Der Attentäter - die Geschichte von Herschel Grynszpan

Autor*in
Dijk, Lutz van
ISBN
978-3-570-30108-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Bertelsmann
Gattung
Ort
München
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Lebensgeschichte des Herschel Grynszpan in einer fiktiven Autobiografie. Dem persönlichen Schicksal werden die äußeren Verhältnisse im Deutschland und Frankreich zwischen 1933 und 1945 gegenübergestellt.

Beurteilungstext

Ein bewegendes, wichtiges und lesenswertes Buch zu einem Thema, von dem man glaubte, es sei doch eigentlich schon alles gesagt. Gerade dem jugendlichen Leser wird die Pogromnacht 1938 im Geschichtsunterricht schon begegnet sein und in einem Nebensatz dazu - als der auslösende Umstand - auch das Attentat des Herschel Grynszpan. Doch die Person selbst blieb weitgehend unbearbeitet oder doch wenigstens missverstanden. Hier hat Lutz van Dijk den gelungenen Versuch unternommen, sowohl Herkunft und Entwicklung des damals 17jährigen als auch die Zeit seiner Untersuchungshaft und sein mögliches Schicksal nach der Befreiung zu beleuchten. Die gewählte Form der fiktiven Autobiografie und die Einführung eines gleichaltrigen Gegenübers zur Vertiefung eigener Überlegungen macht die Geschichte über die Fakten hinaus spannend und leseleicht, manchmal so leseleicht, dass die Härten und Bedrückungen an Schrecken verlieren. Das wäre auch das einzige Kritikargument, dass nämlich an manchen Stellen so stark “gemenschelt” wird, dass KZ- und Haftbedingungen eher harmlos erscheinen, sozusagen “Holocaust light”, was zwar sicher nicht beabsichtigt ist, z.T. auch mehr der subjektiven Wahrnehmung der Hauptperson geschuldet wird, aber immer ein gefährlicher Effekt ist.
Die innere Logik der Abläufe für Grynszpan, die Folgerichtigkeit seiner Lebensentscheidungen mehr ins Blickfeld gerückt zu haben, statt ihn - wie sonst manchmal - zum leichtfertigen Spieler mit dem Leben von Millionen Glaubensgenossen zu stempeln, ist unzweifelhaft ein großes Verdienst dieses Buches. Dazu tragen insbesondere auch die zahlreichen Fußnoten und Anmerkungen zu späteren Erkenntnissen bei, die den Blick über das subjektive Tageserleben auf größere Zusammenhänge weiten und zur weitergehenden Beschäftigung mit der Zeitgeschichte auffordern.
Da viele Details zur sich verändernden Situation der Juden in Deutschland und Europa seit Mitte der 1920er Jahre, Mosaiksteine zur schleichenden Nazifizierung des Alltags in Deutschland, aber auch Informationen zur öffentlichen Meinung in anderen europäischen Ländern enthalten sind, dazu nutzbare Anregungen zum Themenkomplex “Homosexualität”, bietet sich eine schulische Nutzung des Buches geradezu an, fächerübergreifend und mit Optionen auf weitergehende Verdichtung und Transponierung in die bundesrepublikanische Welt. Ein rundum empfehlenswertes Werk!

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Diese Rezension wurde verfasst von bh-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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