Arm sind die anderen

Autor*in
Smith, Pete
ISBN
978-3-8000-5635-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Allein gelassen von der Mutter am 23. Dezember. Ohne Geld, ohne Vorräte.. Der 16-jährige Sylvester ist verzweifelt. Drei jüngere Geschwister (drei, zehn und dreizehn Jahre alt) sind zu versorgen und ein Großvater, der auf dem Weg zu Demenz ist. Familie, erwachsene Freunde gibt es nicht. Aber Sylvester hat schon häufig die in Depression fallende Mutter ersetzen müssen. Er nimmt die Herausforderung an.

Beurteilungstext

Sylvester erzählt von der Weihnachtswoche, wer genau liest weiß, dass er im Rückblick berichtet, denn er befindet sich in einer engen weißen Zelle. Er beschreibt die Familiensituation, da ist einfach alles falsch gelaufen. Die Mutter, vier Kindern mit vier Vätern, depressiv. Nach dem ersten Kind hat sie noch Abitur gemacht und ein Studium begonnen. Aber dann folgt eine Reihe unseliger Partnerschaften. Nur bei den Großeltern finden die Kinder manchmal Ruhe und zuverlässige Fürsorge. Der Großvater vermittelt zumindest Sylvester ein Wertesystem, das allgemeinen Anforderungen entspricht. Aber nun ist die Oma verstorben, der Opa nicht berechenbar, und allein der von der Mutter sehr unterstützte Familienzusammenhalt, der starke Wunsch selbständig zu bleiben und von niemandem abhängig zu werden ist das Triebmittel für die Geschwister bei dem Versuch, die Mutter zu finden und bis dahin unauffällig zu bleiben.
Die seltsame Fünfergruppe macht sich auf den Weg, sie treffen auf eine Gruppe von Gothics, ein blinder Seher unbestimmten Geschlechts gibt Rat, eine durch Contergan geschädigte Nachbarin schenkt Aufmerksamkeit und leiht Geld, ein ehemaliger Liebhaber der Mutter wird verprügelt, eine Krankenschwester gewährt Sylvestersieben Minuten sexuellen Kontakt und er träumt von der reizenden Prostituierten, die ihm in der Nacht vor dem Verschwinden der Mutter ein wenig Freundlichkeit geschenkt hatte. Wegen Geldmangel nicht mehr. Dieser Zug durch Frankfurts Bahnhofsviertel war die schönste Nacht in Sylvesters Leben. Sein heiterer, unbedarfter Freund Agi sorgt für ein wenig Lachen in all dem Elend.
Sylvester berichtet von der Suche der Geschwister nach der Mutter, die Szenen werden direkt gezeigt, deftige Jugendsprache inklusive, dazwischen gibt es fast poetische Einschübe, in denen das Leid und die Verzweiflung des Jungen deutlich werden. Als die Mutter zum Schluss auftaucht, Sylvester aus dem kurzen Arrest entlassen wird, scheint alles in Ordnung. Aber der Leser bleibt ratlos über der Frage, wie das weitergehen soll. Es hat sich ja nichts geändert. Man hat eine Weile zugesehen, ist Gedanken gefolgt, hat Handlungen beobachtet - es war nie langweilig, es ist viel geschehen. Aber was soll man mit dem geballten Schrecken jetzt anfangen? Wie kann man das alles mit eigenen Erfahrungen und Beobachtungen verbinden, wie kann man daraus Handlungsmuster entwickeln? Zumindest hat man einmal unter die Oberfläche geschaut und viel Leid gesehen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Pfn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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