Die Rückkehr des Odysseus

Autor*in
Sutcliff, Rosemary
ISBN
978-3-7725-1662-7
Übersetzer*in
von dem Borne, Astrid
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Lee, Allan
Seitenanzahl
120
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Buch (gebunden)Märchen/Fabel/Sage
Ort
Stuttgart
Jahr
2018
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Odysseus, der unumstrittene Held im Kampf um Troja, tritt mit 12 Schiffen die Heimreise nach Ithaka an. Dass am Ende dieser Reise keiner der Gefährten mehr am Leben ist und jahrelange turbulente und fesselnde Abenteuer hinter dem einsamen Helden liegen, schildert Rosemary Sutcliff auf packende Weise, so dass junge und ältere Leser*innen das neuerzählte Werk Homers kaum aus der Hand legen werden.

Beurteilungstext

Zunächst vollzieht die Autorin einen Gattungswandel mit dem Werk. Aus Homers Epos im strengen Versmaß verfasst sie eine mehr als 100 Seiten lange Nacherzählung.

In dieser wird Odysseus auf seine abenteuerreiche, zehnjährige Heimreise geschickt. Nicht nur, dass er die bekannten Gefahren, wie den Aufenthalt auf der Insel der Kyklopen listenreich übersteht oder dem Gesang der Sirenen widerstehen kann. Sutcliff lässt die Leser*innen ungekürzt an sämtlichen Abenteuern Odysseus teilnehmen. Nicht unbedeutend ist das Handeln der Götter währenddessen: Poseidons Zorn, der Odysseus vernichten will und Athenes Schutz und Hilfe lenken den Helden in einem ständigen Auf und Ab in Nähe und erneute Ferne der heimatlichen Küste. Wird sich Odysseus' treue Gattin Penelopeia so lange der belagernden Freier erwehren können und kann der in Abwesenheit des Vaters aufgewachsene Sohn Telemachos die Rückkehr des Vaters beschleunigen? Dies bleibt bis zur letzten Seite spannend zu verfolgen.

Nüchtern und schicksalhaft wird beschrieben, wie ein Gefährte nach dem anderen zu Tode kommt und man kann sich fragen, ob diese meist brutalen Todesfälle wirklich die angemessene Lektüre für Kinder und Jugendliche darstellen. Doch Sutcliff erzählt hier ohne Sentimentalität und Sensationslust. Es wird klar, dass sich hier nun einmal der Wille der Götter vollzieht, an dem es nichts zu rütteln gibt und so gelingt es Leser*innen jeden Alters anscheinend, auch diese Seite des Mythos zu akzeptieren ohne in Angst und Schrecken zu verfallen.

Rosemary Sutcliff trifft einen Erzählstil, der in Komplexität und gleichzeitiger Klarheit an die klassische Vorlage erinnert. Sprache und Wortwahl sind sehr differenziert, durch verschachtelten Satzbau erstrecken sich Sätze schon einmal über vier Zeilen. Lange Erzählpassagen werden von wörtlicher Rede ergänzt, selten erspinnen sich daraus jedoch Dialoge. Diese Erzählweise hat etwas Monotones an sich, jedoch schafft sie es in hohem Maße zu fesseln. Besonders beim Vorlesen macht sich dies deutlich. Die Dramatik, die in der mythologischen Erzählung an sich steckt, benötigt keine Füllwörter und trotz oder vielleicht auch gerade aufgrund der altertümlichen Wortwahl ("Mittagsmahl", "Gemahl", "freimütig", "Gram", "Barde",...) entwickelt der Text eine poetische Schönheit, die auch sehr junge Leser schon in ihren Bann ziehen vermag.

Astrid von Borne ist es als Übersetzerin sehr gelungen, diese Atmosphäre in die deutsche Version zu übertragen.

Als großartige Bereicherung sind auch die zahlreichen, wunderschönen Illustrationen Alan Lees zu verstehen. Die pastelligen Aquarelle lassen den Mythos zum Leben erwecken und versetzen den Betrachter direkt ins antike Griechenland. Sie bieten auf nahezu jeder Doppelseite so lebendige Einblicke, dass man meint, die flirrende Mittagshitze etwa förmlich zu spüren. Lee nimmt die Betrachter aber auch mit hinein in brausend bedrohliche Sturmszenen und in die düstere, lähmende Atmosphäre der Totenwelt, um wenig später wieder mit weiten Landschaftsdarstellungen zu begeistern oder den aufwendig gearbeiteten Gewändern der schönen Göttinnen und nicht zuletzt dem muskulösen, aber leidgeprägten Körper Odysseus'.

Fast schon feierlich muten die mit griechischen Ornamentbordüren geschmückten Kapitelanfänge an und verstärkt wird der Eindruck, ein besonderes Buch in den Händen zu halten, durch den hochwertigen Buchumschlag, der das braun eingebundene Buch ziert. In Hochglanz ist hier ganzseitig ein leidgeprüfter Odysseus allein auf dem Meer rudernd zu erkennen. Ober- und Unterkante des Buches sowie Autorinnen- und Illustratorenname werden ebenfalls wieder mit Ornamenten geschmückt.

Für jüngere Kinder sei dieses Buch aufgrund der schönen Sprache, des spannenden Inhaltes und der eindrucksvollen Illustrationen besonders als Vorleselektüre empfohlen.

Alles in einem ein Buch, das man immer wieder gerne in die Hände nehmen wird.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von dor; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 04.07.2019

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