Herr der Zeiten
- Autor*in
- Kunst, Marco
- ISBN
- 978-3-8369-5899-8
- Übersetzer*in
- Erdorf, Rold
- Ori. Sprache
- Holländisch/Niederlä
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 393
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 19,95 €
- Bewertung
Teaser
Beeindruckender Roman über das Leben und den Tod, erzählt in zwei Haupterzählsträngen, welche sich vom 17. Jahrhundert bis in das 21. Jahrhundert ziehen. Anspruchsvoll zu lesen, aber belohnt mit eindrucksvollem Sprachstil und einer komplexen, stringenten Handlung.
Beurteilungstext
Im Jahre 1670 starten Wessel und sein Vater Experimente, welche alles Wissen über die Naturgesetze außer Kraft setzen sollen. Mittels einer Erfindung machen sie die Lebenslinien eines Menschen sichtbar und können damit vorhersagen, wie lange dieser noch zu leben hat. Nach dem Tod der Mutter erkennt Wessels Vater, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hat. Um seinem Schicksal zu entgehen, bringt er sich selbst um und versucht daraufhin –festgehalten in einem unsterblichen Leben ohne Lebenslinie und damit ohne Empfindungen – alles Wissen über das Jenseits zu erfassen. Es entsteht ein Spalt zwischen dem Hier und dem Jenseits. Wessel folgt seiner großen Liebe Lykke durch den Spalt, die durch Wessels Vater zu Tode gekommen ist, wird aber von seinem Vater zurückgeholt und dient nur noch als Werkzeug und Handlanger für seinen wahnsinnig gewordenen Vater. Während der Spalt immer größer wird und droht, ganz Amsterdam zu verschlingen, verliebt sich Wessel im 21. Jahrhundert erneut und lernt wieder Gefühle zu empfinden und das Leben zu leben. Wessel versucht sich dem Einfluss des Vaters zu entziehen und die große Katastrophe zu verhindern.
Marco Kunst beschreibt detailliert ein Gedankenexperiment rund um das Leben und den Tod, um die unstillbare Sehnsucht, das Leben und die Lebenslänge greifen und kontrollieren zu können. Besonders die den umfassenden Teil des Buches beherrschenden Seiten beginnend im 17. Jahrhundert und sich weiterentwickelnd mit der Geschichte von Vater und Sohn sind packend und authentisch geschrieben. Es wird weniger die Lebenssituation des entsprechenden Jahrhunderts beschrieben. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf den (natur-)wissenschaftlichen Entwicklungen der Zeit. Immer wieder treffen Wessel und sein Vater bedeutende und real existierende Persönlichkeiten der Wissenschaft, wie zum Beispiel Spinoza.
Die Orientierung zwischen den Zeiten wird erleichtert durch den Aufdruck des jeweiligen Jahres in den 53 Kapiteln. Die Kapitel besitzen jeweils eine eigene Überschrift. Während die einzelnen Erzählstränge zu Beginn nicht gleich greifbar sind, ergeben sie im Laufe des Romans einen stringenten Handlungskomplex.
Dieser Roman erwartet vom Leser Interesse an der Thematik und ein gewisses Durchhaltevermögen. Auch wenn die Thematik äußerst interessant ist, so erfordert das Buch, dass man sich darauf einlässt. Dann belohnt es jedoch mit fesselnden Ideen und vielseitigen sprachlichen Mitteln.