Blutsbrüder

Autor*in
Wildenhain, Michael
ISBN
978-3-473-35219-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
253
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Berlin: Darius (17) und Hakan (16) sind seit Kindheitstagen engste Freunde - Blutsbrüder eben. Dann aber geraten sie in ein Dilemma, das durch die zunehmende Opposition zu Emre und anderen arabischen und türkischen Jugendlichen gekennzeichnet ist. Eine Opposition, die ihre Freundschaft fast zum Zerbrechen bringt und in hochemotionale und gewalttätige Auseinandersetzungen mündet.

Beurteilungstext

Darius und Hakan sind Jugendliche im Übergang zum Erwachsenen, die sich in einer Antifa-Gruppe in Berlin engagieren - mitten im "Kiez" in Kreuzberg, wo das Leben "multikulturell" ist, wo der Autor Wildenhain selbst auch zuhause ist und Jugendfußballmannschaften trainiert.
Wildenhain lässt seine Hauptfiguren so sprechen und handeln, wie sie es auch im echten Leben tun würden, ohne dabei jemals in einen unangemessenen und künstlichen oder gar die Jugendlichen vorführenden Jugendslang zu verfallen. Man spürt, dass der Autor die Sprache kennt und so trifft er damit ins "heiße Herz" (so ein älterer Titel Wildenhains) seiner Figuren.
Man glaubt sich beim Lesen dieses spannenden und realistischen Romans auf die Straßen Kreuzbergs oder Neuköllns oder in die verwinkelten Gänge der U-Bahnhöfe der Hauptstadt versetzt.
Nuancenreich verwickelt uns Wildenhain in die Beobachtungen, die Überlegungen, Diskussionen der Jugendlichen, die um sich selbst und ihre Haltung zur Welt ringen. Insbesondere für Hakan mit seinem türkischen Vater und der ethnisch-deutschen Mutter wird sein Leben im Viertel zunehmend schwierig, da er zunehmend Distanz zu den arabischen und türkischen Jugendlichen spürt, auf deren Seite er sich bisher fühlte. Er teilt ihren Ehrbegriff nicht und will ihre aggressiven und gewalttätigen Übergriffe auf Menschen anderer Ethnien nicht mehr akzeptieren. Das ist deshalb besonders problematisch, da er "einer von ihnen" ist. Darius versteht ihn zwar, kann aber seine Haltung vor allem im Blick auf die möglichen Konsequenzen nicht mittragen. So entwickelt sich die Geschichte zunehmend temporeicher auf den unvermeidlichen Höhe- und Schlusspunkt hin, eine gewalttätige Auseinandersetzung Hakans mit der Clique um Emre, in die auch Darius verwickelt wird. An der Haltung zu Emre geht fast die Freundschaft zwischen Darius und Hakan kaputt.
In der Darstellung von Emre gelingt Wildenhain eine Gratwanderung: Emres - im Kern rassistische und menschenverachtende -Haltung zu diskutieren und kritisieren und zugleich Emre als Figur Sympathie entgegenzubringen.
Wildenhain leuchtet Zwischenzonen in den Befindlichkeiten, Gefühlslagen und vor allem im Handeln seiner Figuren realistisch aus und hält die Spannung auch in den nachdenklicheren oder weniger temporeichen Passagen.
In einem seiner Interviews verwahrt er sich gegen jegliche integrationsfeindliche Position. Er betont: "Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen Oben und Unten". (Berliner Morgenpost, 11.3.2011)
Eine empfehlenswerte, facettenreiche spannende Lektüre für Jugendliche und besonders für Jungen ab 14/15.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Wildenhain, Michael

Wildenhain, Michael

Das schöne Leben und der schnelle Tod

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Alle gegen Lukas

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Leo der Held und der Traum vom Fußball

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Mit heißem Herz

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Blutsbrüder

Weiterlesen
Wildenhain, Michael

Mit heißem Herz

Weiterlesen