Annes Baum

Autor*in
Cohen-Janca, Irène
ISBN
978-3-8369-5393-1
Übersetzer*in
Scheffel, Tobias
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Quarello, Maurizio A.C.
Seitenanzahl
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2011
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Der Baum hinter dem Haus, in dem Anne Frank ihre letzten Jahre verbrachte, erzählt von sich und Anne, vom Krieg und den Nazis und seinem Ende: Tatsächlich fiel er 2010 um. Die Illustrationen sind bemerkenswert klar und deutlich.

Beurteilungstext

Eigentlich haben ja nun wirklich alle, die jemals mit der Familie Frank in Berührung kamen, und sei es nur mittelbar, alles erzählt, was auch nur entfernt erzählenswert ist. Fällt da noch jemandem etwas ein? Richtig, Anne erwähnte ja die Kastanie, die sie aus dem Fenster sah. Die kann ja noch erzählen (und für später vielleicht noch das Haus, der Schrank vor der Geheimtür....)
In langen, elegischen Sätzen erzählt der Baum, nicht einfach eine Kastanie, nein, ein Kastanienbaum von sich und Seinesgleichen, die “Verliebten ...den Schatten unseres dichten Blätterwerks (spenden)”, “den Jungen schenken wir unsere harten, glatten, glänzenden Kastanien, damit sie sich damit (sic!) bewerfen, den Alten, damit sie sie gegen das böse Rheuma in die Tasche stecken, den ganz Kleinen, damit sie mit ihnen basteln.” Man sieht förmlich den Alten, der bedächtig erzählt, die Pfeife im Munde - nur wem erzählt er? Den Kindern des 21. Jahrhunderts? Den Schülern, die in der Schule schon mal von Anne Frank gehört haben, also vielleicht 12 sind?
Altbackene Sprache bringt keine Empathie hervor.
Politisches wird vorgestellt, auf einer Seite zusammengefasst sind 11 der grotesken Verbote für Juden, die die Nazis erfanden, gipfelnd in dem “Verbot(en) zu existieren”. Zu wenig Information, zu wenig Empathie, zu wenig erzählt - wen soll das wie erreichen? Im Weiteren: Koketterie eines Alten (Baumes), immerhin mit gut ausgewählten Zitaten aus dem Tagebuch Anne Franks.
Anders sind die Zeichnungen. Anne ist arg mager, wirkt aber entsprechend Schutz bedürftig, die Gesichter anderer könnten beliebig ausgetauscht werden, eindrucksvoll aber sind die Uniformen der Wehrmacht (oder SS, das ist unklar, ist aber auch unwichtig): sie sind in ihrer Klarheit bedrohlich genug. Überhöht wird das noch durch die Farbgebung. Auf grob sepiagefärbtem Papier klare Bleistiftzeichnungen, die Uniformen tief schwarz und als einzige Farbe ein Rotbraun, das beide Seiten der Erzählung zeigt: Das Leben und Sterben von Baum und Blättern und die Bedrohung durch Krieg, Tod und Brand, teils ganz gegenständlich in Form eines Bombenhagels, teils abstrakt ein ganzes Haus ergreifend, während davor ein Junge hinter einem Reifen her rennt. Kluge Gegensätze werden mit sparsamsten Mitteln geschaffen.
Nur ausgerechnet das erste Bild ist daneben gegriffen: Es zeigt eine Stadt mit einem Flüsschen, kaum einer Gracht, in der viele Kastanien wachsen. Nur ist das nicht das Amsterdam Anne Franks. Dabei gibt es doch eine entsprechende Luftaufnahme!(Ruud van der Rol & Rian Verhoeven, Anne Frank, AnneFrankStiftung, Amsterdam, Oetinger 1993)
SO ein Buch kann ich nicht empfehlen, auch wenn Quarello gute Illustrationen machte.
Völlig kryptisch ist die Widmung: In Erinnerung an Ilan Halimi, ...der nur schuld (war), Jude zu sein.
Wer war das?

Mein Leseexemplar ist übrigens auch falsch herum gebunden. cjh11.10

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Cohen-Janca, Irène

Cohen-Janca, Irène

Annes Baum

Weiterlesen
Cohen-Janca, Irène

Die letzte Reise Janusz Korczak und seine Kinder

Weiterlesen
Cohen-Janca, Irène

Die letzte Reise. Janusz Korczak und seine Kinder

Weiterlesen
Cohen-Janca, Irène

Die letzte Reise. Janusz Korczak und seine Kinder

Weiterlesen
Cohen-Janca, Irène

Die letzte Reise-Janusz Korczak und seine Kinder

Weiterlesen
Cohen-Janca, Irène

Die letzte Reise. Janusz Korczak und seine Kinder

Weiterlesen