Ich wünschte, ich könnte dich hassen

Autor*in
Christopher, Lucy
ISBN
978-3-551-52008-1
Übersetzer*in
Schäfer, Beate
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
367
Verlag
Carlsen
Gattung
Krimi
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die Geschichte einer Entführung

Beurteilungstext

Die 16-jährige Gemma Toombs wird in Bangkok am Flughafen entführt und in die australische Wüste in ein primitives Blockhaus verschleppt. Der ca. neun Jahre ältere Tyler Mac-Farlane hat die Entführung von langer Hand sorgfältig geplant. Er hat Gemma als 10jährige in einem Park in London kennengelernt. Er hat sie ausgewählt, weil sie freundlich zu dem damals verwahrlosten Jungen war und weil sie seiner Mutter ähnlich sah. Er beobachtete sie, konnte sie unauffällig beschützen und wollte sie dann aus dem seiner Meinung nach schädlichen, städtischen Umfeld befreien. Diese Hintergründe und weitere Details aus seinem schwierigen, unglücklichen Leben offenbart er Gemma im Laufe ihrer etwa fünf Wochen dauernden gemeinsamen Zeit in der Wüste. - Gemma wird von ihm unter dramatischen Umständen freigelassen, aber die Ereignisse haben ihr Leben verändert. Psychologen vermuten, dass sie unter dem ”Stockholm Syndrom” leidet. Um sich über ihre Gefühle im Klaren zu werden und die Erlebnisse zu verarbeiten, beginnt sie zu schreiben. Der vorliegende Roman ist also ein Tagebuch und ein langer Brief an Tyler, ihren Entführer, damit auch er begreift, was mit ihr geschehen ist. Konsequent in der Ich-Form, aus der Perspektive des Opfers erzählt, wird deutlich, wie es langsam zu einer positiven emotionalen Bindung an den Täter gekommen ist. Der junge Mann wird von ihr gehasst, aber auch als sehr attraktiv und männlich beschrieben. Er agiert in der ihm vertrauten, aber für Gemma total lebensfeindlichen Umgebung wie ein “Superman” (S. 165). Er beherrscht die Natur, zähmt ein wildes Kamel, kennt die Pflanzen und verwendet sie als Nahrung und Medizin. Er rettet Gemma und öffnet ihr die Augen für die Schönheit der Wüste. Seine Liebe zu dieser fremdartigen Landschaft kann er ausdrücken in einer Art Kunst (Körper- und Raumbemalung), die Gemma fasziniert. Auch der Leser findet Tyler am Ende durchaus sympathisch, ist unsicher, ob es mehr um die Entführung oder um eine ganz ungewöhnliche Liebesgeschichte geht. “Und dann hast du mich zu dir hingezogen. Sanft und behutsam hast du mich bei den Schultern genommen, mich aufgerichtet und zu dir hingeführt. Wie in Zeitlupe sank ich in deine Umarmung, so kam es mir zumindest vor.” (S. 288) Der Titel “Ich wünschte, ich könnte dich hassen” vermittelt sehr gut die Ambivalenz der Empfindungen. Der Roman ist ungemein spannend und vorwärtsdrängend geschrieben. Die Protagonistin versteht es, ihre Gefühle: Verzweiflung und Hoffnung, ihre Eindrücke anschaulich zu schildern. Die Sprache ist sehr suggestiv. Anaphorische Satzreihen, Parallelismen und Wortwiederholungen verleihen dem Text große Intensität. Ein außergewöhnliches Buch! - wahrscheinlich vor allem für Mädchen, die heimlich von einem Superman träumen. Hier läßt sich pädagogisch anknüpfen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von PF.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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