Ein Volk, ein Reich, ein Trümmerhaufen

Autor*in
Tuckermann, Anja
ISBN
978-3-401-06823-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Knappe, Joachim
Seitenanzahl
172
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Entsprechend dem Untertitel “Alltag, Widerstand und Verfolgung - Jugendliche im Nationalsozialismus” wird die deutsche Geschichte von 1914 bis 1945 in ihrem Verlauf am Alltagserleben der damaligen jungen Generation für heutige Jugendliche transparent gemacht.

Beurteilungstext

Das Sachbuch stützt sich auf Quellen, die Jugendliche besonders ansprechen und ihnen generationsspezifisch Zugang zu den historischen Ereignissen ermöglichen. Die Autorin hat berührende Erlebnisse und Ereignisse aus der Zeit von Krieg und Faschismus in Deutschland so zusammen gestellt, dass das Verhalten von Tätern, Opfern und Mitläufern anschaulich wird. Sie sorgt auf diese Weise dafür, dass die Erinnerungen von Zeitzeugen nicht verloren gehen. Dabei bleibt das Buch geschichtlich motiviert und verzichtet nicht auf die Vermittlung von Faktenkenntnissen. Deren Darstellung erfolgt chronologisch in einem zeitlich nach Jahrescheiben linear geordneten Inhaltsverzeichnis:
1918 -1933, 1933 -1935, 1935 - 1939, 1939 - 1941, 1941 -1945
Sprachlich widerspiegelt bereits die Untergliederung im Inhaltsverzeichnis den erlebnisorientierten, berichtenden, erzählenden Charakter der Darstellung.
Zum Beispiel wird über die Ereignisse der letzten Kriegsjahre von 1941 bis 1945 auf 50 Seiten in Kurzkapiteln unter folgenden Überschriften informiert:
Der Krieg geht weiter/ Die Edelweißpiraten/ Ein Volk, ein Reich, ein Trümmerhaufen/ Swingkids/ Der totale Krieg/ Die Weiße Rose/ Die Stimmung in Deutschland während des Krieges/ Ad Hoogendorn: gefangen als Widerstandskämpfer/ Überleben im Versteck/ Die letzten beiden Kriegsjahre/ Lili Hahn: in der Gewalt eines Gestapomannes/ Hunger/ die Kapitulation. Die zahlreichen Berichte von Zeitzeugen oder Auszüge aus Akten erscheinen im Text kursiv gedruckt oder sind grau unterlegt, wenn vorhanden, durch Fotos belegt. Die oft unbekannten Namen junger Menschen, die hier als Zeitzeugen zitiert werden, erscheinen als Anmerkung am Seitenrand und erfahren so eine besondere Würdigung. Zum Layout gehört eine Zeitleiste am Schluss des Buches.
Die Autorin kommentiert klar und nüchtern und findet eine ausgewogene Bilanz zwischen Unterhaltung und Belehrung. Manches muss auch erklärt werden. So erfährt der Leser, dass die Naziparole “Ein Volk, ein Reich, ein Führer” von der Widerstandsgruppe der “Edelweißpiraten” umformuliert worden ist, was sich im Titel des Buches zum Ausdruck kommt. Jugendliche Widerstandskämpfer im Untergrund zeigt auch die Titelillustration. Einfühlsam wird der Terror gegen die jüdische Bevölkerung an Beispielen veranschaulicht. Gleichzeitig wird an mehreren Kapiteln ersichtlich, wie Jugendliche in der Schule und zu Hause von den Nationalsozialisten manipuliert und missbraucht worden sind.
Vor- und Nachwort verdeutlichen das Anliegen des Buches , das als Zusatzlektüre den obligatorischen Geschichtsunterricht bereichern kann:
“Um Geschichte lebendig zu machen, muss man von Menschen erzählen, die sie erlebt haben.” (S. 7)
“Berichten, was geschehen ist, können nur die Lebenden. ” (S. 157)
Die Lektüre hinterlässt einen nachdenklichen Leser, weil die Autorin Anja Tuckermann am Schluss ihres Buches auf dessen Unvollständigkeit verweist und weitere Themen benennt, die bis in die Gegenwart reichen...
“Berichten müsste man
von Neonazis, die morden/ von Menschen in Behörden, die Neonazis für harmlos halten oder sie sogar unterstützen/ von Leuten, die Neonaziparteien wählen/ von Wörtern wie “asozial” oder “abartig” oder “Judenfrage”, die manche Leute noch immer verwenden/ von Nazipropaganda, die auch drei Genarationen später noch beeinflussen kann.
Aber man kann ja weiterlesen, all das ist anderswo aufgeschrieben.” (S. 159)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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