Vier Ochsen
- Autor*in
- Tuckermann, Anja
- ISBN
- 978-3-922825-93-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Michael, Yegizaw
- Seitenanzahl
- 20
- Verlag
- Edition Orient
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 17,90 €
- Bewertung
Teaser
Die vier Ochsen sind alleine in der Wildnis und müssen sich vor den Hyänen schützen, doch das gelingt am Ende nicht mehr.
Beurteilungstext
Vier Ochsen, drei davon schwarz und einer weiß, sind weit entfernt von zuhause, und es wird langsam dunkel. Was tun? Es gibt Hyänen in der Gegend, und die sind gefährlich. Um sich als Gruppe zu schützen, legen sie sich eng zusammen, ein jeder mit dem Kopf in eine andre Himmelsrichtung: Der erste nach Süden, der zweite nach Norden, der dritte nach Osten und der vierte nach Westen. So fühlen sie sich sicher und schlafen ein. Natürlich kommen die Hyänen und wollen sie fressen, doch die Ochsenhörner zeigen lang und spitz nach vorne, da haben die Hyänen keine Chance. Sie treffen aber den Schakal, und der verspricht, ihnen zu helfen. Er sagt den drei schwarzen Ochsen, sie müssten den weißen fortschicken, denn nur der weiße sei in der schwarzen Nacht für ihre Feinde gut zu sehen. „Du bist für uns gefährlich“, sagen die schwarzen Ochsen zu dem weißen Ochsen. „Geh fort!“ Da geht der weiße Ochse traurig fort, und die Hyänen haben leichtes Spiel. Sie fressen die drei schwarzen Ochsen auf.
Was für eine Geschichte! So lange die vier Ochsen zusammenhalten, kann ihnen kaum etwas geschehen. Wird aber der Zusammenhalt gestört, werden sie gefressen. „divide et impera“ – teile und herrsche, so die altbekannte Strategie autoritärer Gesellschaften, die hier in diesem kleinen, beinahe zarten Märchen aus Eritrea zur Anschauung gebracht wird. Das Bilderbuch ist zweisprachig verfasst, in Deutsch und Tigrinisch, in der Sprache also, die in Eritrea und Äthiopien gesprochen wird. Für Deutschsprechende sind die Buchstaben geheimnisvolle Zeichen, feine Gebilde mit vielen runden Bögen, kleinen Punkten, Kreuzen oder Haken, die Neugier auf das Fremde wecken und den Reiz erhöhen. Die Bilder sind in warmen, dunkel-rötlichen Farben gehalten und zeigen uns die Ochsen auch aus der Vogelperspektive wie große Hirschkäfer mit ihren riesigen Hörnern. Die Hyänen – natürlich – haben weiße spitze Zähne und sehen sehr gefährlich aus, strahlen aber wie auch die Ochsen und der Schakal eine ganz bestimmte Würde aus, die Würde der Natur.
Ein wunderbares Projekt, das hier gelungen ist. Die Autorin Anja Tuckermann hat mit ihrem Mitbewohner aus Eritrea, Mahari, der gerne Märchen aus seiner Heimat erzählt, eine Geschichte geschrieben. Der afrikanische Künstler Yegizaw Michael hat diese Geschichte in seine Formen und Farben getaucht, und so kann dieses kleine Bilderbuch eine lehrreiche Fabel erzählen und uns in eine zauberhafte Welt entführen. Wunderbar!