Geschichten aus der Vorstadt des Universums

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Teaser

Bei den "Geschichten aus der Vorstadt des Universums" handelt es sich um skurrile, surreal erscheinende Kurzgeschichten aus einer Vorstadt, die Wale im Vorgarten, den Wasserbüffel in der Nachbarschaft und Räume des Glücks bieten kann.

Beurteilungstext

Eine Vorstadt wie jede andere. So scheint es auf den ersten Blick, als der Ich-Erzähler mit seinen Kurzgeschichten beginnt. Häuser stehen in langen Straßen hintereinander, es gibt Ärger mit den Nachbarn, die flachen Häuser heizen sich so stark auf, dass sogar ein Plastikweihnachtsbaum am Boden festkleben kann. Alles ganz alltägliche Erlebnisse in einer Vorstadt, so scheint es. Denn ebenso alltäglich wird vom Wasserbüffel geschrieben, der am Ende der Straße lebt und von einem winzig kleinen Austauschschüler, der am liebsten in einer Tasse in der Speisekammer schläft, berichtet. Die Geschichten erzählen diese skurrilen Begebenheiten so selbstverständlich, dass die ganze Szenerie surreal wirkt und Wirklichkeit und Fantasie sich zu vermischen scheinen. So gibt es in einem kleinen, engen Haus einen Raum, der immer angenehmes Klima hat und so weit ist, dass dort die wunderbarsten Pflanzen wachsen und ein Fluss durch die Landschaft fliest - ein Rückzugsort für die gesamte Familie. Oder es taucht ein Taucher plötzlich in der Vorstadt auf, dem noch das Wasser aus dem Anzug tropft, der aber gleichzeitig so aussieht, als ob er durch die Wüste gewandert ist. Woher er kommt wird nicht gefragt, lediglich die Begegnung beschrieben. Ähnlich wirkt die Geschichte vom Wal, der plötzlich im Vorgarten einer Familie liegt. Niemand weiß, wo er herkommt und niemand fragt, was aus ihm geworden ist. Das Woher und Wohin bleibt in den meisten Geschichten offen. Es wird nur ein kurzer Moment der Begegnung beschrieben, so ungewöhnlich sie auch sein mag. Gerade diese Offenheit der Geschichten fordert den Leser heraus, sich eigene Gedanken zu machen und Erklärungen zu suchen, um die Lücken, die sich beim Lesen auftun zu schließen.
Die Bilder Shaun Tans sind so verschieden wie seine Geschichten. Meist sind es nur Skizzen, die einzelne Gegenstände beschreiben oder stark grafisch gestaltete Bilder. In anderen Geschichten sind die Bilder gemalt und mit dem geschickten Einsatz von Hell- und Dunkelflächen auf das Wesentliche fokussiert. Einige Geschichten erzählen nur über das Bild. So gibt es die Geschichte, dass alle heimlich verfassten Gedichte, Gedanken und Wünsche, die auf kleine Zettel geschrieben wurden, sich eines Tages zusammentun und zu einem riesigen Ball werden. Diese Geschichte ist vollständig auf kleine Zettel mit sichtbaren Reißkanten oder Knitterstellen geschrieben. Eine andere Geschichte ist als Zeitungsartikel verfasst und wirkt wie ein Ausschnitt aus einer Zeitung. Für jede Geschichte findet Shaun Tan eine neue Erzählweise von Bild und Text, in der mal die eine und mal die andere Form dominiert. Er experimentiert mit den Bildstilen, Erzählformen und typografischen Mitteln, um die Seltsamkeit der Vorstadt des Universums deutlich zu machen.
Das Buch erzählt Geschichten und gibt gleichzeitig viele Anstöße zum Nachdenken und Nachfragen. Es lässt Lücken und beschreibt nur kleine Momente im Leben der Menschen oder verfolgt aberwitzige Gedanken. Die Geschichten, die mal witzig, mal melancholisch, mal erschütternd erzählt werden, zeigen immer wieder ein neues Gesicht und wirken kurzweilig. Gerade für etwas ältere Kinder im Lesealter kann dieses Buch eine Herausforderung darstellen.