Eine Sache unter Brüdern
- Autor*in
- McCormick, Patricia
- ISBN
- 978-3-596-85172-0
- Übersetzer*in
- Ohnemus, Günter
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 192
- Verlag
- FISCHER Schatzinsel
- Gattung
- –
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2006
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 11,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Toby versucht nach dem Weggang seines Vaters, die Restfamilie in Harmonie zusammen zu halten. Das ist nicht einfach: Die Mutter neigt zu Depressionen, der große Bruder probiert verschiedene Drogen und der kleine Bruder zieht sich am liebsten daumenlutschend in seine Traumwelt zurück. Als die Drogen härter werden und die Mutter einen neuen Freund findet, eskaliert das Ganze, bis Toby nicht mehr aus noch ein weiß.
Beurteilungstext
Wer diese Geschichte liest, wird anfangs oft herzlich lachen, denn vieles wirkt etwas absonderlich und damit witzig, wenn man es nicht selbst erlebt. Tobys Freude daran hält sich eher in Grenzen, wenn er immer wieder Ausreden für den bekifften Bruder erfinden muss oder mit seinem Taschengeld dessen kleine Diebstähle vom Haushaltsgeld ausgleicht. Er scheint zwar - mitten in der Pubertät - etwas verklemmt zu sein, bemüht sich aber als einziges Familienmitglied, den Anschein einer funktionierenden Normalität aufrecht zu erhalten.
McCormick schildert die sich zuspitzende Situation der Restfamilie ganz aus Tobys Blickwinkel, Gedanken oder Meinungen der anderen kann man nur erahnen. Und so bleibt es nicht aus, dass man seinen ernsthaft und vernünftig vorgetragenen Argumenten für sein Verhalten anfangs bedingungslos zustimmt. Dass auch er seine Schrullen hat, alte Baseballkarten sammelt und sich in eine unbedrohte Welt genauester Detailkenntnis über vergangene Spiele und Spieler flüchtet, wenn ihm alles über den Kopf wächst, das kristallisiert sich erst allmählich heraus. Und er meint es ja auch nur gut, wenn er ständig ausbügelt, entschuldigt und vertuscht, was in seiner Umgebung schief läuft.
Doch als sein Bruder ihn zunächst mit in die Drogenszene zu ziehen versucht und ihm anschließend seinen wertvollsten Kartenschatz stiehlt, um die von Toby vernichteten Drogen ersetzen zu können, bricht Tobys Selbstbeherrschungsgebäude in sich zusammen. Endlich und unter Schmerzen erkennt er, dass nur Offenheit und Zusammenwirken mit seiner Mutter eine Chance auf Besserung der Verhältnisse bieten kann, wenn der ertappte Bruder wieder aus dem Entzug entlassen wird.
Wie eingangs gesagt, der Erzählstil mit kurzen Sätzen, viel wörtlicher Rede und zahlreichen eingestreuten Gags lässt anfangs eine Komödie erwarten, doch es ist wohl eher eine Tragödie, die den “Helden” Toby beinahe zu vernichten droht. Und auch wenn viele sachliche Informationen über Drogenmissbrauch, erwachende Sexualität, erste Verliebtheit und auch über das Baseballspiel eingewoben sind: Die wichtigste Botschaft des Buches heißt Kommunikation, im Gespräch bleiben und nicht versuchen, alles heimlich und alleine zu regeln. Diese Botschaft ist wichtig, denn viele Jugendliche wollen im Gefühl des Erwachsenwerdens nicht mehr Rat und Hilfe brauchen, trauen sich dabei oft mehr zu als machbar, finden Hilferufe “uncool”. McCormick appelliert durch Toby in sehr bewegender Weise, in jeder Situation in Kontakt zu bleiben, vor allem mit der eigenen Familie. Wir wollen hoffen, dass die heutigen Familien das auch zulassen und mit verständnisvoller Dezenz beantworten. Dieses Buch jedenfalls animiert zu innerfamiliärer Offenheit und Hilfsbereitschaft auf Gegenseitigkeit. Lobenswert!