Crenshaw. Einmal schwarzer Kater

Autor*in
Applegate, Katherine
ISBN
978-3-7373-5427-1
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
MeyersDuden
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Jackson hat Sorgen, denn zum zweiten Mal innerhalb seiner Kindheit droht der Familie die Arbeitslosigkeit. Da taucht Crenshaw, der schwarze Fantasie-Kater, wieder auf, der ihn bereits durch die schwierigen Monate damals begleitet hat.

Beurteilungstext

Jacksons Eltern gehören zu den US-amerikanischen Familien, die durch Krankheit und Arbeitslosigkeit ihren bescheidenen Wohlstand verlieren. Sie versuchen lange, die Situation vor den Kindern zu beschönigen, aber natürlich wissen Jackson und seine jüngere Schwester Robin, worauf es hinauslaufen wird, wenn sie nach und nach alle Möbel und Haushaltsgegenstände, die nicht unbedingt nötig sind, verkaufen.
Jackson ist ein Junge, der Fakten liebt. Er will "Tierforscher" werden und stellt deshalb schnell fest, dass Crenshaw eingebildet sein muss. Nichtsdestotrotz lässt er sich durch die beharrliche Fragerei des Katers in philosophische Gespräche verwickeln, die ihm helfen, mit der Situation klarzukommen.
Durch Crenshaws Gegenwart wird er angeregt, mit seiner Schwester, seinem Vater und seiner besten Freundin Marisol über imaginäre Freunde zu sprechen. Dabei kommt etwas Erstaunliches heraus: Crenshaw kennt die imaginären Freunde der anderen - ein Hinweis darauf, dass er doch nicht eingebildet ist?
Dieses kleine Fragezeichen lässt das ansonsten sehr realitätsnah erzählte Buch ein wenig in der Schwebe verharren - ist es nun fantastisch oder nicht? Das ist einer der reizvollen Aspekte dieses auch sonst sehr empfehlenswerten Buches: Die realistische Erzählung hat durch Crenshaw viel Poesie, ohne zu beschönigen.
Jackson erzählt retrospektiv und mit viel innerem Erleben und persönlichen Kommentaren. Genaue Beobachtungen, Fragen und Zweifel, Ängste und Hoffnungen lassen uns miterleben, wie ein Kind diese Situation wahrnimmt.
Am Ende hat die Familie Glück - die Zeit der Obdachlosigkeit ist schnell beendet.
Es ist ein Kinderbuch, folglich wird die soziale Realität nicht nur der USA abgemildert dargestellt. Doch bringt das Buch den Kindern die Lebenswirklichkeit von Menschen nahe, die durch Verkettungen verschiedener Umstände sehr schnell aus dem sozialen Netz fallen.
Katherine Applegate ist eine erfolgreiche Kinderbuchautorin, die sich einfühlsam mit kindlichen Lebenswelten auseinandersetzt. Die durch das Buch "turnenden" Silhouetten Crenshaws (aus der Umschlagillustration von Norbert Blommel) verstärken den zauberhaften Eindruck des Buches noch. Verweise auf das von Maurice Sendak illustrierte Buch "Löcher gibt's, um sie zu graben" von Ruth Krauss und auf den imaginären Hasen "Mein Freund Harvey" (von Mary Chase) öffnen noch weitere philosophische Fenster.
Schade nur, dass der deutsche Verlag sich den unsinnigen Untertitel "Einmal schwarzer Kater" hat einfallen lassen - im Original heißt das Buch schlicht "Crenshaw".

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.11.2016

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