Die tollpatschige Giraffe und der verlorene Traum

Schlagwörter

• Emanzipation
• Freundschaft
• Gefühle
• Ungleichheit

Teaser

Die Giraffe Annette hat ihren Traum verloren. Darüber ist sie sehr traurig und bittet deshalb ihre Freunde um Hilfe. Sie muss allerdings feststellen, dass das schwieriger ist als gedacht, denn jeder hat eine andere Art mit Problemen und deren Lösung umzugehen.

Beurteilungstext

Eigentlich ist Annette eine fröhliche zufriedene Giraffe, die sich an allem erfreuen kann, was ihr das Leben und die Natur bieten. Das wird auch im ersten Bild deutlich. Warme gelbbraune Farbtöne betten sie regelrecht ein in ihre Umgebung und schenken ihr Geborgenheit. Doch eines schönen Tages ist alles anders. Annette hatte einen Traum, einen wunderschönen, und kann sich am Morgen nicht mehr daran erinnern.
Betrübt wendet sie sich an ihren Freund, den Fuchs Rainer Maria. Er soll ihr helfen den verlorenen Traum wiederzufinden. Dabei ist ihr langer Hals ganz tief nach unten geneigt, zu ihm, und ihre Augen blicken traurig. Erneut sorgt eine Mischung aus hellen und dunklen Brauntönen sowie die Zuwendung zu Rainer Maria, der sich in zartem Rotbraun abhebt und ihr zugewandt ist, für Ruhe und auch Vertrauen beim Betrachter. Der Fuchs kennt seine Freundin gut und weiß, dass sie manchmal etwas tollpatschig ist. Doch natürlich möchte er ihr gern helfen. Und so zeigt er ihr, was er in einem solchen Fall tun würde…Da kommt Bewegung in die Illustration: Es wird bunter, als der Fuchs leuchtend rotbraun und groß kopfüber in ein Erdloch schnellt um einen türkisfarbenen Stein dort rauszuholen. Verzaubert anmutende Blätter, farblich herrlich abgestimmt mit dem Braun der Höhle und in ihrer Form so unterschiedlich, geben dem Betrachter viel Raum zum Fantasieren. Es gibt, wenn man sich Zeit nimmt, immer wieder Neues zu entdecken.
Die Giraffe ist angetan von seinem Vorschlag und will es ihm gleichtun. Doch der Versuch misslingt, sie stolpert über eine Baumwurzel und landet auf dem Bauch. Enttäuscht über ihr eigenes Missgeschick zieht sie weiter.
Auch Frosch Heinrich hat eine Idee und macht ihr vor, wie er sich in einem solchen Fall verhält. Er „ thront“ riesengroß aufgebläht, in kräftigen Grüntönen, auf einem glitschigen Stein und quakt ganz laut. Annette jedoch ist beim Befolgen seines Rates im Wasser gelandet und wirkt neben ihm winzig klein und verletzlich. Nur ihr Kopf, bedeckt mit einem Seerosenblatt, und der Schwanz zeigen aus dem kühlen Nass. Wasser tropft aus ihrem Fell, den Ohren und vom Stengel der Pflanze. Und sie pustet es auch aus der Kehle. Obendrein treiben auch noch zwei Giraffenflecken auf der Oberfläche. Heinrich rettet diese.
Sie bittet der Reihe nach alle ihre Freunde um Hilfe, doch immer wieder scheitert sie am Versuch es ihnen gleichzutun. Sie muss sich teilweise regelrecht verknoten oder auch verbiegen. Und das ist alles gegen ihr Naturell. Zauberhafte Bilder machen deutlich wieviel Mühe sich alle geben ihr zu helfen. Und zeigen gleichzeitig ihr klägliches Scheitern in immer anderen Posen auf, was sie natürlich sehr traurig werden lässt. Und jedesmal verliert sie einen Fleck ihres wunderschönen Fells. Völlig entmutigt trottet sie nach Hause.
Auf ihrem Weg trifft sie zu guter Letzt Nashorn Theodor. Der erfindet meistens etwas Neues, wenn er das Alte nicht mehr finden kann. Mit all seiner Kraft baut er aus Felsbrocken und Baumstamm eine Wippe.
Nach und nach trudeln Annettes Freude ein, jeder bringt ein paar gefundene Fellstücke vorbei und nimmt auf der Wippe Platz. Sie ist überglücklich so tolle Kameraden an ihrer Seite zu haben. Vor Freude- und weil sie ja auch ein bisschen tollpatschig ist- springt sie auf die Wippe. Ohne abzusehen was da passiert. Jetzt ist ihre Stunde gekommen….
Julia Nüsch hat ein eindrucksvolles Bilderbuch über persönliches Scheitern, den Glaube an sich selbst aber auch die große Kraft von Freundschaft, Respekt und gegenseitigem Vertrauen geschaffen. Bemerkenswert sind auch die wundervollen Illustrationen, die es schaffen den Betrachter zu verzaubern und in ihm ganz viele Emotionen zu wecken. Obwohl die Giraffe in vielen Situationen scheitert und traurig ist gibt es auch immer etwas zum Schmunzeln. Am Schluss wird deutlich, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt.