Der Fürst von morgen

Autor*in
Christopher, John
ISBN
978-3-596-85271-0
Übersetzer*in
Adolph, Ilse
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Rassmus, Jens
Seitenanzahl
498
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Fantastik
Ort
Frankfurt
Jahr
2008
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 3-teilige Geschichte erzählt von einer Zeit nach einer großen Katastrophe, in der mittelalterliche Lebens- und Denkweisen zurückgekehrt sind. Die Menschen wissen nichts mehr von moderner Technik und fürchten sich vor Veränderung und verharren in feudalen Traditionen. Jedoch eine elitäre Gruppe, die sich Seher nennen, hütet die wissenschaftlichen Erkenntnisse der untergegangenen Welt und will sie mit Hilfe von Geistermagie und dem Fürstensohn Luke, dem Fürsten von morgen, wieder einführen.

Beurteilungstext

Die Bevölkerung einer großen Region wurde durch eine nicht näher benannte Katastrophe traumatisiert. Es herrschen wieder Fürsten, Frauen sind vom öffentlichen Leben ausgeschlossen und Krieger sind mit Schwert und Lanze ausgerüstet und gehen zu Pferde auf Raubzüge. Luke, der Fürst von morgen, ist hier Zuhause und erbt im Verlauf des Buches das Fürstentum von seinem Vater. Neben der Einteilung in verschiedene Stände wird gesetzmäßig eine strikte Ausgrenzung Andersartiger, sprich behinderter Menschen, vorgenommen.
Menschen sind nur diejenigen, die körperlich unversehrt sind, Kleinwüchsige werden in ihre Viertel verbannt, können dort aber mit ihren Familien friedlich leben. Sie dienen den Menschen als Handwerker und ihre Fähigkeiten werden sogar geschätzt, man nennt sie Zwerge. Die Polymoffs haben unterschiedliche Behinderungen, Sie leben - egal wie gering ihre Versehrtheit ist - als Sklaven am Rand der Gesellschaft und verrichten untergeordnete Tätigkeiten und sie dürfen keine Kinder bekommen. Auch gesunden Müttern, die ein behindertes Kind gebären, werden diese Babys weggenommen und ermordet. Das ist nicht mehr Mittelalter, sondern Faschismus! Tiere mit Anomalien werden ebenfalls getötet und dürfen auf keinen Fall gegessen werden. Die Tötungen werden für notwendig erklärt, um das scheinbar vermehrte Auftreten von Missbildungen nach der Katastrophe einzudämmen. Die Katastrophe wurde durch irgendwelche - nicht näher benannte - Maschinen ausgelöst, deshalb werden schon die Gedanken an Wissenschaft, Technik, Fortschritt verteufelt. Eine kleine elitäre Gruppe besitzt und hütet jedoch das Wissen aus der ehemaligen Zeit. Ihre Mitglieder nennen sich "Seher" und sie setzen ihre Kenntnisse zur Inszenierung von allerlei Hokuspokus ein, um die Menschen zu manipulieren und zu beherrschen. Ihr erklärtes Ziel ist die Überwindung der Technikfeindlichkeit, jedoch geht es in Wirklichkeit um die Errichtung einer Diktatur unter der Herrschaft der Seher.
Das brennende Land, die am meisten von der Katastrophe betroffene Gegend, trennt Lukes Fürstentum vom Reich des Cymru mit einer anderen Gesellschaftsform. Diese zeigt zwar auch feudale Strukturen, Frauen nehmen dort aber am gesellschaftlichen Leben teil und Zwerge und Polymoffs genießen das gleiche Ansehen wie Menschen und haben Zugang zu allen Berufen und Gesellschaftsschichten. Maschinen werden dort als Hilfsmittel zur Erleichterung der Arbeit eingesetzt. Für Luke und seine Mannen, die diesen Landstrich erkunden, ist das nur anfangs sehr verwirrend. Schnell gewöhnen sie sich an die neuen Verhältnisse und die ihnen bisher unbekannte Bequemlichkeit durch allerlei Technik. Da Luke von den Sehern ausgewählt wurde, die Technikfeindlichkeit zu überwinden, unterstützen und fördern sie ihn bei der Verbrüderung der beiden Reiche.
Luke erwirbt sich durch seinen Mut das Wohlwollen des Cymru und dieser verspricht ihm seine Tochter als Ehefrau - es ist also tatsächlich auch dort nicht so weit her mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Im weiteren Verlauf entwickelt sich eine Geschichte von Eifersucht und Stolz. Da Cymrus Tochter, die mittlerweile bei Lukes Volk lebt, sich mehr zu seinem besten Freund hingezogen fühlt, wird Luke zum Rächer seines verletzten Stolzes und kann Cymru als seinen Verbündeten gewinnen. Gemeinsam führen sie einen Vernichtungsfeldzug mit Feuerwaffen, dem die Angegriffenen mit ihren Schwertern nicht gewachsen sind.
Die Problematik "Ungleichheit" zieht sich durch die gesamte Geschichte. Obwohl die Fakten teilweise grausig sind, werden sie derart distanziert beschrieben, dass sie auf den ersten Blick wenig schockierend wirken. Ob all die kritischen Fragen, die das Buch unzweifelhaft provozieren will, bei der Zielgruppe wirklich ankommen, ist eher fraglich.
Die Trilogie aus den 1970ern gilt als Klassiker der fantastischen Jugendliteratur - allerdings ist sie alles andere als leichte Kost. Das stellt auch Dietmar Dath in seiner ausführlichen Nachbetrachtung am Ende des Buches fest.
Fischers neue Edition "Bücher mit dem Blauen Band" sollen jungen Leseratten alle 2 Monate ansprechendes Lesefutter im Schuber und in Leinen gebunden präsentieren - und eine Vorliebe für schön aufgemachte und teure Bücher festigen. Zum Auftakt der ambitionierten Reihe erschien diese, schon etwas ältere Fantasy-Trilogie. Ich wünschte mir, die Leselust der jungen Leserinnen und Leser würde mit guten und kostengünstigeren Büchern gefördert.

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Diese Rezension wurde verfasst von scho.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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