Der Räuber Hotzenplotz
- Autor*in
- Preußler, OtfriedRuyters, Judith
- ISBN
- 978-3-522-18593-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Saleina, Thorsten
- Seitenanzahl
- 80
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- Buch (gebunden)Erstlesebuch
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2022
- Preis
- 8,99 €
- Bewertung
Teaser
Der bekannte Klassiker liegt hier in einer Bearbeitung als Erstlesebuch vor.
Beurteilungstext
Der Thienemann Verlag hat nun auch eine Erstlesereihe entwickelt, in der neben "Der Räuber Hotzenplotz" auch "Die kleine Hexe" von Preußler in einer sprachlichen und inhaltlichen Bearbeitung von Judith Ruyters vorliegt.
Ruyters übernimmt zentrale Handlungselemente aus der bekannten Originalfassung: Die Kaffeemühle der Großmutter wird geklaut, Kasperl und Seppel wollen dem Räuber Hotzenplotz eine Falle stellen, werden dann wiederum von Hotzenplotz gefangen. Kasperl wird als Seppel an den Zauberer Zwackelmann verkauft und schließlich geht doch alles gut aus: Die Fee Amaryllis wird gerettet, Zwackelmann stürzt ins Wasser und verschwindet, Hotzenplotz kann als verzauberter Gimpel Wachtmeister Dimpfelmoser übergeben werden – und es kann Großmutters Pflaumenkuchen zum Kaffeetrinken geben.
Soweit erkennen wir wohl alle das Original wieder. Allerdings fehlt es an dem wunderbaren preußlerschen Erzählton mit seiner Liebe zum Detail und mancher vielleicht etwas umständlich wirkenden aber durchaus tiefsinnigen Erklärung. Und die Handlungsschritte werden teilweise holzschnittartig aneinandergesetzt. So kommt gar keine Zauber-Schloss-Stimmung auf, als Hotzenplotz Kasperl an Zwackelmann verkauft, das ist halt ein Geschäft und schon gleich danach versucht Kasperl aus dem Schloss zu fliehen. Es fehlt an Atmosphäre, einer Vertiefung der Charaktere, an einer spannungsgeladenen Zuspitzung der Handlung: Von diesem Zwackelmann bekommt man sicher keine wohlige Gänsehaut des genüsslichen Grauens, wie es manches Kind beim Lauschen der Darstellung im Original bekommt.
Es fragt sich mithin nach dem Zweck einer solchen Verkürzung. Den vollen literarischen Genuss der Originalfassung können Kinder im Erstlesealter wunderbar durch Vorlesen (in der Klasse, von Eltern, Großeltern, Lesementor:innen…) oder das Hören eines der vielen Hörbücher (zuletzt vom Silberfisch Verlag 2020 eingespielt u. a. mit Charly Hübner) bekommen, die viel näher an der Sprache Preußlers sind. Vielleicht eigenen sich für Erstlesebücher doch neue, für dieses Marktsegment geschriebene Geschichten besser.