Der fleißige Mistkäfer und die Träume der Anderen

Schlagwörter

• Außenseiter
• Freundschaft
• Komik/Humor
• Natur
• Tiere

Teaser

Ein Bilderbuchhighlight: Julia Nüsch gelingt mit "Der fleißige Mistkäfer" eine liebevolle Hommage an die zu früh verstorbene Verlegerin Barbara Kindermann.

Beurteilungstext

Mistkäfer haben einen undankbaren Arbeitsalltag: Tagein, tagaus rollen sie mit höchstem handwerklichen Geschick ihre Mistpillen aus den Hinterlassenschaften anderer Tiere zusammen und helfen so dabei, die Erde nachhaltig zu düngen. Keine wohlriechende Angelegenheit.
So ergeht es auch dem Mistkäfer Johann Wolfgang, der auf einem Rosenkohlfeld lebt. Er geht mit sehr viel Freude seiner Arbeit nach, fühlt sich aber ein wenig einsam, zumal die anderen Tiere eher mit zugehaltener Nase auf ihn herabschauen. Als er am Ende eines Arbeitstages neben seiner Lieblingskugel einschläft, passiert etwas Seltsames: Auf dem Weg zu seinem Traum verirrt sich Johann Wolfgang und landet aus Versehen im Traum der Giraffe Annette, die gerade traumhaft anmutige Piouretten vollführt. Als er sich schnell wieder aus dem Traum verabschieden will, erwischt er aus Versehen einen Teil von Annettes Traum und rollt ihn unversehens in seine Mistkugel auf, während Annette unsanft aus ihrem Schlaf erwacht. So geht es nun noch eine ganze Weile weiter, weil Johann Wolfgang sich munter weiter verläuft: Das Schaf William wacht unsanft aus Tauchträumen auf, Nashorn Theodor schwebt auf einmal nicht mehr in einer Seifenkugel durch das All, und der Fuchs Reiner Maria schwirrt auf einmal nicht mehr mit anderen Hummeln nektarsuchend durch die Luft. Verständlich, dass die Tiere stinksauer sind auf ihren Traumräuber - nur die Fliege Astrid ist ganz froh, dass Johann Wolfgang sie aus einem Albtraum mit dem Frosch Heinrich errettet. Doch die unfreiwillige Traumräuberei hat einen schönen Nebeneffekt: Johann Wolfgangs Lieblingsmistkugel ist zu einer wunderschönen riesigen Traumkugel erwachsen, in der sich die Tiere nun gemeinsam in die schönsten Träume legen können – und so ist der Mistkäfer auch nicht mehr allein.
Liebevoll-lustig geschrieben und mit warmen, satten Farben gezeichnet ist Julia Nüsch’ Bilderbuch ein reines (Vor-)Lesevergnügen. Erzählstrukturell ist diese Außenseitergeschichte natürlich vorhersehbar, aber die liebevolle Umsetzung macht "Der fleißige Mistkäfer" zu einem der Bilderbuchhighlights der letzten Jahre.
Nüsch widmet ihr Bilderbuch übrigens der 2020 viel zu früh gestorbenen Verlegerin Barbara Kindermann, in deren Verlag der fleißige Mistkäfer auch erschienen ist.