Die Uhr schlug Mitternacht

Autor*in
Biegel, Paul
ISBN
978-3-8251-5144-7
Übersetzer*in
Neuer, Ita Maria
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Schmidt, Nina
Seitenanzahl
128
Verlag
Urachhaus
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Bis die Sehnsucht die versehrte Feentänzerin mit dem Elfenprinzen zusammenführt, muss sie den Verlust ihrer Flügel verschmerzen und weiterleben wollen. Mit der Hilfe ihrer Freunde und nach einer gefährlichen Reise, die ins Elfenschloss führt, gelingt dies. Hier begegnet die Fee dem Elfenprinz, der eine ebenso gefährliche Reise hinter sich bringen musste. Beiden winkt eine hoffnungsfrohe Zukunft. Aber: Hat der kleine Junge diese Geschichte nur geträumt – oder ist sie Wirklichkeit?

Beurteilungstext

Nacht um Nacht gerät der kleine Junge immer stärker in den Sog seiner Träume: Draußen im Garten in einer kleinen Höhle tanzen der schwarze Käfer, die grüne Raupe, die steife Grille und die Maus Theodor um ein Bettchen aus Vogelfedern, in dem die verzweifelte Feentänzerin Ninotschka liegt und nicht mehr aufstehen will. Jeder mitternächtliche Traum des Jungen liefert ein weiteres Puzzleteil zu einer Geschichte, die sich gegen Ende zusammenfügt: Anfangs tanzte die wunderschöne Feentänzerin Ninotschka mit ihren durchsichtigen Flügeln abends im Luftschloss zwischen den Zweigen des Rhododendronstrauches. Am Fenster Käfer, Raupe und Grille als bewundernde Zuschauer. Unten im Gras liebeskrank der Frosch Jaaling. Jaaling will Ninotschka heiraten und sendet ihr eine Botschaft. Ninotschka glaubt, auf den erträumten Elfenprinzen zu treffen und folgt der Nachricht ins Schilf. In seiner zudringlichen Plumpheit, mit der Jaaling Ninotschkas entsetzte Flucht aufhalten will, bricht Jaaling die Feenflügel ab. Das Unglück ist groß. Ninotschka wehklagt, jammert, legt sich nieder, will sterben. Ihren liebevollen Helfern – Käfer, Grille, Raupe, die beiden Mäuse Theodor und Isidodor– gegenüber zeigt sie sich undankbar, schikaniert und beleidigt sie. Isidor kennt seit einem eigenen Unfall solche Stimmungen gut. Er weiß, irgendwann wird Ninotschka den Verlust verschmerzen und auf ihren Füßen tanzen können. Auf der Flucht vor dem drohenden Winter begibt sich die kleine Gruppe auf eine gefährliche Reise, die sie schließlich ins Elfenschloss führt.
Ein zweiter Erzählstrang folgt dem glücklosen Elfenprinzen, der traurig und gehorsam für den alten König den wilden Wein finden soll. Der Prinz folgt einem Weg, dessen Ziel er nicht kennt, vom Frühling zum Sommer, zum Herbst, zum Winter. Ein weiser Bettler lehrt ihn, dass das ganze Leben Angst ist, dass das Leben aber emporsteigt, weg von der Angst. Der Weg zum Tode ein stetes Wegwachsen von der Angst! Der Prinz begegnet auch seiner Mutter. Sie habe ihm ihr Herz gegeben - das schönste Herz, das sie für ihn hatte! Noch aber sei es nicht aufgeblüht. Der Schmerz würde ihm zum Ziel bringen.
Im Schloss des alten Königs fügt sich alles zusammen: Die Raupe schlüpft aus ihrem Kokon und umfasst als Schmetterling mit den Flügeln Ninotschka vorsichtig. Mit den geliehenen Flügel wagt Ninotschka endlich, ihre Füßen zu nutzen und beginnt, vor dem alten König im Elfenschloss zu tanzen. Jetzt kehrt auch der Elfenprinz zurück, in den Armen die aus der Kälte des Winters geborgenen Feenflügel. Ninotschka braucht aber keine Flügel mehr, keine geliehenen und keine alten. Sie sind jetzt für den alten König und dienen ihm als Bekränzung, die die Sorgen vertreibt.
Eingerahmt ist die geträumte Geschichte von dem Erleben des Jungen, der oft nachdenklich, verwirrt, manchmal auch verängstigt aus dem Traum erwacht. Nicht selten sucht er nach Spuren, die ihm helfen, Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden. Zwischen ihm und der Geschichte lösen sich die Grenzen zunehmend auf. Elfenprinz und Junge scheinen zeitweise eins zu werden.
Die Geschichte überzeugt durch vorhersehbare Sprechformeln und poetischen Sprachbilder, von denen ein geheimnisvoller Sog ausgeht. Not, Kälte und Verzweiflung teilen sich dem Leser fast körperlich mit. Vieles kann metaphorisch verstanden werden oder birgt wichtige lebensphilosophische Gedanken und Weisheiten über Sehnsüchte, Freundschaften, Verlust, Unglück und die Rückkehr des Lebenswillens.
Allerdings wird den kleinen Lesern und Leserinnen viel Lesekompetenz zugemutet. Es ist nicht einfach, sich durch die Geschichte mit ihren rasanten Szenenwechseln und ihrem skurrilen Personal hindurch zu finden. Immer wieder mischen sich das Gestern und das Heute, die reale und die Traumwelt. Hier bietet es sich an, die Geschichte sorgsam vorzulesen und gemeinsam über das Geschehen nachzudenken. Die poetischen Illustrationen in Form von Aquarellzeichnungen von Nina Schmidt begleiten das Geschehen sehr einfühlsam.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 34; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 21.05.2021

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