Bianca

Autor*in
Moeyaert, Bart
ISBN
978-3-446-26618-6
Übersetzer*in
Bach, Bettina
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
130
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2020
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,40 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

In dem Gefühl, grundsätzlich zu kurz zu kommen, lebt Bianca mit der Mutter und dem herzkrankem Bruder zusammen. Der Vater, mit Freundin, woanders. Dort überlegen sie gerade: Eigentlich müsste Bianca nicht jedes Wochenende bei ihnen leben, vielleicht lieber jedes zweite oder dritte. Von dieser Idee erfährt Bianca nicht direkt, sondern über die Mutter. Für eine Zwölfjährige, die von der Mutter bezeichnet wird als "Mädchen mit Gebrauchsanweisung", ist das schon ganz schön harter Tobak.

Beurteilungstext

Eines Tages sitzt Billie King im Sessel des Wohnzimmers der Familie. Sie ist die Schauspielerin von Biancas Lieblingsserie „Hier bei uns“, und das Mädchen kann es kaum glauben: Da sitzt Billie King in ihrem Zimmer. Sie ist nicht allein gekommen, ihr Sohn, so alt wie der Bruder Alan, ist auch da, die Jungen spielen zusammen.

Während sich die beiden Frauen im Wohnzimmer Tee trinken, lauscht Bianca an der Tür. Biancas Mutter spricht über den herzkranken Bruder, über sein Atemgerät und dass er es niemals loswerden wird.
Bianca stellt fest: „Von mir ist nicht die Rede. Auch nicht leise. Auch nicht in Halbsätzen mit langen Pausen dazwischen.“
Während Bianca von der Mutter liebend gern zum Tee eingeladen worden wäre, wird sie stattdessen von ihr gefragtgefragt, ob sie nicht mit den Jungen spielen will. Mit zwei Neunjährigen! Bianca ist empört und enttäuscht, immer wieder neu, immer wieder dann, wenn sie im Haus auf ihre Mutter trifft. Jeder Kommunikationsversuch beweist ihr, wie wenig die Mutter sie kennt, sich keine Mühe macht, sich auch nur ein einziges Mal in Bianca hineinzuversetzen. Es knistert in der Luft.

Bart Moeyaert gelingt es meisterhaft, dieses Klima der Daueranspannung zwischen Mutter und Tochter spürbar zu machen. Winzige Details, verbal und nonverbal, schaffen Dialoge, die diese aufgeladene Atmosphäre wie Dampf zwischen die Wörter sprühen. Durch seine Fähigkeit, sich einzufühlen, sich als Mann in ein zwölfjähriges Mädchen hineinzuversetzen, gelingt es dem Autor zu verdeutlichen, was Pubertät bedeutet, ohne über sie zu referieren. Seine Dialoge entlarven die Hilflosigkeit, die Erwachsene im Umgang mit dieser Altersstufe begleitet, ihre Schein-Heiligkeit, in die sie notfalls flüchten, ihren im Vergleich zu den Kindern, eher glattzüngiger Blick auf die Welt.

Das Cover, ein Bild von Bianca und ihr Name, senkrecht „am Rande“, erfüllt, was Lesende erwarten von diesem Buch, eine Geschichte aus dem Blickwinkel einer Zwölfjährigen, präzise und klug analysiert, ihre Skepsis, ihre Unbestechlichkeit, das Durchsetzungsvermögen eines zwölfjährigen Mädchens auf der Suche nach sich selbst.

Der Roman verzichtet auf die im Jugendbuch meist gewohnte „Action“. Spannung erzeute Bart Moeyaert dadurch, dass er über die inneren Prozesse schreibt, die sich in Bianca abspielen und zeigt, wie abenteuerlich das sein kann. Sein Anspruch an Kinderliteratur unterscheiden sich nicht von den Maßstäben, der auch für anspruchsvolle Erwachsenenliteratur gilt. Sein Buch interessiert Erwachsene wie Kinder/ Jugendliche, die gute Lesekost mögen.
Zitat S. 83
Wenn man klein ist, findet man es ganz normal, dass immer dieselbe Frau nett zu einem ist und einen anlächelt. Ganz am Anfang muss man noch lernen, >Mama< zu sagen. Man kann sich nicht vorstellen, dass einem diese Frau eines Tages auf den Geist geht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von G-KH; Landesstelle: Schleswig-Holstein.
Veröffentlicht am 02.01.2021

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