Arm sind die anderen
- Autor*in
- Smith, Pete
- ISBN
- 978-3-8000-5635-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 160
- Verlag
- Ueberreuter
- Gattung
- –
- Ort
- Wien
- Jahr
- 2011
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
„Ich kann einfach nicht mehr“ – Diese fünf Wörter findet der 16-jährige Sly kurz vor Heiligabend auf dem Badezimmerspiegel, nachdem er von einer Tour mit seinem Kumpel Agi nach Hause kommt. Zusammen mit seinen drei Geschwistern und seinem senilen Opa macht er sich auf die chaotische Suche im verschneiten Frankfurt nach ihrer Mutter…
Beurteilungstext
Sly ist über den Satz am Spiegel nicht wirklich überrascht, schließlich hat seine Mutter an ihren „dunklen Tagen“, wie sie ihre Depression nennt, diesen schon häufig verwendet. Nur dieses Mal ist ein Wort anders und versetzt den 16 Jährigen in Alarmbereitschaft: Was ist, wenn sie es dieses Mal Ernst meint und sich etwas antut? Die ständigen Geldsorgen, das Leben am Rande der Existenz, der verzweifelte Versuch, trotzdem irgendwie ein bisschen Würde zu bewahren und die ewig scheiternden Beziehungen zu Männern, die nicht selten von Alkoholmissbrauch und Gewalt geprägt sind, fordern offenbar ihren Tribut. Als Ältester übernimmt er das Kommando über seine drei Halbgeschwister, denen er eigentlich nicht besonders nahe steht und den verwirrten Opa, der seit dem Tod seiner Frau auch noch in der kleinen Wohnung bei ihnen lebt und macht sich hoffnungsvoll auf die Suche nach ihrer Mutter, die gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit wird.
Pete Smith versteht es gekonnt in „Arm sind die anderen“ feinfühlig die Ausweglosigkeit dieses familiären Elends zu schildern, ohne die Hoffnung zu nehmen. So erfährt Sly unverhofft Hilfe von einer Nachbarin und die vorher eher aneinander desinteressierten Familienmitglieder wachsen zusammen und lernen, sich aufeinander verlassen zu können.
Die derbe, teilweise vulgäre Ausdrucksweise der Protagonisten ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, vermittelt aber Authentizität und steht im Kontrast zu dem an anderen Stellen sehr poetischen Schreibstil, der Verletzlichkeit, Angst und Unsicherheit aller Beteiligten sichtbar macht.
Trotz der bedrückend geschilderten Situation macht „Arm sind die anderen“ Mut, die Hoffnung in noch so ausweglos erscheinender Lage nicht aufzugeben, da es sich immer für etwas zu kämpfen lohnt. Ein wirklich gutes Buch – nicht nur für Jugendliche –, welches man nicht mehr aus der Hand legen kann und noch lange in einem nachklingt.