Die Auserwählten Im Layrinth

Autor*in
Dashner, James
ISBN
978-3-551-52019-7
Übersetzer*in
Burger, Anke Caroline
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
489
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Er heißt Thomas. An mehr kann er sich nicht erinnern. Und er ist an einem seltsamen bizarren Ort gelandet - einer Lichtung, umgeben von einem riesigen Labyrinth, in dem mörderische Kreaturen lauern. Gemeinsam mit fünfzig Jungen sucht Thomas den Weg in die Freiheit. Doch dafür bleibt ihnen nicht viel Zeit…” (Aus dem Klappentext.)

Beurteilungstext

Bei “Die Auserwählten - Im Labyrinth” (Original: “The Maze Runner”, New York 2009) handelt es sich um den ersten Teil einer auf drei Bände konzipierten Dystopie des US-amerikanischen Kinder- und Jugendbuchautors James Dashner, die bereits nach wenigen Zeilen nicht nur junge Leser fesseln und verstören dürfte.

Dashners Held heißt Thomas, ein Junge von etwa 16 Jahren, der sich zunächst an nichts außer seinen eigenen Namen erinnern kann. Mit ihm zusammen wird der Leser gleich zu Beginn des Romans von helfenden Händen aus einem dunklen Schacht auf eine Lichtung gehievt. Doch schnell wird klar, dass die Rettung eigentlich keine Rettung ist, sondern vielmehr ein Überwechseln vom Regen in die Traufe: Auf der von den meterhohen Wänden eines unheimlichen Labyrinths umgebenen Lichtung wird Thomas von einer Gruppe etwa gleichaltriger Jungen in Empfang genommen. Diese lassen ihn sofort wissen, dass er der Neue ist und dass sie es sind, die auf der Lichtung die Regeln bestimmen.

Und in der Tat, die Lichtung hat einen eigenen Gesellschaftsanspruch, denn hier gibt es keine Erwachsenen. Bestimmt wird das Leben von einem Rat “Ältester”, der alle Neuankömmlinge nach einer kürzeren Lernphase einer von vier Arbeitsgruppen zuordnet - Ackerbauern, Viehzüchtern, Baumeistern oder Reinigungskräften. Nur wer sich durch besondere Leistung und Belastbarkeit auszeichnet hat daneben die Chance, in eine fünfte Gruppe aufgenommen zu werden: die Läufer.

Allein den Läufern ist es gestattet, die Lichtung zu verlassen, denn ihnen wird exklusiv die Aufgabe zuteil, täglich neu ins Labyrinth vorzustoßen, um nach einem Ausweg zu suchen. Dabei kartografieren sie die rätselhafte Anlage, deren Wände sich am Ende eines jeden Tages verschieben, akribisch. Dass nur die Schnellsten und Ausdauerndsten ins Labyrinth dürfen, hat aber noch weiter reichende Gründe, denn nicht allein die Wände sind es, die die Jungen vor immer wieder neue Herausforderungen stellen. Der gesamte Irrgarten ist von merkwürdigen, den Tod bringenden Kreaturen bevölkert.

Thomas, der sich früh durch hervorragende Geschicklichkeit und Mut auszeichnet, wird bald selbst zum Läufer und erhält damit die zweifelhafte Ehre, die Schrecken des Labyrinths persönlich kennen zu lernen. Dabei wird seinen Ausbildern rasch klar, dass er besser ist als alle anderen vor ihm - und, dass er allmählich beginnt, sich an immer mehr Dinge aus seinem Leben vor dem Aufwachen im Labyrinth zu erinnern. Dies aber ist Wissen, das es nicht umsonst gibt: Thomas’ Ankunft steht in enger Verbindung mit dem Untergang des Labyrinths, denn längst haben die von allen gefürchteten “Schöpfer” der Anlage beschlossen, ihr Experiment zu beenden. Gemeinsam mit den übrigen “Auserwählten” setzt Thomas alles auf eine Karte. Mit Erfolg - wenn auch nicht für jeden.

Dashner ist es gelungen, mit “Die Auserwählten - Im Labyrinth” einen Pageturner im besten Sinne zu schaffen. Das klaustrophobische Moment des Sujets, die permanente Bedrohung durch nichtmenschliche Kreaturen von außen wie auch die zum Zerreißen gespannte Situation der Lichtungsgemeinschaft im Inneren treiben die Handlung ohne Ermüdungserscheinung beständig voran. Die Figurenzeichnung gestaltet sich insofern ebenfalls sehr ansprechend, gelingt es dem Autor doch recht überzeugend, keine der Personen - auch Thomas nicht - als Schwarz-Weiß-Charakter zu entwerfen. Alle Beteiligten haben ihre dunklen Geheimnisse, an die sie sich erinnern oder nicht erinnern. Und alle sind darum bemüht, eigene Erkenntnisse so gut wie möglich vor den anderen zu verbergen. Misstrauen wird auf der Lichtung und im Labyrinth groß geschrieben. Das macht auch den Reiz des Erzählten aus, denn der Leser wird von Doppelbödigkeit und geschickten erzählerischen Wendungen stets neu überrascht.

Am Ende des Bands bleibt offen, wer überlebt und wer nicht, womit Dashner nochmals den dystopischen Charakter seines Romans unterstreicht. Der Epilog macht aber auch deutlich, dass die “Schöpfer”, die nunmehr eine Versuchsreihe abgeschlossen haben, eine neue beginnen werden. “Die Auserwählten - Im Labyrinth” darf, muss und kann so einerseits als Text für sich stehen bleiben und verlockt dennoch dazu, die Fortsetzung (“The Scorch Trials”, New York 2010), für deren deutsche Übersetzung noch kein Veröffentlichungstermin bekannt gegeben wurde, mit ungeminderter Spannung zu erwarten.


Empfehlung: Wer anspruchsvolle Future Fiction in düsterem Stil sucht, wird von den “Auserwählten - Im Labyrinth” mehr als angenehm überrascht sein. Die komplexe Handlung ist flüssig geschrieben und wartet mit zahlreichen Spannungsmomenten auf, die es schwer werden lassen, den Roman zur Seite zu legen. Dabei bietet die Handlung eine Reihe auch literarischer und filmischer Reminiszenzen, wie beispielsweise der Verweis auf William Goldings Roman “Herr der Fliegen”, in dem eine Gruppe von Jungen nach erlittenem Schiffbruch versucht, auf einer abgelegenen Insel eine neue Gesellschaft aufzubauen; oder aber dem Film “Cube” (Kanada 1997), in dem eine Gruppe sehr unterschiedlicher Menschen erinnerungslos in einem riesigen Würfel, der ständig die innere Anordnung seiner Räume verändert ohne den Ausgang preiszugeben, zu sich kommt. “Die Auserwählten - Im Labyrinth” - ein Lesevergnügen für Jugendliche von 13 bis 99.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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