Ein Sommer ohne uns

Autor*in
Both, Sabine
ISBN
978-3-7855-8222-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
239
Verlag
Loewe
Gattung
Ort
Bindlach
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Zwei Achtzehnjährige, die seit Jahren zusammen sind und auch für immer zusammenbleiben wollen, beschließen, eine Auszeit von der Treue zu nehmen, um zu erleben, wie das ist, auch einen anderen zu begehren.

Beurteilungstext

Ist es noch zeitgemäß, nur einen Menschen auf ewig zu lieben? Ist der Glaube an die einzige große Liebe nicht längst überholt? Eine spannende Frage, der sich die Autorin dieses Jugendromans annimmt. Und eine ungewöhnliche Frage für Menschen in einem Alter, in dem der Glaube an die einzig wahre Liebe für die meisten noch unerschütterlich ist.
Was passiert, wenn man länger zusammen ist, das frische Verliebtsein vorbei ist und man entdeckt, dass man neben dem eigenen Partner auch andere spannend findet? Vor dieser Frage stehen Verena und Tom, zwei Nachbarskinder und ein glückliches Paar, seit sie 13 sind. Sie stehen kurz vor dem Abitur und der Entscheidung, was danach folgt. Beide stehen auch vor der Frage, ob das nun schon alles war, ob sie nicht etwas verpasst haben, weil sie nur den einen Menschen lieben und geküsst haben.
Positiv zu bewerten sind die Offenheit und der Mut, sich diesem Thema zuzuwenden und die interessante Ausgangssituation ohne moralische Wertung als gegeben hinzunehmen. Wie jeder der beiden seine Gefühle entdeckt und die Offenheit, mit der sie sich diese Gefühle eingestehen, ist gut und glaubwürdig dargestellt. Was hätte man daraus nicht alles machen können! Stattdessen wird es nun langatmig. Aus wechselnden Perspektiven wird seitenweise ausgebreitet, was die beiden nun tun und wie sie einen jeweils anderen kennenlernen. Dabei passiert kaum etwas und die Handlung tritt auf der Stelle. Die neuen Begegnungen sind anfangs - in der rosa Wolke des Verliebtseins - noch aufregend, dann aber kommt Eifersucht ins Spiel und der Umgang mit der Offenheit ist für beide nicht zu ertragen. Die Lösung, die das Buch anbietet, mündet im Klischee. Es stellt sich heraus, dass die anderen jeweils „falsch“ sind und die Protagonisten sich haben blenden lassen. Die Neuen waren es nicht „wert“, die glückliche Beziehung aufs Spiel zusetzen. Tom hat sich in eine aufreizende, selbstbewusste und stolze junge Frau verliebt, die sich nimmt, was sie will, doch diese entpuppt sich als Tussi und als verlogenes Miststück, am Ende gar als unglückliches Häufchen Elend. Auch der um einige Jahre ältere Musiker, in den sich Verena verliebt, erweist sich als unsensibel und falsch. Soll das die Erkenntnis sein? Zählen am Ende doch nur die wahre Liebe und Treue? Auch das hier entworfene Frauenbild ist überaus kritisch zu hinterfragen.
Interessanter erscheint in diesem Zusammenhang die Parallelschilderung der Elternbeziehung. Beide Elternpaare trennen sich im Laufe der Geschichte und und finden sich in neuen Konstellationen zusammen - hier wird tatsächlich ein anderes Bild gezeigt und glaubwürdig beschrieben, warum sich Paare trennen und wie es sich anfühlt, nicht mehr begehrt zu werden.

Die jugendlichen Protagonisten und ihre Freunde sind für den Leser wenig interessant. Sie sind nicht in der gesellschaftlichen Wirklichkeit verankert und bleiben daher blasse Figuren. Was bewegt sie, was treibt sie um in der Welt, welche Ziele, welche Ideale haben sie? Was machen sie gern? Nichts davon wird verhandelt. Außer feiern, zusammensitzen mit Freunden, sich in Klubs betrinken treibt sie nichts um. Sie alle sind langweilige, apolitische Menschen aus bürgerlichem Milieu, die keine wirklichen Probleme haben und und keine existenziellen Sorgen.

Positiv hervorzuheben ist die sprachliche Gestaltung des Romans. Die Erzählweise ist einfühlsam und poetisch - die Autorin ist nah dran an den Jugendlichen, die Sprache im Heute verankert, ohne anbiedernd zu wirken. Sehr gut beschrieben ist das Entdecken der eigenen Lust und die eigene sexuelle Erregung. Der eigentliche Akt jedoch kommt dann allerdings etwas bieder daher.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 26.06.2016

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