Carla Chamäleon - Oh Schreck, ich bin weg!
- Autor*in
- Gehm, Franziska
- ISBN
- 978-3-499-21847-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Christians, Julia
- Seitenanzahl
- 238
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- Buch (gebunden)Fantastik
- Ort
- Reinbek
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,99 €
- Bewertung
Teaser
Carla Niemann (nomen est omen) ist schüchtern und unscheinbar, und als ihre beste Freundin aus ungenannten Gründen "ans andere Ende der Welt" geht, ist sie hilflos und einsam. Das wird auch nach außen hin sichtbar, denn sie verschwindet quasi, indem sie die Musterung und Farbe ihrer jeweiligen Umgebung annimmt, eben wie ein Chamäleon. Der Neue in der Klasse, Jole, ist fasziniert von ihrer Fähigkeit, aber auch andere Menschen.
Beurteilungstext
Auch wenn Carla eigentlich glücklich ist, wenn niemand sie bemerkt, ist sie über das seltsame optische Verschwinden, das immer dann auftritt, wenn sie nervös wird und sich zu sehr beachtet fühlt, verzweifelt. Ihre Familie hilft ihr nicht: Die Mutter, Tierpflegerin im Zoo, ist absorbiert von der Arbeit für und mit den Tieren, von denen sie immer wieder eines mit nach Hause nimmt und sich dann entsprechend verkleidet und benimmt. Ihr Vater benimmt sich wie ein Teenager, und ihre Schwester spielt ihr ständig blöde Streiche. Wie gut, dass Jole neu in die Klasse kommt, ein Junge, der in einer überaus normalen Familie wohnt und sich nichts so sehr wünscht wie eine ungewöhnliche Familie. Und Jole findet Carlas seltsame Veränderung spannend und unterstützt sie im Umgang damit. Als seltsame Männer die beiden entführen (und den Pinguin Herrn Ping, den Carlas Mutter aus dem Zoo mitgebracht hat, gleich mit) und ihnen vorschlagen, in der Organisation "Die Kavaliere" mitzuhelfen, stimmen die beiden nach etwas Überlegung zu. "Die Kavaliere" wollen den Menschen, die andere, insbesondere Kinder, betrügen, das Handwerk legen. Und Carlas besondere Fähigkeit ist da sehr nützlich, wird sie doch praktisch unsichtbar.
Der erste Auftrag für "Die Kavaliere" findet im zweiten Band statt.
Der Einstieg in die Erzählung ist vielversprechend: Carla versucht, sich für den Schulalltag ohne beste Freundin einen Plan zu machen und ist anfangs von dem neuen Jungen und seinen ständigen Witzen genervt. Ihr, die viel beobachtet und selber wenig aktiv wird, fällt der seltsame Polizist auf, der die Eltern und andere Erwachsene, die Verkehrsregeln nicht beachten, zur Kasse bittet, während alle anderen so mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie nichts Ungewöhnliches wahrnehmen. Später wird klar, dass dieser falsche Polizist im Auftrag von "Die Kavaliere" unterwegs ist.
Nach diesem Einstieg in die Geschichte häufen sich aber die ungewöhnlichen Elemente, werden wenig kohärent zu einer Handlung zusammengestückelt, und es ist auch keine überzeugende Atmosphäre, keine Stimmung zu spüren. Und die seltsamen Verhaltensweisen und Handlungen der Eltern und der Schwester häufen sich, ohne dass wirklich zu erkennen ist, wo die Bedeutung für die Geschichte sein soll. Vordergründige Komik? Mehr jedenfalls nicht. Jole und Carla werden zusammengeschweißt, weil sie mit ihrer bislang unentdeckten, aber herausragenden Gesangsbegabung bei einem vom Himmel gefallenen Gesangswettbewerb die Schule vertreten sollen. "Die Kavaliere", zu Anfang eher bedrohlich dargestellt, werden mit einem Fingerschnipsen zu guten Menschen und Weltverbesserern, denen Carla und Jole sofort blind vertrauen. Auch hier: Die anfangs erzeugte Spannung und Atmosphäre werden verschenkt.
Schade um einige gute und originelle Ideen, die in einer vorwiegend oberflächlichen Handlung und hinter vordergründiger Komik verlorengehen.