Herzsteine

Autor*in
Jansen, Hanna
ISBN
978-3-7795-0374-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
201
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Ort
Wuppertal
Jahr
2012
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sams Mutter Fe ist eine durch den Völkermord in Ruanda traumatisierte Frau. Die Hilfen, die ihr die Familie in Deutschland geben kann, reichen nicht mehr aus. Sie reist alleine nach Ruanda, wo sie auf unbestimmte Zeit bleiben will. Samuel, der zwischenzeitlich eine vorsichtige Liebesbeziehung zu der gleichaltrigen Enna aufgebaut hat, besucht sie dort und es entsteht eine neue Beziehung zwischen Mutter und Sohn.

Beurteilungstext

Hanna Jansen nimmt seit vielen Jahren Pflegekinder aus aller Welt in ihrer Familie auf, darunter sind immer wieder auch Kinder und Jugendliche aus Kriegs- und Bürgerkriegsländern, wie z.B. aus dem durch den Völkermord 1994 tief gezeichneten Ruanda. Ihr Roman ""Über tausend Hügel wandere ich mit dir"" (2002 erschienen), den sie zusammen mit einer ihrer Pflegetöchter aus diesem Land geschrieben hat, ist eines der eindringlichsten literarischen Zeugnisse über das, was die Menschen - und vor allem die Kinder - dort erleben mussten.
In ""Herzsteine"" nähert sie sich ihrem Thema Traumatisierung über die Familien und Beziehungsgeschichte eines ""Nachgeborenen"", dem 16jährigen Samuel und seiner Mutter Fe(lizitas). Die Handlung setzt ein, als für Samuel und seinen Vater immer deutlicher wird, dass Fe immer mehr aus dem gewohnten Alltag herausfällt und das bisher beschwiegene Trauma sie zunehmend quält. Die Heilungsversuche des Vaters helfen nicht mehr, auch nicht die Auszeit auf Sylt. Im Gegenteil, dort eskaliert die Situation und Fe verlässt ihre deutsche Familie auf unbestimmte Zeit, indem sie alleine nach Ruanda reist, auf den Spuren ihrer ruandischen Familie und auf der Suche nach den Wurzeln in ihrem Dorf. Sam fühlt sich ebenso wie seine Mutter auf Sylt alles andere als heimisch, entwickelt aber eine zarte, intensive und ihn durch die folgenden Ereignisse tragende Liebe zu Enna, die wie er ein Außenseiter in den schulischen Cliquen ist.
Im ersten Teil des Romans (""Die Insel"") entfaltet sich rückblickend Felizitas' Geschichte von ihrer glücklichen Kindheit in Ruanda, über den grausamen Verlust ihrer Familie und ihrer Flucht. Parallel dazu und den Hauptteil des Textes tragend, entwickeln sich Sams Geschichte als heute und hier lebender Jugendlicher, dem es gar nicht gefällt, dass er seine vertraute Schule und die Freunde ein Hamburg zurücklassen muss. Die beiden Teile werden mit dem treffend benannten Kapitel ""Transition"" (als Transit oder Übergang) miteinander verbunden. Und dieser Titel ist hier ganz wörtlich gemeint - Fe gelingt die Flucht aus Ruanda, sie kommt in Europa an, Sam und sein Vater reisen in die andere Richtung und kommen dann im zweiten Teil (""Der andere Kontinent"") in Ruandas Hauptstadt Kigali an.
Dort setzt die Autorin die Parallelerzählung fort, wobei hier Sams Eindrücke. Erlebnisse und Gedanken in dem ""Tagebuch für Enna"", seine Freundin auf Sylt, im Mittelpunkt stehen. Neben abenteuerlichen Erlebnissen mit dem gleichaltrigen Jean-Baptiste gelingt es Sam und seiner Mutter einen neuen Zugang zueinander zu finden.
Dabei gelingt es Jansen durchgängig, sowohl was die Erzählkonstruktion, die Charakterisierung der Figuren und das Handlungskonzept angeht, glaubwürdig und echt zu bleiben - Traumata heilen nicht einfach und ein Happy End für die Familie gibt es nicht. Der Roman endet mit einem vorsichtig optimistischer Schluss, der eine eigenständige Perspektive und zugleich eine neuen Verbundenheit für Mutter und Sohn andeutet.
""Herzsteine"" ist ein vielschichtiger, gut erzählter und komponierter Jugendroman, der sich wegen seines differenzierten und sensiblen Blicks auf Menschen, die von den schrecklichen Folgen von Krieg und Völkermord direkt und indirekt betroffen sind, besonders für die schulische Lektüre und Diskussion (fächerübergreifend.Deutsch/GL/Ethik) empfiehlt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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