Der Schatten
- Autor*in
- Andersen, Hans Christian
- ISBN
- 978-3-551-71355-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Arndt, Aike
- Seitenanzahl
- 64
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- Buch (gebunden)Comic
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 12,00 €
- Bewertung
Teaser
Eine wenig bekannte Erzählung von Hans Christian Andersen erscheint im neuen Gewand: Sein Kurz-Märchen "Der Schatten“ wurde vom Berliner Comickünstler Aike Arndt mit sparsam stilisiertem Strich in eine graphische Erzählung transformiert.
Beurteilungstext
"Der Schatten" ist beispielhaft für Hans Christian Andersens dunkle Kunstmärchen: In a-mimetischer Erzählweise berichtet es allegorisch von den psychologischen und existentiellen Abgründen des Menschen und spart nie an Doppelbödigkeit. „Der Schatten“ behauptet von sich, die Welt und alles, was darin ist, gesehen und erkannt zu haben, doch eine eigene Seele besitzt er nicht und giert deshalb nach der eines Herren. Ein Kampf beginnt, den der „Schatten“ leicht zu gewinnen scheint.
Doch bei Aike Arndts Version des Andersen-Klassikers muss man sich - wie so oft bei Comic-Adaptionen von Welt-Literatur - fragen: Warum bloß noch ein Buch? Abgesehen von Mazzucchellis Transformation von Paul Austers „Stadt aus Glas“ und Heuets Medientransfer von M. Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ bieten Comic-Adaptionen von Weltliteratur selten einen ästhetischen Mehrwert. Sie haben ihren Wert vielleicht in der Lesesozialisation oder sogenannten „zeitgemäßen“ Vermittlung klassischer Lesestoffe – sind aber häufig wenig mehr als ein eher schlecht als recht gemachter „adventures cut“ des Original-Werkes. Sie bleiben unter Qualitätsaspekten oft weit hinter diesem zurück und halten für die erfahrene Leser*in wenig Neues oder Überraschendes bereit. So leider auch bei Aike Arndt. Selbst Kenner*innen und Liebhaber*innen der Reihe "Die Unheimlichen" - Isabel Kreitz lässt darin unterschiedlichste Werke der (Grusel-)Literatur in kleine, feine Graphic Novels umsetzen – werden enttäuscht sein. Dies liegt einerseits am stark vereinfachten und stilisierten Zeichenstil Arndts, der kaum Überraschungen oder Entdeckungen bereit hält, andererseits aber auch auch an Andersens Märchen selbst. Es bietet einfach wenig ästhetischen Spielraum für Comiczeichner, als Text wirkt das Märchen besser und stärker. Daran ändert auch Aike Arndts konstruierte Rahmenhandlung und langsame Bildfolge nichts. Stellenweise hat man als Leser*in gar den Eindruck als hätte es den Künstler selbst genervt auf die 64 Seiten Umfang kommen zu müssen, die dennoch kaum mehr als 5 Minuten Lesevergnügen bieten – und das für 12 Euro.
Kurz und gut: Aike Arndts Adaption von Andersens Märchen kommt nicht an die teilweise hervorragende Qualität der Reihe "Die Unheimlichen" heran und darf auch von Sammler*innen gerne ausgelassen werden.