Flucht nach Kanada
- Autor*in
- Bittner, Wolfgang
- ISBN
- 978-3-934824-25-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Eisenburger, Doris (Umschlag)
- Seitenanzahl
- 164
- Verlag
- Laetitia
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Kellenhusen
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- –
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,20 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der 18-jährige Frank schlägt den Freund seiner Mutter nieder und flüchtet nach Kanada. Sein faszinierendes Leben in der Wildnis ist jedoch von der Angst überschattet, polizeilich gesucht zu werden.
Beurteilungstext
Frank sieht für sich keine Alternative: Er muss von zu Hause abhauen, sein Rucksack ist bereits gepackt. Als er dann im Affekt auch noch Oswald, den Freund seiner Mutter, niederschlägt, flüchtet er nach Kanada, wo irgendwo im Norden des Landes sein Großvater leben soll. Er findet ihn in einem kleinen Ort am Rande der Zivilisation, wo der alte Mann sich ab und zu als Goldgräber und Trapper betätigt. Frank ist von der exotischen Welt fasziniert, in der es natürlich auch interessante Mädchen gibt - Caroline, die Arzttochter zum Beispiel, die “keine Lust auf Smalltalk” hat - oder Thoja, die schöne Indianerin. In seiner Auseinandersetzung mit dem Leben in der Wildnis entdeckt der Achtzehnjährige allmählich sich selbst und seine Fähigkeit, unter harten Bedingungen zu bestehen.
Stilistisch von Jack London und der Abenteuerliteratur beeinflusst, schildert Wolfgang Bittner in “Flucht nach Kanada” die Eindrücke eines Jugendlichen, der nach Missachtungserfahrungen durch den Freund seiner Mutter auf dem Weg zur Ausbildung einer eigenständigen Identität ist. Die im auktorialen Erzählstil verfasste, auf Sensationshascherei verzichtende realistische Darstellung des Geschehens kann für Leser unterhaltsam und zugleich informativ sein. In den Dialogen der Protagonisten, die ab und zu durch Bemerkungen wie “Wir merken doch erst doch erst in Grenzsituationen, dass wir wirklich leben” ein wenig gestelzt wirken, werden die Leser jeweils über geografische, ethnische, historische und soziale Gegebenheiten aufgeklärt und werden dadurch - wie der Romanheld selbst - in die Lage versetzt, ihr bisheriges Indianerbild, das vielleicht noch “klischeehaft und auch ein bisschen romantisch” ist, zu revidieren und zu erkennen, dass einige der Ureinwohner Kanadas nun beginnen, für ihre Rechte einzutreten. Zur Sprache kommt, doch kaum zu einer spannenden Handlung, die Profitgier der Weißen, die durch Kahlschlag der Wälder ihren “Reibach” machen und als Bodenspekulanten nicht davor zurückschrecken, verheerende Waldbrände legen zu lassen. Auch auf “Organisationen wie Greenpeace” wird hingewiesen, die gegen den Pelztierfang protestieren. Der Großvater tut das als”scheinheiliges Gerede” ab und spricht nicht mehr darüber, wodurch auch für den Enkel das Thema abgehakt scheint. Nüchtern wird der Umgang zwischen Enkel und Großvater geschildert. Wenn dieser hin und wieder darauf aufmerksam macht, dass sein Enkel doch eine “Perspektive” haben müsse und der daraufhin überlegt, “ob Goldgräber so eine Perspektive sein könnte”, dann sind auch Leser angesprochen, sich ihre Meinung bilden. Dazu kann die Lektüre des Abenteuerromans ganz sicher anregen.