Herr der Zeiten

Autor*in
Kunst, Marco
ISBN
978-3-8369-5899-8
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
400
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Fantastik
Ort
Hildesheim
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Jahre 1670 arbeitet der Arzt Zacharias Kroonsz an einer besonderen Erfindung: Er möchte die „Lebenslinien“ der Menschen sichtbar machen, um ihre verbleibende Zeit zu erkennen. Doch der Versuch gerät außer Kontrolle und die Folgen reichen bis in das Jahr 2014.

Beurteilungstext

Der Klappentext verspricht „Ein fesselnder Ideenroman, der unter die Haut geht. Und der die großen Fragen stellt: nach Leben und Tod, Zeit und Raum.“ Dieses Versprechen wird leider nur zum Teil eingelöst. Freilich werden die großen Fragen in das Zentrum der Handlung gestellt. Mitte des 17. Jahrhunderts versucht der niederländische Arzt, dem Geheimnis der Lebenslinien auf die Spur zu kommen, die die Seele des Menschen enthalten, um Voraussagen über die noch verbleibende Lebenszeit machen zu können. Dabei gelingt es Marco Kunst, das langsame Abdriften vom neugierigen Wissenschaftler mit abstrusen Ideen zum verrückten und skrupellosen Genie nachzuzeichnen, das keine moralischen Grenzen mehr kennt.
Nach dem Tod der Ehefrau fallen die letzten moralischen Grenzen auf der Suche nach Erkenntnis über das Jenseits. Dabei kommt immer wieder die für die Zeit charakteristische religiöse Prägung zum Tragen, die die Angst vor den Qualen der Hölle schürt. Auf kurz oder lang gelingt es Kroonsz auch, die Lebenslinien zu entdecken, sich die seinige zu entreißen und damit unsterblich zu werden. Der Preis ist der Verlust seines Sohnes Wessel, der nach der Ermordung seiner Geliebten durch den Vater durch den ‚Spalt‘ geht, den dieser geöffnet hat und hinter dem sich das Jenseits verbirgt. Angestachelt vom Drang nach immer mehr Wissen durch die Kommunikation mit den Seelen der Toten lässt er sich auf das diabolische Treiben ein, ihnen Kinder als Gegenleistung zuzuführen. Eines Tages gelingt es ihm, den Sohn aus dem Zwischenreich zurückzuholen, um auch ihm später die Lebenslinie auszureißen und ihn sich damit gefügig zu machen. Kroonsz lernt mit der Zeit, die Menschen an ihren Lebenslinien wie Marionetten zu spielen und wartet nur darauf, dass der Spalt sich vergrößert, der jüngste Tag anbricht und selbst mit seinem Wissen den Weg in den Himmel findet. Damit bleibt die Hoffnung des Menschen, dass trotz allem Bösen alles gut wird.
So weit so gut. Allerdings zieht Kunst die Handlung auf 393 Seiten ziemlich in die Länge, um in einem wenig spektakulären Finale dem Vater auch noch den Sohn in die ewigen Jagdgründe folgen zu lassen – nachdem dieser sich für Rettung der Welt geopfert hat. Also kein wirkliches Happy End im Jahr 2014, als Wessel kurz vorher durch die 17-jährige Pink das Gefühl der Liebe wiederentdeckt hat, das er 1672 mit der Ermordung seiner geliebten Lykke durch den Vater verlor.
Letztlich bleibt die Frage offen, weshalb die Handlung unbedingt vom 17. Jahrhundert bis und die Gegenwart verlängert werden musste – keine Besonderheit der Gegenwart ist es, die zum Lösen der Geschichte beiträgt. M. a. W.: Dienten die Jahrhunderte nur dazu, um die Unsterblichkeit des alten Kroonsz und seines ewig 17-jährigen Sohnes zu demonstrieren? Freilich wird anfangs gelungene Spannung durch den Wechsel der Zeitebenen aufgebaut. Nach der Lektüre fragt man sich aber, wozu die Chronologie sein muss. Im Übrigen wird die im Wesentlichen personale Er-Erzählweise in der Mitte des Romans von Tagebucheinträgen Wessels abgelöst, so dass es temporär zu einer Verschiebung zu einem Ich-Erzähler kommt. So richtig gelungen ist das aber nicht.
Fazit: Ein Roman, dem eine interessante Idee zugrunde liegt, bei dem es aber an der Umsetzung hapert.

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Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.10.2016

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