Carlos in der Nacht

Autor*in
Ludwig, Christa
ISBN
978-3-7725-1545-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
352
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2005
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die Geschichte von Don Carlos in Spanien zur Zeit der Inquisition.

Beurteilungstext

Was die Verfasserin dem Leser anbietet, ist ein Roman, als Jugendbuch deklariert, der unter die Haut geht. Trotz der vielen direkten Reden wirkt dieser Roman nie direkt, nie nur vordergründig. Die Worte kommen zögernd, zunächst verhalten, dann aber passagenweise wortstark, eindringlich.
Es ist die Geschichte von Don Carlos, dem spanischen Infanten und künftigen Thronerben, Sohn des Königs Philipp II., bekannt aus dem gleichnamigen Drama von Friedrich von Schiller. Die Autorin nimmt Bezug auf dieses Drama, weicht davon ab, weitet es aus, erklärt zum Schluss, wo Dichtung und Wahrheit liegen, liegen könnten. Erwähnenswert ist, dass es sich bei der dramatisierten Person des Don Carlos wie auch bei der literarischen Person im vorliegenden Roman um eine geschichtliche Persönlichkeit handelt, die nicht fiktiv ist, aber zu einer Erzählung verdichtet wurde, eingebettet in die Ereignisse, wie sie in Spanien zur Zeit des Infanten Don Carlos herrschten.
Es ist ein Roman, der die zu ihrer Zeit hoch gelobten Praktiken der Inquisition und der Autodafés als menschenverachtende Missstände anprangert, ohne dabei polemisch zu werden. Dass Carlos und sein fiktiver Freund Rodrigo in einer Jungmännerwelt leben, zu der Frauen nur zögernd Zutritt erlangen, ist schriftstellerisch legitim, zumal auch in solchen Buchpassagen keinerlei Tendenzen für oder gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaft, wie sie heute in etlichen Publikationen überdeutlich propagiert werden, erkennbar sind.
Wenn im Roman ein körperlich schwächlicher Mensch, wie es Don Carlos in der Realität gewesen sein soll, zu einer geistigen Größe hochstilisiert wird, so ist auch das literarisch legitim, lässt aber auch erkennen, dass es der Verfasserin mehr um das Menschliche mit Gefühlen, Freuden und Ängsten geht, als um die Belange des Hochadels im damals bedeutendsten Staatsgefüge der Welt, der habsburgisch-spanischen Monarchie, die Philipp II. von seinem Vater, Kaiser Karl V., in dessen Reich "die Sonne nie untergeht", wie es hieß, übernommen hat.
Die Verfasserin weist zum Schluss mit Recht darauf hin, dass man Schillers Drama "Don Carlos" zum Vergleich lesen kann, lesen sollte, was als dezenter Hinweis auf ihren früheren Beruf als Lehrerin gedeutet werden kann und was auch zu ihrer Vorliebe für das Metier "Jugendbuch" geführt haben mag.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von rvn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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