Anders frei als du

Autor*in
Feher, Christine
ISBN
978-3-570-30900-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
286
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 16-jährige Malina hat sich nie groß für Religion interessiert, als sie sich in den Jungen Tarik verliebt. Die Besuche bei seiner Familie offenbaren ihr eine völlig neue Welt der Rituale, Traditionen und des Zusammenhalts. Der Isalam gibt ihrem Leben eine unbekannte Tiefe und bei Malina entsteht der Wunsch, Muslima zu werden - auch als die Beziheung zu Tarik zerbricht. Doch ihr Umfeld reagiert mit Unverständnis und Ablehnung...

Beurteilungstext

Malina ist jung, beliebt, sie achtet sehr auf ihr Äußeres und geht gerne mit ihrer Freundin Nele und manchmal auch mit deren Bruder Luca auf Partys. Doch schon zu Beginn der Geschichte wird deutlich, dass sich Malina eigentlich mehr vom Leben wünscht, als auf Partys zu gehen. Als sie mit ihren Freunden aus ihrer Schule gemeinsam zum „Karneval der Kulturen“ geht, erlebt sie dort mit, wie ein behinderter Junge beim Trampolinspringen einen Unfall hat. Dies kommt ihr vom Schicksal her ungerecht vor, so, als solle dem Jungen der Spaß nicht gegönnt sein. Dieses Ereignis beschäftigt Malina nachhaltig, es ist vielleicht ein erster innerer Wendepunkt für sie. Obwohl Malina zu Beginn der Geschichte bei einer Diskussion in der Schule deutlich und selbstbewusst den Standpunkt vertritt, dass sie nichts von Religion hält, fühlt sie sich trotzdem von Tarik, einem gläubigen Moslem, so angezogen, dass sie sich in ihn verliebt. Tarik nimmt Malina mit in seine Familie, wo sie das erste Mal mit dem Islam in Kontakt kommt, was ihr sofort sehr gut gefällt. Vor allem spürt sie eine Harmonie in der Familie und deren Zusammenleben, die sie berührt und beeindruckt. Mit ihrer muslimischen Freundin Nesrin verbringt Malina allmählich immer mehr Zeit und lernt auch über sie den Islam immer besser kennen. Langsam verändert sich ihre Haltung gegenüber den Religionen insgesamt. Nach dem Besuch in einer Moschee wird diese Veränderung auf S.131 wie folgt beschrieben: „Malina fühlt, wie sie sich entspannt. Es ist, als sei sie jetzt erst richtig wach geworden. Und angekommen. Endlich zu Hause.“ Malina unternimmt nun noch mehr mit Nesrin, sogar mehr als mit Tarik, und sie hat immer weniger Interesse an den Aktivitäten mit ihren alten Freunden. Mehr und mehr ist sie vom Islam fasziniert, dass sie sich schließlich entscheidet zu konvertieren. Ihr Beschluss hat so viel Bestand, dass er auch dann noch bestehen bleibt, nachdem sie sich von Tarik getrennt hat. Nur Nesrin vertraut sie sich mit ihrem inneren Prozess an, ihre Familie und Freunde stellt sie vor vollendete Tatsachen, sie möchte nicht infrage gestellt werden. Vor allem Nele und Malinas Bruder reagieren mit Unverständnis, auch ihre meisten Freunde wenden sich von ihr ab. Ihre Mutter ist anfangs schockiert, doch als Malina aufgrund ihres Kopftuches beschimpft wird, stellt sie sich schützend vor sie. Am Ende des Buches akzeptieren sowohl die Mutter als auch ihr Bruder, ihre Entscheidung.
Malina macht in dem Roman eine große persönliche Entwicklung durch. Durch Tarik und Nesrin kam sie in Kontakt mit dem Islam, lernt ihn kennen und erlebt, wie sich ihr eine neue neue Welt öffnet. Sie ist sich sicher, dass sie Teil dieser Welt und Teil des Islam sein will, fühlt sich dennoch manchmal auch traurig auf ihrem Weg. Aus Angst, nicht verstanden zu werden behält sie ihre Überlegungen und ihren Wunsch sehr lange für sich. Malina wünscht und erhofft sich von ihrern Entscheidung auch, ein harmonischeres Zusammenleben mit ihrer eigenen Familie.
Nesrin ist in der Geschichte die „Lehrerin“ des Islams. Sie stellt Malina die Religion vor und ist dabei sehr verständnisvoll. Sie lässt sich in der Schule nicht von ihren Mitschülern bedrängen oder beeinflussen und ist trotz der „Zwänge“ im Islam „anders frei“. Sie wirkt glücklich und zufrieden. Nele hingegen ist sehr enttäuscht über die Entwicklung, vor allem weil Malina ihr nichts von ihrem neuen Interesse erzählt hat. Auch Luca und ihre Familie haben Probleme mit der Veränderung von Malina.
Bei dem Roman handelt es sich um einen realistischen Roman. Der Titel ist meiner Meinung nach sehr interessant und macht neugierig. Auf dem Cover sieht man ein junges Mädchen mit leuchtenden Augen und einem Kopftuch. Beides passt gut zu dem Inhalt des Buches. Das Buch ist in 24 Kapitel eingeteilt, die Spannung baut sich langsam auf und verdichtet sich immer mehr. Der Beginn des Buches liegt chronologisch gesehen am Ende des Buches. Dann folgt eine Rückblende in der erzählt wird, wie Malina den Islam kennen lernt. Die Erzählperspektive ist auktorial, der Text ist logisch und schlüssig aufgebaut und macht Lust zum Weiterlesen. Interessant sind auch die E-Mails, die Malina ihrer Cousine Hanna schreibt und in denen die Geschichte weitererzählt wird. Das Buch ist authentisch, man kann Malinas Traurigkeit über den Verlust ihrer Freunde nachvollziehen. Gleichzeitig zeigt es ihren Mut und ihre Freude, sich eine andere Zukunft zu entwerfen.
Mir hat das Buch gut gefallen, gerade auch weil die verschiedenen Seiten des Islam vorgestellt wurden und die innere Entwicklung und Entscheidung nachvollziehbar beschrieben wurde. Trotzdem bleibt die Erzählung teilweise oberflächlich, so wird wenig über die Geschichte des Islams oder deren verschiedene Ausrichtungen erzählt. Aber die Hürden, die sich einem jungen Mädchen wohl auf einem solchen Veränderungsweg stellen, wurden gut dargestellt. Meiner Meinung eignet sich dieses Buch besonders für 13 bis 17-jährige Jugendliche.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ros; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 12.08.2016

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