Cengiz & Locke

Autor*in
Drvenkar, Zoran
ISBN
978-3-551-35324-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
Carlsen
Gattung
Krimi
Ort
Hamburg
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
7,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Cengiz und Locke sind in gewaltigen Schwierigkeiten. Die beiden Jugendlichen, die zur selben Berliner Clique gehören, haben sich von den Älteren zu einer gefährlichen Aktion überreden lassen und müssen nun mit den Folgen leben.

Beurteilungstext

Cengiz und Locke verbringen viel Zeit miteinander, sie hängen zusammen in den Berliner Vierteln herum, wissen aber kaum etwas voneinander. Dass Locke eigentlich Matthias heißt, dass Cengiz von seinem Vater zu Hause rausgeworfen wurde – über solche Dinge reden sie nicht, um nicht ihr Gesicht zu verlieren. Denn das ist das Wichtigste: Cool bleiben, in der Clique anerkannt zu werden, mit Marco, dem Chef der Clique klar kommen. Und als dieser eines Tages die beiden im Auto mitnimmt, sagen sie natürlich nicht nein. Doch dann drückt er Cengiz plötzlich eine Maschinenpistole in die Hand, mit der er auf jugoslawische Jugendliche schießen soll, die vor einer Disko warten.
Dieser Vorfall löst eine Kette gewalttätiger Aktionen aus: Cengiz und Locke werden später erkannt, von Marco und Kollok (Der unangenehme Typ aus Der Bruder) bei einem gemeinsamen Einbruch im Stich gelassen, Cengiz von den Jugoslawen zusammengeschlagen. Jasmin, die bei dem Überfall vor der Disko auch dabei war, ist es, die Cengiz zuvor identifiziert hat. Plötzlich ist sie tot. Hat Cengiz sie umgebracht? Selbst Locke zweifelt an der Unschuld des Jungen, der so unnahbar wirkt und niemals Schwäche zugibt. Doch etwas hat sich verändert zwischen den beiden Jungen: Sie reden auf einmal miteinander, lernen den anderen kennen und fragen sich, ob es nicht einen Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage gibt. Am Ende gibt es nur Verlierer, die sich der Illusion hingeben, in Sicherheit zu sein.
Das Herausragende an diesem Roman ist auch zugleich seine größte Schwäche: Die Geschichte wird aus der Du-Perspektive erzählt, jeweils aus der Sicht eines des Protagonisten. So ergeben sich Überschneidungen, Rückblenden und Ellipsen, die den Lesefluss für ungeübte Leser teilweise erschweren können. Auf der anderen Seite ist es ein geschickter narrativer Schachzug, der Distanz und Nähe zugleich vermittelt. Durch das „Du“ fühlt sich der Leser angesprochen, er kann sich in die Personen hineinversetzten, bleibt aber dennoch außen vor.
Das Ende überrascht, da der Leser zuvor, wie auch die Figuren, in eine bestimmte Richtung gelenkt wurde. Die Erzählstrategie ist offensichtlich: Zunächst wird der Leser mit seinen eigenen Vorurteilen konfrontiert, versucht diese dann zu revidieren und erliegt am Ende dem Irrtum, dass sie doch gerechtfertigt waren. Im Epilog, der geschickt als Rückblende die Leerstelle des Mordes füllt, wird man dann mit seinem eigenen Gewissen konfrontiert, das zugelassen hat, dass man Cengiz als Mörder abstempelt.
Die Frage, ob der Roman realistisch die jugendliche Szene mit ihrer Sprache und ihrem Verhalten abbildet, kann nicht eindeutig geklärt werden, muss es aber auch nicht. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass diese Figuren an einem Punkt überhaupt erst anfangen, miteinander zu reden. Sie versuchen, ohne Hoffnung auf Erfolg, ihren trostlosen familiären Hintergrund zu überwinden und auf ihre Art zu überleben. Dass der Roman mit gut 300 Seiten für weniger geübte Leser eine Herausforderung darstellt, sollte kein Hindernis sein, ihn im Unterricht, z.B. in einer Schule, die sich in einem sozialen Brennpunkt befindet, in Auszügen zu lesen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RD.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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