Der kleine Fischer Tong

Autor*in
Jianghong, Chen
ISBN
978-3-89565-284-4
Übersetzer*in
Scheffel, Tobias
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Jianghong, Chen
Seitenanzahl
46
Verlag
Moritz
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Frankfurt
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Obwohl es sicherer wäre, in Gemeinschaft zu fischen, lebt und arbeitet der kleine Tong allein. Er ignoriert auch ein heraufziehendes schweres Unwetter und kämpft mutig mit den Wellen, als er glaubt, einen besonders großen Fang an der Angel zu haben. Doch hat er keinen Fisch, sondern ein Skelett gefangen, das ihm bis zu seiner Hütte folgt.

Beurteilungstext

In der Erzählung vom kleinen Fischer Tong prallen Tradition und Moderne aufeinander. Die erste Doppelseite zeigt - fast formatsprengend - den Ausschnitt einer Metropolis. Wolkenkratzer in verschiedenen Baustilen geben den Blick auf eine schmale Straßenschlucht frei, in der sich Fahrzeuge auf mehreren Ebenen übereinander drängen.
Tong, am äußeren Bildrand, wendet dem Moloch den Rücken zu. Er sitzt mit einer Angel vor seiner Hütte am Ufer des Meeres und beobachtet den Wechsel der Gezeiten. Als er sich wie immer morgens aufmacht und mit seinem schmalen Boot hinausrudert, registriert er zwar die Vorzeichen des drohenden Sturms, doch er ahnt nicht, dass er bald in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt sein wird. Er hat ein Skelett aus dem Wasser gezogen und reagiert so panisch wie instinktiv. Tong wehrt sich, flüchtet und ahnt nicht, dass das Skelett ihm folgt.
Ab jetzt wird aus der Realität eine fantastische Erfahrung. Der kleine Fischer und das Skelett nähern sich vorsichtig einander an, fassen Vertrauen zueinander und helfen sich gegenseitig. Die Verwandlung des Knochenmanns lässt sich wieder fast rational nachvollziehen - und Tong wird nie mehr allein sein.
In der chinesischen Mythologie waren Geister und deren Abbildungen seit jeher selbstverständlich und vertraut und sind es bis heute. Wenn uns Europäern dieses Bilderbuch furchterregend und gruselig vorkommen sollte, so ist es doch ein großer Gewinn, sich vorurteilsfrei darauf einzulassen. Die zu Beginn vorherrschenden düsteren Farben verändern sich im Licht des Feuers, die Dramatik des Kampfes weicht einem langsameren Erzählduktus, doch die Faszination des Betrachters, der wissen möchte, wie die Geschichte endet - und sie endet tröstlich - lässt nicht für einen Moment nach. Dem 1963 in der chinesischen Hafenstadt Tianjin geborene und seit 1987 in Paris lebende Künstler gelingt es in unnachahmlicher Weise asiatische und europäische Mal- und Erzähltechniken in Einklang zu bringen.
Chinesische Geistergeschichten und jahrhundertealte Fischereitraditionen sind die Basis einer zeitlosen Geschichte von Vertrauen und Freundschaft, so einleuchtend und stringent erzählt, dass sie auch heutige Kinder verstehen und akzeptieren können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OAL.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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