Der Fürst von morgen

Autor*in
Christopher, John
ISBN
978-3-596-85271-0
Übersetzer*in
Adolph, Ilse
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Rassmus, Jens
Seitenanzahl
498
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In England herrschen, nachdem die Erde größtenteils zerstört ist, wieder mittelalterliche Zustände. Die Technik wurde als zerstörerische Kraft identifiziert, jeglicher technischer Fortschritt ist strikt verboten. In dieser Zeit wächst Luke zum Fürsten heran. John Christophers Trilogie um eine düstere Zukunftsvision, geschrieben 1970 bis 1972, enthält die Titel "Der Fürst von Morgen", "Hinter dem brennenden Land" und "Das Schwert der Geister".

Beurteilungstext

Wir befinden uns im England der fernen Zukunft. Die moderne Zivilisation und die Umwelt sind zerstört. Warum, erfährt der Leser nicht, dies gehört der Vorgeschichte an. Der Leser steht vor vollendeten Tatsachen: Alles Technische - Maschinen, Elektrizität und jegliche Forschung - werden verteufelt und aus dem Leben der Menschen verbannt. In kleinen Dörfern leben ähnlich einem mittelalterlichen Kastensystem Menschen, Zwerge (kleine Menschen) und sogenannte Polymorphe (Menschen mit meist physischen Missbildungen wie Buckeln, die in der Gesellschaft ihren Status als niedere Kreaturen widerspruchslos akzeptieren) so lange friedlich zusammen, wie niemand versucht, die Hierarchie zu hinterfragen. Jedes Dorf wird von einem Fürsten regiert, dessen Hauptaufgabe die Ausbildung und ständige Instandhaltung einer Armee ist. Rohe Gewalt ist allgegenwärtig, sie ist ein bewährtes Mittel der Auseinandersetzung. In den Sommermonaten ist Kriegszeit, man überfällt sich - gesittet und gemäß ungeschriebener Gesetze - gegenseitig und verdient sich so als Fürst seinen Wohlstand sowie die Anerkennung durch sein Volk und damit die Amtslegitimation.

Seher sind die religiöse, Aberglauben verbreitende und schürende Instanz der Dörfer, sie wachen über die Einhaltung der Regeln und verkörpern gleichzeitig die Judikative. Was niemand weiß: Im Hintergrund schwelt ein persönlichen Verlusten übergeordneter Plan der Seher "zum Wohl der Menschheit". Die Seher wahren technisches Wissen und nutzen ihre Macht über die Menschen, um sie für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Der Ich-Erzähler Luke ist der Sohn des Fürsten von Winchester und durch den Dorf-Seher Ezzard designierter Fürst von morgen, also Nachfolger seines Vaters. Hier fangen die Probleme für ihn an: Sein älterer Halbbruder ist der rechtmäßige Thronerbe.

Der Leser lernt Luke etwa 12-jährig als pfiffigen und klugen Jungen kennen und begleitet ihn durch den Tod des Vaters, die unvorgesehene Machtergreifung seines Halbbruders Peter und seine Flucht aus dem Dorf. Er wird von Seher Ezzard in das Quartier der Seher gebracht, das sich als Technikzentrum entpuppt. Dort entsteht der Plan, Peter zu stürzen. Um eine ausreichend starke Armee zusammenzuführen, tritt Luke die lange Reise durch das Brennende Land an.

Er kehrt mit einer Armee und einer Verlobten zurück, der Tochter des Wällisen-Königs, schlägt seinen Bruder und übernimmt in immer noch sehr jungen Jahren das Regiment in Winchester. Kühn und zunehmend skrupellos bestreitet er erfolgreich Schlachten mit den umliegenden Dörfern. Das geht eine Zeit lang gut, bis von den Dorfräten mehrheitlich beschlossen wird, das Fürstentum gänzlich abzuschaffen und einen Regierungsrat zu gründen. Luke ist damit als Fürst abgewählt. Lukes emanzipierte Verlobte verliebt sich in seinen besten Freund und Berater Edmund, und Luke - aus dem Amt vertrieben und menschlich über alle Maßen enttäuscht - zieht abermals aus, um sich sein zerbrochenes Reich zurückzuerobern. Er kehrt mit schwerer Artillerie aus Seher-Fabrikation zurück. Glücklicherweise tritt - nach viel zu vielen Toten - eine vernünftige, menschliche Entscheidung an die Stelle des großen finalen Gemetzels.

Diese gruselige Zukunftsvision erschreckt, weil sie zwei Dinge besonders deutlich macht: Wenn Menschen aufeinander treffen, ist es nahezu unmöglich, die Fäden in der Hand zu behalten und vollständige Kontrolle auszuüben, denn der menschliche Geist steht nie still. Daran scheitern die Seher und ihr schöner Entwicklungsplan. Und zweitens: Die meisten Fehler will der Mensch selber machen - es reicht ihm nicht, aus den Taten und Erfahrungen der vorangegangenen Generationen zu lernen. Ein Fantasy-Touch verleiht die nötige Distanz zur Geschichte, und dennoch lässt den Leser die Idee, dass es sich um eine Zukunftsvision handelt, die ihm selbst zugedacht ist, nicht los.

Die Trilogie um den "Fürsten von morgen" ist eine spannende Lektüre, die für Schulklassen viel Diskussions- und Zündstoff bietet. Sie ist für Schule und Privatlektüre gleichermaßen empfehlenswert.

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Diese Rezension wurde verfasst von dk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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