Bianca

Autor*in
Moeyaert, Bart
ISBN
978-3-446-26618-6
Übersetzer*in
Bach, Bettina
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Seitenanzahl
136
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2020
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Bianca reagiert auf Anforderungen oft mit stummer, rasender Wut. Die alleinerziehende Mutter, mit dem herzkranken Sohn und der zornigen Tochter überfordert, missversteht ihre Tochter häufig und findet zu selten hilfreiche Antworten. Allein mit sich in einem Versteck in einem verwilderten Garten zeichnet und schreibt Bianca in ein verborgenes Heft. Wo ist ihr Platz in dieser Welt? Das Verständnis einer dritten Person ermöglicht Bianca allmählich, Gefühle auszudrücken und konstruktiver zu werden.

Beurteilungstext

Für die Mutter ist Bianca ist ein Mädchen, für das man eine Gebrauchsanweisung benötigt. Wie mit Biancas aufschießender Wut, ihrer Sprachlosigkeit, ihrem Davonlaufen umgehen? Nicht nur die Mutter auch Bianca selbst fühlt sich diesem Gefühlschaos ausgeliefert. Die ca. 12-Jährige lebt mit dem 9-jährigen Bruder Alan bei der Mutter. Den Vater und dessen Freundin sieht das Mädchen nur an den Wochenenden. Vater war einmal ihr bester Freund. Die Erinnerung daran stimmt traurig. Biancas Bruder lebt nach mehreren Operationen mit nur einem halben Herzen und muss immer ein Sauerstoffgerät in Reichweite haben. – An diesem Tag erfährt Bianca von der Mutter, dass der Vater seine Tochter zukünftig nur noch im 14-tägigen Abstand sehen möchte, weil das Kind so schwierig sei. Bianca ist gekränkt, obwohl sie weiß, dass sie es der neuen Freundin des Vaters sehr schwer macht. Sie stürmt aus dem Haus und vernimmt nur mit halbem Ohr die Ankündigung ihrer Mutter, heute käme ein besonderer Besuch, der Bianca sehr freuen würde. Bianca flüchtet wieder einmal in ihr sicheres Versteck auf einem verwilderten Nachbargrundstück. Zeit, die sie dort verbringt, füllt sie mit Nachdenken, Schreiben und Zeichnen. Von diesem heimlichen Leben ihrer Tochter ahnt die Mutter nichts, wähnt das Kind auf einem Spaziergang. Die Mutter ist vor allem mit der Betreuung des herzkranken Sohnes und der Regulierung des Alltags der Familie beschäftigt und damit vielfach überfordert. Die angekündigte Überraschung ist Billie King, die bekannte Schauspielerin aus einer Vorabendserie. Billie King kommt erstmalig mit ihrem Sohn, einem zukünftigen Spielkameraden für Alan, zu Besuch. Bianca, die es in ihrem Versteck vor Neugier nicht lange aushält, ist sprachlos als sie ihr Idol in der mütterlichen Wohnung vorfindet. Die einfühlsame Billie findet leichten Zugang zu Bianca. Sie deutet das Schweigen Biancas als Stärke und übersetzt Biancas Kennzeichnung „sonderbar“ mit „besonders“ und „wichtig“. Bianca erzählt ihr von dem Versteck und ihrem Heft, in das sie malt und in das sie wichtige Wörter notiert, um darüber nachzudenken. Zwischen Mutter und Tochter gelingt solche Offenheit nicht. Zwischen den beiden sind gegenseitiges Nicht-Verstehen und Verletzungen vorherrschend. Bianca verletzt durch Schweigen, Rückzug und Weglaufen. Die Mutter durch die Fokussierung auf die eigene Bedürftigkeit: „Ich fände es schöner, wenn du in solchen Momenten in meiner Nähe bleiben würdest“ oder durch Abwertung: „Dann hast du mal wieder falsch gedacht“. Nur manchmal gewinnt das Einfühlsame, wenn die Mutter die Tochter warm und liebevoll in den Arm nimmt, sie „Süße“ nennt und wünscht, die Tochter besser zu verstehen. Durch den starken Eindruck, den Billie King auf Bianca hinterlässt, probiert Bianca neue Wege im Umgang mit der Wut. – Ein berührendes Buch, das zum Nachdenken über heftige Affekte und den Umgang damit auffordert. Wie häufig misslingen Beziehungen, weil der jeweils andere sich nicht wahrgenommen und abgewertet fühlt und darüber nicht geredet wird? In diesem Buch wird jegliches Schwarz-Weiß-Denken vermieden. Die komplexen inneren Gefühlslagen sind sehr gut dargelegt Die Sprache ist wunderbar klar und bildet die kindliche Wahrnehmung treffsicher mit ungewöhnlichen, poetischen Sprachbildern ab.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 34; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 07.03.2020

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