Haifischzähne
- Autor*in
- Woltz, Anna
- ISBN
- 978-3-551-55515-1
- Übersetzer*in
- Kluitmann, Andrea
- Ori. Sprache
- Holländisch/Niederlä
- Illustrator*in
- Helm, Alexandra
- Seitenanzahl
- 89
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- Buch (gebunden)
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 10,00 €
- Bewertung
Teaser
Die 11jährige Atlanta will in 24 Stunden das Ijsselmeer mit dem Fahrrad umrunden. Genau ausgerechnet hat sie die Etappen und die wenigen möglichen Pausen. Sie muss unbedingt etwas tun, um sich von den Sorgen um die krebskranke Mutter abzulenken. Aber gleich zu Beginn stößt sie mit dem gleichaltrigen Finley zusammen, der auch weg will von zuhause, vielleicht sogar für immer! Ist das nun ein Glück oder ein Unglück?
Beurteilungstext
Anna Woltz erzählt in diesem leicht erzählten und mit 90 Seiten knappen Kinderroman von zwei Kindern, die jedes auf die je eigene Weise mit seelischen Verletzungen zu kämpfen hat.
Atlantas Mutter hat Krebs, was man erst in der Mitte des Romans erfährt, als sie sich Finley gegenüber öffnet und in ihm jemanden findet, der ihr mehr als andere zuhören kann und will. Sie quält sich mit einem schlechten Gewissen, dass sie den Sommer so fröhlich und mit Freundinnen verbracht hat und scheinbar gleichgültig gegenüber der lebensbedrohlichen Erkrankung der Mutter war. Und sie will mit dieser wahnsinnigen Unternehmung (Fahrradtour von 360 km bei Wind und Wetter!) gewissermaßen magisch etwas Großes, Besonderes für die Gesundung der Mutter tun: Beim bevorstehenden Termin im Krankenhaus soll ein gutes Ergebnis rauskommen, die schmerzhafte Tortur der Chemotherapie soll unbedingt erfolgreich sein!
Finley seinerseits kämpft mit dem Fluchtgedanken dagegen an, dass er sich von seiner Mutter ungeliebt fühlt, weil sie im Streit gesagt hatte, dass sie froh wäre, wenn es ihn gar nicht gäbe. Mitgenommen hat er aus Rache die Haifischzähne, die für seine Mutter wichtige Glücksbringer sind und bedeutungsvoll für ihre bevorstehende Führerscheinprüfung. Schließlich ist es Atlanta, die sie zurückgibt und sie darf sie dann sogar behalten.
Finley ist der Hartnäckigere der Beiden und so begleitet er Atlanta. Nach einer Nacht in einer kalten Vogelhütte, die sie völlig erschöpft im Dunkeln gefunden hatten, beschließen sie gemeinsam zurückzufahren, um jeder für sich in ihren Familien das Richtige zu tun.
So hat diese verrückte Tour, die auch eine Erfahrung des Scheiterns für sie ist, und die Begegnung mit Finley für die sensible Atlanta nicht nur den Mut gebracht, sich der Krankheit der Mutter zu stellen (sie begleitet die Eltern ins Krankenhaus – zum ersten Mal überhaupt), sondern es ist auch eine die kurze und ungeheuer intensive, offene, diese intensive Begegnung überdauernde Freundschaft entstanden.
Trotz des ernsten Themas ist „Haifischzähne“ kein trauriges Buch, nicht nur wegen des guten Endes (der Scan der Mutter zeigte keinen Krebs mehr), sondern auch weil Woltz Erzählkunst eine spannungsreiche und zugleich diese immer wieder lösende Einheit von ernsten Reflexionen und Gedankenspielen der Ich-Erzählerin einerseits und flapsigen, witzigen Gesprächen und Dialogen andererseits auszeichnet.
Wunderbar stimmig und passend zeigen die hübschen kleinen Vignetten von Alexandra Helm gegenständlich, um was es in den kurzen Kapiteln jeweils geht – die heruntergefallene Fahrradkiste mit der Weihnachtslichterkette, das Säckchen mit den Haifischzähnen, die Vogelfeder. Die Kilometerangaben darüber sind ein Symbol für das Reisen, sei es auf dem Fahrrad, zu Fuß oder mit der Fähre, die die Kinder schließlich doch benutzen – damit sie rechtzeitig zuhause sind.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das zu Recht einen Platz auf der Nominierungsliste des Deutschen Jugendliteraturpreises 2020 bekommen hat.
Sehr empfehlenswert für Menschen ab 10 Jahren.