168 - Verschollen in der Römerzeit

Autor*in
Smith, Pete
ISBN
978-3-8000-5241-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
271
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Den 15-jährigen Freunden aus dem Elite-Internat bieten sich außergewöhnliche Möglichkeiten: Neben den reichen Eltern ermöglicht ihnen ihr überhoher IQ, eine Zeitmaschine zu konstruieren. Damit gelangen sie in das Jahr 168 nach Christi mitten in die Gladiatorenkämpfe des römischen Köln. Nur unter abenteuerlichen Umständen gelingt ihnen ihre Mission und die Flucht in unsere Zeit zurück.

Beurteilungstext

Die Idee der Geschichte hat den üblichen Reiz der Zeitreise: Mit dem Wissen von heute in eine längst vergangene Zeit zu reisen, über die vieles, aber noch längst nicht alles bekannt ist. Darüber hinaus geht es hier aber um Jugendliche, die sich der Problematik einer solchen Reise bewusst sind - der Autor fügt den Trick ein, dass eine doppelte Anwesenheit (also der heute Lebende trifft sich selbst aus der Zukunft bzw. Vergangenheit) einfach unmöglich ist. Dennoch bleibt, dass Zeitreisende Spuren hinterlassen können, die später Probleme bereiten. Hier gelingt das: Ausgerechnet auf dem Hof des Internats in der Nähe Kölns findet der Gärtner Scherben und einen Zahn. Der Zahn aber ist fast 2000 Jahre alt und weist eine Füllung auf, die es erst seit dem letzten Jahrhundert gibt. Das macht die Jugendlichen stutzig: Es kann nur so sein, dass ein später als sie Geborener die von ihnen gebaute Zeitmaschine gefunden und benutzt hat, dann aber im Jahre 168 zumindest in Schwierigkeiten geriet. Weitere Funde von kryptischen Bleitafeltexten bestätigen sie in ihrer Annahme und sie wagen also die Reise. Perfekt vorbereitet gelingt sie und sie erleben das römische Köln. Und der Leser ist dabei. Der sachkundige Autor führt uns ein lebendiges Leben in der alten Zeit vor Augen, so klar, dass ich erst im Nachhinein bemerkte, dass der Text überhaupt nicht illustriert wurde: Die Sprache ist bilderreich und informativ, man macht fürwahr die Zeitreise mit. Zudem ist der Leser besser informiert als die Helden. Verschränkt mit der Erzählung über die Erlebnisse ist die Beschreibung des zuvor in die Vergangenheit gereisten Zwillingspaares. Die Schwester muss miterleben, wie ihr Bruder als Gladiator in der Arena gemordet werden soll, durch pure Zufälle und sein Geschick allerdings mehrfach davon kommt. Der Autor verwendet hier den Erzähltrick der Beschreibung des Gladiatorenkampfes durch ein Mädchen von heute. Angewiderter kann man das Abschlachten gar nicht beschreiben und so entgeht man der Faszination der Kämpfe, die nicht nur das anwesende Publikum vor Begeisterung von den Bänken reißt, sondern immer Gefahr ginge, auch den Leser mitzureißen. Denn Spannung kann der Autor aus dem Handgelenk erzeugen. Der Leser hat also nicht nur einen sehr gelungenen Abenteuerroman vor sich, sondern er erfährt eine Unmenge über das Alltagsleben, die Gladiatorenkämpfe, die Herrschaftsverhältnisse, das Leben in der römischen Welt.

Ist so etwas nicht ein uneingeschränkt empfehlenswertes Buch?
Nein: Abgesehen von dem etwas peinlichen Fauxpas, Venezuela nach Mittelamerika zu versetzen (S. 27) ist das Ambiente zumindest problematisch: Ein Eliteinternat, das nur Hochbegabte aufnimmt (Nelson hat einen IQ von konstant 184), die natürlich auch alle reichlich Geld haben. Allerdings umschifft Smith diese Klippe durch seine sympathischen Charaktere und deren respektlosen Umgang mit sich selbst. Ihre jährliche Vorführung vor den Sponsoren soll ausschließlich dazu dienen, die Gelder für das nächste Jahr zu sichern und sie bezeichnen dies selbst als “Freak-Show”. Nun gut, das mag also gelten, sonst wäre es auch sehr kompliziert zu erklären, wie denn die äußeren Bedingungen für die Zeitreise geschaffen werden könnten.
Aber das Hauptproblem sehe ich in zwei hasserfüllten Zwillingen aus dem Internat, die den Freunden folgen, in der Vergangenheitsgeschichte für reichlich Probleme sorgen und dann - quasi geopfert werden. Der Leser weiß, dass zwei revoltierende Sklaven hingerichtet wurden. Alle Helden aber entkommen den Häschern, die Zwillinge bleiben zurück - und kein Wort mehr darüber.
An dieser Stelle nimmt der Autor die gleiche Haltung ein wie die vor Begeisterung brüllenden Zuschauer der blutigen Kämpfe in der Arena und erwartet vom Leser, dass der entweder ebenso empfindet - oder einfach vergisst, dass es da noch zwei fünfzehnjährige Jungs gab, die einfach dumm und verantwortungslos handelten.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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