Willodeen. Das Mädchen und der Wald der verschwundenen Tiere

Autor*in
Applegate, Katherine
ISBN
978-3-423-64105-0
Übersetzer*in
Günther, HerbertGünther, Ulli
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Santoso, Charles
Seitenanzahl
231
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kein Mensch aus Perchance kann Kreischer ausstehen. Kein Mensch außer Willodeen. Das Mädchen mag die stinkenden und gefährlichen Tiere, die nach und nach durch die Bewohner*innen der Stadt ausgerottet werden. Doch was kann ein kleines Mädchen schon dagegen ausrichten? Als die Touristenmagneten der Stadt - die niedlichen Summbärchen - nach dem Winter nicht wiederkehren, bricht allmählich Panik bei den Anwohner*innen aus, denn wie sollen sie ihr Geld einnehmen, wenn keine Besucher*innen mehr kommen?

Beurteilungstext

Als Willodeen ein kleines Kind ist, stirbt ihre Familie bei einer Naturkatastrophe. Sie wird zur Außenseiterin, findet keinen Anschluss bei Gleichaltrigen und will eigentlich auch nicht wirklich viel mit ihnen zu tun haben. Viel lieber unterhält sie sich mit ihren Pflegemüttern Birdie und Mae, dem Summbärchen Duuzu, der, wie sie auch, von dem Feuer gezeichnet wurde, das ihre Familie umbrachte, oder sie beobachtet die nach und nach weniger werdenden Kreischer im Wald, wie sie es früher mit ihrem Vater getan hatte. Als dann auch der letzte Kreischer vor ihren Augen von den Bewohner*innen von Perchance erlegt wird, weiß Willodeen nicht weiter, ist verzweifelt und kann an ihrem elften Geburtstag nicht mehr still sein. Mit der Angst, dass Erwachsene Kinder nicht ernst nehmen würden, nimmt sie all ihren Mut zusammen und spricht sich bei einer Ratsversammlung vor allen Stadtbewohner*innen für die Kreischer aus. Willodeen scheint die Einzige zu sein, die weiß, dass ein Entfernen einer Tierart aus der Natur nicht ohne Folgen für das Gesamtgefüge bleiben kann. Schließlich weiß die Natur doch mehr als wir Menschen. Ihre Frustration über die mangelnde Zustimmung bei ihrer Rede bringt sie vor dem Ratsgebäude dazu, Tränen der Wut zu vergießen, die, ihren Pflegemüttern zufolge, magische Kräfte besitzen. Und tatsächlich: der vom Nachbarsjungen Connor aus Naturmaterialien gebastelte Kreischer wird durch diese zum Leben erweckt. Doch wie können ihr neugewonnener Freund Connor und sie das Kreischerjunge Quinby vor der Ausrottung bewahren und wie kommen die Summbärchen zurück nach Perchance? Und selbst, wenn die beiden Kinder die Lösung zu diesen Fragen finden - in welcher Welt würden die Erwachsenen ihnen glauben?
"Willodeen- Das Mädchen und der Wald der verschwundenen Tiere" ist ein eindrücklicher Roman, der einen beim Lesen vermehrt schwer schlucken, schlussendlich aber mit einem mutmachenden Gefühl zurück lässt. Die Geschichte spielt dabei in einer dystopischen Parallelwelt mit Gegebenheiten, die der bekannten Welt sehr ähneln, aber noch mit einzelnen Fantasietieren angereichert wurde. Diese Welt wird dabei regelmäßig von schweren Naturkatastrophen heimgesucht und erinnert dadurch schmerzend an unsere Welt bzw. eine mögliche Zukunft dieser. Die Protagonistin Willodeen ist ein Charakter, der sich durch den dramatischen Verlust ihrer Familie bei eben einer solchen Naturkatastrophe, ihrer Außenseiterinnenrolle sowie ihrer großen Liebe zur Natur und zu allen Tieren auszeichnet. Das Interesse der Leser*innen wird bereits beim Betrachten des Buchcovers geweckt, denn dort sind ein Summbärchen und ein Kreischer, die fantastischen Tiere, deren Symbiose den Kern der Geschichte ausmacht, zu sehen, die in der realen Welt nicht vorzufinden sind.
Das Buch wird dann durch folgende Widmung eingeleitet: "Für Mutter Erde. Danke, dass du uns duldest" auf welches das Zitat "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nie zu klein ist, um etwas zu ändern." von Greta Thunberg folgt. Das Zitat deutet dabei schon auf eine der Kernaussage des Buches hin: Wenn einem etwas wirklich wichtig ist, sollte man sich trauen, dafür einzustehen, egal, was für ein Gegenwind kommen mag und auch egal, wie klein man sich selber wahrnimmt. Natürlich ist es aus der aktuellen Sicht aufgrund der Entwicklungen rund um die Person Greta Thunberg fragwürdig, ob es angebracht ist, sie in Kinder-/ Jugendbüchern zu zitieren, trotzdem passt das Zitat inhaltlich gut zu der Geschichte. Denn auch hier stellt die Protagonistin ein junges Mädchen dar, die für die Natur und die Artenvielfalt einsteht, egal, wie wenig die Erwachsenen ihr zuzuhören scheinen. Die Erzählung beginnt dabei mit einem Text in anderer Schriftart und in einem anderen Schreibstil. Solche "Zwischentexte" tauchen immer wieder an verschiedenen Stellen im Buch auf und es endet auch damit. Nach und nach wird dabei deutlich, dass es sich dabei um eine Geschichte handelt, die Connor verfasst und die sich um das Kreischerjunge Quinby dreht.
An mehreren Stellen im Buch finden sich Zeichnungen wieder, die Willodeen bspw. beim Weinen darstellen oder ihre Tierfreunde Quinby und Duuzu. Diese schwarz-weißen Zeichnungen unterstützen dabei bei der Vorstellung der handelnden Figuren und lockern die Erzählung ein wenig auf.

Die Geschichte um Willodeen und die Tiere und die Magie um sie herum macht traurig, nachdenklich und gibt Mut. Es erinnert daran, dass jedes Lebewesen dieser Erde seinen Platz und Nutzen hat und es Wert ist, dass sich jemand dafür einsetzt. Beim Lesen überwiegt meiner Meinung nach ein trauriger Beigeschmack, da immer wieder Parallelen zu unserer bekannten Welt gezogen werden und immer wieder deutlich wird, dass diese Geschichte nicht nur aus der Fantasie einer Autorin rührt. Trotz eines Happy Ends kann dies nicht ganz beiseite geräumt werden. Natürlich ist nicht klar, ob kindliche Leser*innen sich ständig diese Gedanken machen, trotzdem wird das Buch mit Sicherheit auch Gesprächsstoff über die Themen Umweltschutz, Verlust aber auch Partizipation bieten. Das Buch erinnert daran, dass die Natur es immer besser wissen wird als die Menschen und man nie zu klein ist, um etwas zu bewegen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Ayleen Wacker; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 31.01.2024

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