Der Kirschbaumjunge

Autor*in
Sommerset, Mark
ISBN
978-3-551-51817-0
Übersetzer*in
Steinhöfel, Andreas
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Sommerset, Rowan
Seitenanzahl
36
Verlag
Carlsen
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Klare Linien und ruhige Farben begleiten die Lesenden in die Welt der Philosophie und gehen dabei grundsätzlichen Fragen der Lebensführung und Entscheidungsfindung auf den Grund. Dabei findet ein Junge nach Jahren durch einen beherzten Sprung ins Wasser sein Glück auf der anderen Seite des Flusses in Kirschbäumen.

Beurteilungstext

Ein breiter Fluss trennt den Protagonisten im Buch von einem herrlichen Kirschbaum. Immer dann, wenn der Junge sich entschließt, den Fluss zu durchschwimmen, taucht ein kleiner Vogel auf, der ihn durch Warnungen, z.B. vor der Wassertemperatur und der Strömung, von seinem Vorhaben abbringt. Zeitgleich bietet der Vogel eine alternative Idee, wie beispielsweise den Bau einer Brücke oder eines Bootes. Hieran scheitert der Junge aber immer wieder, da er das Wissen und die Fähigkeiten dazu nicht besitzt. Er verschiebt sein Vorhaben, den Fluss zu durchschwimmen immer wieder auf das kommende Jahr. Und so vergeht ein Jahr nach dem anderen, der Kirschbaum verliert seine Früchte und der Junge erreicht den Kirschbaum immer noch nicht. Eines Tages jedoch, als nur noch der Stumpf des gefällten Kirschbaumes zu sehen ist, vergisst der Junge alle Einwände und springt in das Wasser, welches sich als kalt und voller Stromschnellen herausstellt. Die Strömung treibt ihn ab vom Kirschbaumstumpf an eine Stelle, die er bislang noch nie gesehen hatte. Und hier hat sich aus den Kirschen, die Jahr für Jahr ins Wasser gefallen sind, eine Obstwiese aus Kirschbäumen entwickelt, deren Früchte der Junge nun nach Herzenslust genießen kann.

Mit klaren, unverschnörkelten Aussagesätzen werden die Lesenden durch das Buch geführt. Der Text positioniert sich teilweise um die Bilder herum. Wichtige Aussagen, welche sich auf das Aufschieben des Plans beziehen, werden durch Unterstreichungen hervorgehoben. Auf dem einfarbig weißen oder beigen Hintergrund heben sich die Dialoge zwischen Vogel und Jungen in Sprechblasen ab, ebenso einige Gedanken des Jungen.
In den Illustrationen steht neben dem Vogel und dem Jungen der Fluss im Vordergrund, welcher sich fast immer am unteren Bildrand entlangschlängelt. Dieser ist weiß dargestellt und durchsetzt von glänzenden, sich von der Bildoberfläche abhebenden Linien, welche die Wellen symbolisieren. Beide Protagonisten werden in gedeckten braun- und cremefarbenen Farben dargestellt. In Rot und Orange stechen vor allem die Badekleidung des Jungen und die Kirschen hervor. Aber auch andere Teile der Illustration werden in Kontrast gesetzt zu den sonst ruhigen, gedeckten Farbtönen, beispielsweise der Schnabel des Vogels oder Hilfsmittel, die der Junge zum Überqueren des Flusses in Betracht zieht. Die Illustrationen sind durch zarte Linien, das Spiel mit den Farbkontrasten und die hervorgehobenen, glänzenden Linien im Fluss und den Fußspuren des Jungen zwischen den Obstbäumen gestaltet. Leider drücken sich die hervorgehobenen Linien nach kurzer Zeit auch durch die nachfolgenden Seiten durch. Die letzten Seiten des Buches lassen sich entfalten, wodurch die Kirschbaumwiese noch weitläufiger wirkt.

Philosophisch wird im Buch der Frage nach verpassten Chancen und Entscheidungen im Leben nachgegangen. Während der Junge seine Entscheidung, den Fluss zu durchschwimmen, jedes Jahr aufs Neue verschiebt, steht der Vogel dabei entweder als „innerer Schweinehund“ des Jungen, als Außenstehender oder dem Jungen nahestehender, der dem Jungen Ratschläge zu geben versucht. Dabei sind die Ratschläge im Buch weder positiv noch negativ konnotiert. Ebenso scheint der Junge über die verpasste Chance, den Kirschbaum zu erreichen, nicht betrübt zu sein. Am Ende wird er durch den Aufschub seines Vorhabens sogar belohnt durch das Entdecken der Obstbaumwiese. Ein Aufruf zu Geduld und dem Warten auf den richtigen Moment? Oder eine Warnung, dass der richtige Moment schnell verblassen kann, wenn man ihn nicht ergreift? Auch der kleine Vogel findet sein Glück in den Kirschbäumen, denn hier hat er sein Nest angelegt, aus welchem ein junger Vogel ihn freudig begrüßt. Hat der Vogel dem Jungen die Kirschbäume absichtlich vorenthalten? Und aus welchem Grund sollte er das tun? Im Gespräch mit Kindern kann solchen philosophischen Fragen nachgegangen werden, und das bereits ab dem Vorschulalter. Die klaren, ästhetischen Illustrationen laden auch Jugendliche ein, das Buch zu betrachten, was die angesprochene Altersstufe sehr breit hält.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kst; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 28.12.2014

Weitere Rezensionen zu Büchern von Sommerset, Mark

Sommerset, Mark

Alles gut, Kleiner

Weiterlesen
Sommerset, Mark

Mäh von Bäh und die Gripspillen

Weiterlesen
Sommerset, Mark

Der Kirschbaumjunge

Weiterlesen
Sommerset, Mark

Der Kirschbaumjunge

Weiterlesen
Sommerset, Mark

Der Kirschbaumjunge

Weiterlesen
Sommerset, Mark

Mäh von Bäh und die Gripspillen

Weiterlesen