues aufgeschlossene Mitglieder angewiesen. Dieses Fazit wird beinahe im Vorbeigehen vermittelt.
Das historische Thema wird im Layout des Buches fortgesetzt: der Einband ist aufgemacht wie ein in Leder gebundenes Buch mit Holzrücken, die Seiten wie vergilbtes Pergament, dessen Ränder durch die Zeit fleckig und rissig geworden sind. Nicht ganz stimmig scheinen die Illustrationen, die jedes neue Kaptiel einleiten: sie bringen als Aquarelle ein Motiv zu Papier, das für das jeweilige Kapitel eine Rolle spielt, was aber nicht zum Stil des Buches als "Pergament" passt. Vielleicht wäre mehr Atmosphäre ohne die Farbillustrationen zu vermitteln.
Die mitgelieferte Skizze der Einflussgebiete westeuropäischer Volksstämme wie auch des Dorfes (ebenfalls als braunes Pergament aufgemacht) sowieso das Runenalphabet als Lesezeichen komplettieren das Buch als Anreiz für jugendliche Leser.
Ten Haaf vermittelt geschichtliches Wissen auf spannende Weise für Teenager und fügt Endnoten an, um einige geschichtliche Begriffe zu erläutern und zu klären, welche Teile Fiktion sind. Dieser Apparat könnte ausführlicher sein, die germanische Götterwelt wie auch die Machtverhältnisse in Westeuropa sind interessant genug, um ausführlicher erklärt zu werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von EHU.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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