Die Reise ins Innere der Stadt
- Autor*in
- Tan, Shaun
- ISBN
- 978-3-8489-2118-8
- Übersetzer*in
- Schönfeld, Eike
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Tan, Shaun
- Seitenanzahl
- 288
- Verlag
- Aladin
- Gattung
- Buch (gebunden)
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2018
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 28,00 €
- Bewertung
Teaser
Fünfundzwanzig Lebewesen, darunter ein Mensch, erfahren die Stadt und deren unterschiedliche Ausprägungen in einer ebenso großen Vielfalt. Manche nehmen Kontakt zu den Stadtbewohnern auf, manche fragen sich, wer das Ursprungsrecht, das Bleiberecht in der Stadt hat.
Beurteilungstext
Viele Werke Shaun Tans thematisieren die Einsamkeit in einer fremden Umgebung, in einer Gruppe. Das vorliegende Werk besticht zum einen durch seine Bilder, meist einmalig dem Kapitel-Tier zugeordnet, nur der Hund erhält mehrere bildliche Gestaltungen, wobei die Farben und Kleidungsstücke entsprechend der Hunderasse ‚variieren‘, zum anderen durch die verschiedenartig gestalteten Texte und -formate.
Den Einstieg bilden die Ausführungen eines Ich-Erzählers zu Krokodilen, die bereits seit Urzeiten die Gegend besiedelten, wo inzwischen Stadthäuser stehen. Niemand scheint bemerkt zu haben, dass sie im 87. Stock gelandet sind, nur diejenigen, die im 88. Stock agieren, kennen die Vorteile der positiven Aura, die durch den Beton nach oben strömt. Der kurzlebige Mensch ergreift den ebenso kurzzeitigen, vergänglichen Moment, nennt das eine „Inspiration“ (S.14), was die Krokodile in ihrer Jahrtausende alten Daseinskette als ‚Übergang‘, als „Wartezimmer“ (S. 15) empfinden, aber nicht beachten.
Es gibt Kapitel, in denen Mensch und Tier sich näherkommen, eine – möglicherweise temporäre oder zweckgebundene – Gemeinschaft eingehen, wie es bei Katzen und Hunden der Fall sein kann. Manchmal werden die ‚Eigenheiten‘ der Tiere in die philosophisch gestalteten Texte eingebunden, manchmal bilden die Tiere das Medium, um die Menschen Gemeinsamkeiten entdecken zu lassen.
Es ist schwierig, eine Altersangabe für den Adressatenkreis festzulegen, denn das vorliegende Buch ist kein Bilderbuch im traditionellen Sinne, jedes Bild ist ein Kunstwerk, das es zu ‚studieren‘ gilt. Dies trifft auch für die Texte zu – sie sind für den Leser vielsagend, vielleicht aber auch nichtssagend, sie fordern auf, sich mit ihnen genauer zu befassen. Der Titel des Buches tritt dabei in den Hintergrund, denn ‚die Reise‘ ist als Prozess bereits abgeschlossen, der Leser ist angekommen in der Vielschichtigkeit des menschlichen Zusammenlebens. Einsamkeit, Entfremdung, Natur als ‚Vision‘ oder Kunstobjekt, viele Aspekte finden in den Worten des Autors ihren Niederschlag. Dies gilt es zu verstehen, zu erklären. Daher empfinde ich das Buch nicht als Kinderbuch, sondern als eine Chance auf Zweisamkeit, auf einen Austausch von Empfindungen, Eindrücken und Erklärungsversuchen. Dass es nicht in eine ‚Schublade‘ passt, macht das Werk so besonders.