Der Kirschbaumjunge

Schlagwörter

• Adoleszenz
• Gefühle

Teaser

Schon längst wäre der kleine Junge in den Fluss gesprungen um zum herrlichsten Kirschbaum der ganzen Welt zu gelangen. Wenn da nicht dieser kleine Vogel wäre, der es ihm immer wieder ausredet. So vergehen die Jahre, bis der Baum plötzlich nicht mehr dasteht. Mutig stürzt er sich in die Fluten und erlebt eine wunderbare Überraschung.

Beurteilungstext

Der Inhalt dieses Buches kann durch die Kinder praktisch mit allen Sinnen erfasst werden. Neben der Erzählung und den Illustrationen gibt es zusätzlich glitzernde Linien oder glänzende Details wie die Wasseroberfläche in einer Badewanne aber auch kleine Fußabdrücke zu ertasten. Beim Öffnen der integrierten Aufklappseite können die Kleinen staunend am Glück des Kirschbaumjungen teilhaben. Hier stehen plötzlich ganz viele wunderbare Kirschbäume mit einer Unmenge an leckeren Kirschen. Und um diese leckeren Früchte dreht sich die ganze Geschichte. Da bestimmt alle Kinder schon einmal die Erfahrung gemacht haben, von etwas zu träumen, was scheinbar unerreichbar ist, können sie sich gut in das Geschehen hineinversetzen. Sie können nachempfinden, wie sich der kleine Junge wohl fühlen muss, wenn er Jahr für Jahr die wunderbaren Kirschen am anderen Flußufer vor Augen hat, aber nicht hinüber gelangt, bis er schließlich eines Tages selbstbewußt in den Fluß springt und hinüberschwimmen will. Der Autor versteht es durch seine Wortwahl, Wiederholungen und eine klare schnörkellose Sprache, das Geschehen interessant wiederzugeben. Eine tragende Rolle spielen hierbei die Dialoge zwischen dem Jungen und dem Vogel, welcher immer wieder seine Pläne durchkreuzt. Text und Bilder sind so miteinander veknüpft, dass sich die Kinder einzelne Passagen anhand der Illustrationen selbst erlesen müssen. Dies fördert die Aufmerksamkeit und regt zugleich Phantasie und Sprache an. Die Bilder selbst entfalten durch ihre Gestaltung eine ganz eigene Wirkung. Durch den Verzicht auf bunte Farben und zusätzliche Details wird der Focus auf die Handlung gelenkt. Dominierend sind die Farben Beige, Weiß sowie verschiedenen Brauntöne. Somit sticht die Hauptfigur, der kleine Junge, durch seine Rot-Weißgestreifte Kleidung klar hervor. Der Überraschungseffekt der großen aufklappbaren Doppelseite ist durch die minimalistische Farbgebung der vorangegangenen Seiten um so größer, da hier die vielen wunderschönen roten Kirschen die Kinderherzen garantiert höher schlagen lassen. Aber nicht nur die Farbgebung transportiert die jeweilige Stimmung, sondern auch die Art der Darstellung der handelnden Figuren oder Objekte. Genauso schwach und zaghaft wie in der Erzählung hat der Illustrator den kleinen Kirschbaumjungen gezeichnet. Ob nachdenklich, in der Luft schwebend wie ein Vogel, mit dem Fluten kämpfend oder ganz versonnen den Baum umarmend, an seiner Körperhaltung und Mimik können sich die Kinder neben seinen Gefühlen auch die Handlung eigenständig erschließen. Die Posen des kleinen besserwisserischen Vogels wirken menschlich. Dies gefällt Kindern. Beim Betrachten einer gänzlich weissen Seite mit lediglich einem Kirschbaumstumpf werden die kleinen Betrachter emotional stark angesprochen und gespannt sein, wie es weitergeht. Dieses etwas außergewöhnliche Buch ist überall einsetzbar, insbesondere für Kinder, welche sich sehr schnell durch zu viele Bildinformationen ablenken lassen. Denkbar wären Gespräche über Gefühle, Selbstvertauen, eigene Grenzen oder das Größerwerden.
Am Beispiel des Jungen und der herrlichen Kirschbäume, welche aus kleinen Kernen wachsen, lässt sich Kindern sehr gut vermitteln, dass auch sie ihren Weg gehen werden und aus jedem Einzelnen etwas ganz Besonderes werden kann.